Stehen kurz vor dem Größenwahn: Muse und ihr neues Album „Simulation Theory“

Muse FOTO: New Press/Promo

Man könnte es ganz kurz machen: Beim Hören des neuen Muse-Abums Simulation Theory bleibt einem einfach die Spucke weg. Schon in den ersten Sekunden rollen die Briten einen unglaublich breiten Klangteppich aus, von dem man nicht mehr so leicht runterkommt. Die Drums hauen einen fetten Herzschlag aus den Boxen, Synthesizerklang aus irgendeiner fremden Galaxy landet auf der Erde, bis dann ein Klavier wie ein Bach beflügelt einem um die Beine plätschert.

Von Julian Falke

Der Opener („Algorithm“)  auf dem neuen Album von Muse ist vielleicht ein wenig pathetisch und gar martialisch, doch zeigt allein schon dieser eine Song, wie selbstsicher Matthew Bellamy (Gesang, Gitarre, Klavier und Synthesizers), Christopher Wolstenholme (E-Bass, Gesang, Synthesizer) und Dominic Howard (Schlagzeug und Perkussion) durch Rock, Pop, Elektronik und sogar Klassik segeln und dabei alles miteinander verbinden – das auch noch von sanft bis hart.

80er mit leicht psychodelischem Touch

Zeit, Luft zu holen bleibt kaum, denn bei „The Dark Side“ wabert die Musik gleich voller Power weiter. Unabhängig von den Instrumenten und Hooklines ist auch Bellamys hoher und kraftvoller Gesang das unverkennbare Markenzeichen der drei, die 1994 in Devon zusammenfanden. Mit düsterem Gebrüll geht es bei „Propaganda“ los, um dann in die funkige Prinz-Sektion überzugehen. Zu der gehört auch „Break it to me“, dessen Soundschnipsel schwer an die 80er erinnern – mit leicht psychodelischem Touch.

Mit dem Ghostbuster zurück in die Zukunft

Dieses Jahrzehnt strömt aus jeder Pore der Scheibe und reicht vom Cover-Artwork bis hin zum Videoclip von „Pressure“: Da geht es los mit einem öden Schulball wie bei „Zurück in die Zukunft“ den erst Muse, dann ein blaues Monster aufmischen. Es handelt sich dabei um ein irrtümlich von einem Laserstrahl getroffenes Meerschweinchen, das wie die alten Gremlins blutdurstig ausrastet, bis so eine Art Ghostbuster für Ordnung sorgt. Wird er es schaffen?

Die immer wieder aufblitzenden Virtual Reality Brillen erinnern an die weltbeherrschende Zockerwelt aus Ernest Clines „Ready Player One“, im Frühjahr noch von Steven Spielberg verfilmt im Kino. Nochmal zurück zu „Pressure“: Wer sich die Super-Deluxe-Version leisten will, sollte sich die Brass-Band-Version einmal anhören, die man vielleicht auch gern mal von den Bonnern Querbeat gecovert haben möchte – würde passen.

Durch die vielen Vorabveröffentlichungen und Livekonzerte in diesem Jahr (etwa bei Rock am Ring) kommen einem viele Songs schon bekannt vor. Doch schon nach einmal hören weiß man nicht mehr, welche das waren – so sehr bleibt einem alles im Kopf hängen. So auch das vergleichsweise ruhige „Something Human“ mit seinem treibenden Rhythmus und dem Ende mit Kirchenorgel. Es bleibt einem auch nichts erspart…

Mit „Thought Contagion“ taucht ein weiterer Bekannter auf, wie alle neuen Songs auch als Video im Netz vorhanden. So schießen die Briten auf allen Kanälen, was man sich wohl nur mit solch einem hohen Bekanntheitsgrad erlauben kann.

Und zu diesen Kanälen gehören auch die legendären Live-Auftritte, zum Beispiel am 29. Juni 2019 im Kölner Rheinenergiestadion. Muse ist für die ganz große Bühne gemacht. Die Vergleiche zu Queen kommen da nicht von ungefähr, wobei der aktuelle Hype um den Film „Bohemian Rhapsody“ der Karriere sicherlich dienlich ist. Was da alles zusammenkommt, passt irgendwie wie die Faust aufs Auge. Wollen wir hoffen, dass das nicht irgendwann mal im Größenwahn endet. Doch im Moment ist die Muse-Welt in Ordnung, faszinierend und spannend – macht einfach Spaß.

http://muse.mu/

Muse FOTO: New Press/Promo

 

Standard Album CD und Vinyl:  

  1. Algorithm
    2. The Dark Side
    3. Pressure
    4. Propaganda
    5. Break It To Me
    6. Something Human
    7. Thought Contagion
    8. Get Up and Fight
    9. Blockades
    10. Dig Down
    11. The Void

 

Deluxe Album CD:

  1. Algorithm
    2. The Dark Side
    3. Pressure
    4. Propaganda
    5. Break It To Me
    6. Something Human
    7. Thought Contagion
    8. Get Up and Fight
    9. Blockades
    10. Dig Down
    11. The Void
    12. Algorithm (Alternate Reality Version)
    13. The Dark Side (Alternate Reality Version)
    14. Propaganda (Acoustic)
    15. Something Human (Acoustic)
    16. Dig Down (Acoustic Gospel Version)

 

Super Deluxe Boxset:  

CD1 und Vinyl 1

  1. Algorithm
    2. The Dark Side
    3. Pressure
    4. Propaganda
    5. Break It To Me
    6. Something Human
    7. Thought Contagion
    8. Get Up and Fight
    9. Blockades
    10. Dig Down
    11. The Void

 

CD 2 und Vinyl 2

  1. Algorithm (Alternate Reality Version)
    2. The Dark Side (Alternate Reality Version)
    3. Pressure (Ft. UCLA Bruin Marching Band)
    4. Propaganda (Acoustic)
    5. Break It To Me (Sam de Jong remix)
    6. Something Human (acoustic)
    7. Thought Contagion (Live)
    8. Dig Down (Acoustic Gospel Version)
    9. The Void (Acoustic)
    10. The Dark Side (Alternate RealityInstrumental)