Katatonia in der Essigfabrik Köln. Als Support: Sólstafir und SOM

Katatonia FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

„Austerity“ kommt wie eine gewaltige Gewitterfront über das Publikum in der Kölner Essigfabrik. Mächtig und düster mit Drums, die aus der Dunkelheit bedrohlich über den eher sanften Gesang blasen. Katatonia hat sich für diesen Song aus ihrem aktuellen Album „Sky Void of Stars“ als Opener entschieden. Ein Stück mit einem Text, der das Video im Kopf gleich mitliefert. Die Schweden wissen nicht nur, wie man musikalisch dunkle Atmosphären schafft. Wenn Jonas Renkse von urbanen Lichtern singt, die sich aus dem Jahr 1988 wie Staub auf die Fensterscheibe legen, vom gespenstischen Horizont deines Auges, dann vergisst man auch, wie eiseskalt es in der finsteren Essigfabrik ist.

Von Dylan C. Akalin

Die Schweden beweisen wieder einmal, dass sie die Lords der melancholischen, nachdenklichen Klänge sind, die es verstehen, geschickt Elemente aus Doom, Gothic, Progressive und Alternative Metal in ihre Musik zu verweben. Die mitunter rhythmischen und stilistischen Überraschungen, die makellosen Musikalität und der wuchtige Sound machen die Band auch live zu einem Erlebnis. Fünf Stücke spielen sie aus dem aktuellen Album und geben noch einen hübschen Querschnitt durch ihr Schaffen. Die Fans im ausverkauften Saal können sich wahrlich nicht beklagen: Zum Repertoire gehören Doppelgitarren-Attacken von Anders Nyström und Roger Öjersson, der noch dazu davonfliegende, geradezu heroische Leads liefert, die schnell in schweren Thrash abfallen können und auch mal ein paar Jazzlicks dazwischenschiebt, dass man nur erstaunt ist. Schlagzeuger Daniel Moilanen sorgt für den nötigen rhythmischen Angriff, den Bassist Niklas „Nille“ Sandin unterstützt.

Katatonia FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Band ist bekannt für ihre Verwendung von klarem Gesang, introspektiven Texten und komplexer Gitarrenarbeit. Sie sind seit 1991 aktiv und haben zahlreiche von der Kritik gefeierte Alben veröffentlicht, die sie als eine der einflussreichsten Bands im Metal-Genre etabliert haben.

Katatonia live zu sehen, ist wie eine Kreuzung aus Metallica-Thrash, neuzeitlichem Tool und Opeth zu erleben: Metal mit proggy Headbanger, die keine Angst vor Emotionen haben.

Sólstafir

Für mich überraschend gut war die Post-Rock-Band Sólstafir aus Island. 1995 gegründet, war die Gruppe vor allem in der Extreme-Metal-Szene bekannt. Die Band machte glücklicherweise einige Veränderungen durch. Sänger und Gitarrist Aðalbjörn „Addi“ Tryggvason ist von Anfang an dabei und ist der kreative Kopf der Truppe, auch wenn Svavar „Svabbi“ Austmann (Bassgitarre), Sæþór Maríus „Pjúddi“ (Gitarre) und Hallgrímur Jón „Grimsi“ Hallgrímsson (Schlagzeug) ebenfalls bei den Kompositionen genannt werden. Die mit dem großartigen Album „Otta“ begonnene stilistische Evolution führte dazu, dass Solstafir auch aus Progressive Rock und Hard Rock schöpfte, was perfekt auf dem Album „Berdreynn“ und dem ersten mit englischem Titel „Endless Twilight of Codependent Love“ aus dem Jahr 2020 zu hören ist.

Solstafir FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

SOM

Die amerikanische Gruppe SOM, deren Musik mitunter als düster, traurig und sinnlich zugleich beschrieben wurde, kam in der Essigfabrik nicht so recht in die Spur. Vor allem der Sound war einfach grausig, ein einziger Brei. Und noch ein Wort zur Gesamtinszenierung: Diese schwarzen Bühnen, wo die Musiker von hinten angestrahlt werden, gehen mir langsam auf den Keks. Seit geraumer Zeit scheint das gerade in diesem Rockgenre en vogue zu sein. Mag sein, dass man der Musik intensiver zuhört, wie manche meinen. Aber live will ich auch etwas fürs Auge haben, sprich, wenigstens die Musiker noch sehen.

SOM FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Setlist SOM:

1. Animals
2. Awake/Sedate
3. Moment
4. Center
5. Black Out The Sky
6. Youth/Decay

Setlist SÓLSTAFIR:

  1. Köld
    2. Melrakkablús
    3. Rökkur
    4. Rismál
    5. Fjara
    6. Ótta
    7. Goddess Of The Ages

Setlist KATATONIA:

1. Austerity
2. Colossal Shade
3. Lethean
4. Deliberation
5. Birds
6. Behind The Blood
7. Forsaker
8. Opaline
9. Buildings
10. My Twin
11. Atrium
12. Old Heart Falls
13. Untrodden

Encore

14. July
15. Evidence