Jede Menge Highlights im November-Programm der Harmonie in Bonn

Corky Laing in der Bonner Harmonie. FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Das November-Programm der Harmonie in Bonn hat wieder einige musikalische Highlights zu bieten. Neben dem wunderbaren Emil Brandqvist Trio kommen unter anderem mit Mountain und Russ Ballard ein paar echte Legenden in den Musikclub in Endenich.

Als das Emil Brandqvist Trio vor vier Jahren sein Konzert im Rahmen des Beethovenfestes in der Harmonie begann, hätte man eine Feder fallen hören können. Die empfindsamen, doch glasklaren Pianoklänge fielen wie Schneeflocken übers Publikum, das den Atem anzuhalten schien vor so viel vergänglicher Schönheit. Der Bass und das sanfte Schlagzeugspiel setzten nacheinander ein und entführten das Publikum für gut anderthalb Stunden in die melancholische Seelenlandschaft der Skandinavier. Ein unvergessenes Konzert. Jetzt kommt das wunderbare Trio aus Drummer Emil Brandqvist, Pianist Tuomas A. Turunen und Bassist Max Thornberg erneut in die Harmonie. Für das bestuhlte Konzert am Dienstag, 1. November, ab 19 Uhr gibt es noch Karten. Es ist eines der Highlights im November-Programm des Endenicher Musikclubs.

Schwedische Musiker haben ein vollbrachtes Gespür für beschwingte Melancholie. Das hat sicherlich etwas mit der volksmusikalischen Sozialisation zu tun. Und die Musiker des Emil Brandqvist Trios sind wahre Meister im Ausdruck solcher ergriffenen Gefühlsmomente. Ihre Songs sind wie eine Ansammlung kleiner feiner musikalischer Kurzgeschichten, alle mit dem Blick des aufmerksamen, sensiblen Beobachters. Wer bei einem Titel wie „My New Bike“ meint, das ist eine rasante Liebeserklärung an ein rot-glänzendes Fahrrad, der irrt. Während die Linke von Pianist Turunen stoisch zwei Akkorde spielt, tupft die Rechte pastellfarbene Erzählstränge, begleitet vom eleganten Spiel von Bassist Thornberg und dem Bandchef Emil Brandqvist. Es ist eher so was wie die lächelnd-wehmütige Erinnerung an die Kindheit. Die Musik dieses Trios baut die Spannung durch feine Fadenbildung auf, gleich einem Spinnennetz im Morgenlicht, das auch trotz der schweren Regentropfen „unzerbrechlich“ ist. Kammermusikalische Strukturen und eine entfernt an skandinavische Volksweisen erinnernde Motive machen die Musik zu einem empfindsamen Erlebnis.

Mountain

„Mississippi Queen“ und „Nantucket Sleighride“ haben die New Yorker Hardrockband Mountain nicht nur berühmt, sondern auch unsterblich gemacht. Charakteristisch sind die allgewaltigen Soundkonstruktionen, das mitunter träge, entspannte, stampfende Rockgerüst, über das sich weitläufige Gitarrenimprovisationen legen – irgendwo zwischen Cream und Greatful Dead sind sie zu Vorbildern für Bands wie Phish geworden. Die Band, die 1969 beim Woodstock-Festival für Furore sorgte, kommt am Mittwoch, 2. November, nach Bonn (Beginn 20 Uhr) und nennt sich mittlerweile Corky Laing’s Mountain – nach dem einzigen verbliebenen Originalmitglied. Der Drummer hält das Konzept immer noch zusammen. Seit dem Tod des legendären Gitarristen Leslie West vor zwei Jahren, der indes aufgrund seines Gesundheitszustandes schon Jahre zuvor nur noch auf lokalen Auftritten dabei war, gehört Richie Scarlet (ex Ace Frehley´s Comet) an der Gitarre zur Band. Mark Mikel spielt den Bass. An Kraft und Dynamik hat die Band bis heute nicht verloren.

Hattler

Hellmut Hattler ist eine deutsche Legende: Der Mann prägte mit seinem unverwechselbaren Basssound die Musik von Kraan, Tab Two und Siyou’n’hell. Am 3. November präsentiert der mittlerweile 70-Jährige mit Sängerin Fola Dada, Gitarrist Torsten de Winkel und Drummer Oli Rubow vor allem sein Album „Sundae“, das von Funk, Electronic, Jazz, Pop und Chill out geprägt ist.

Tribute und Blues

Zugegeben, Tribute-Bands sind nicht ganz mein Ding. Aber diese beiden sind wirklich sensationell: MYTALLICA feat. Mathias „Metti“ Zimmer spielen am Freitag, 4. November, ab 20 Uhr, und ACHTUNG BABY – „A Tribute to U2“ einen Tag später am Samstag, 5. November. Nicht verpassen darf man zudem BILL BAUM´S BLUESBENDERS – Special Guest: GREG COPELAND – “Blues Alive”: Bill Baum und seine Mannen spielen wieder ihr alljährliches Harmonie Konzert. Wie immer bringen sie noch einen Gast mit, dieses Mal den Blues Sänger Greg Copeland. Das Konzert am Sonntag, 6. November, beginnt schon um 19 Uhr.

Russ Ballard

Russ wer? Russ Ballard. Den Mann muss man kennen. Immerhin hat der Brite, der seine Karriere in den Sechzigern als Sänger und Gitarrist der Roulettes startete, dann bei Argent war, Welthits geschrieben. „Hold Your Head Up“ von Argent, „So You Win Again“ von Hot Chocolate (1977) zum Beispiel, oder „Since You Been Gone“ von Rainbow (1979). Er hat auch etliche Hits für Roger Daltrey, Carlos Santana, America und viele andere geschrieben. Wer die lebende Hitmaschine mit seiner Band live erleben möchte, der hat am 11. November, ab 20 Uhr, die Gelegenheit dazu.

Am 24. November laden die Mark Gillespie’s Kings Of Floyd zu einer beeindruckenden Reise durch die Hits der erfolgreichsten Phase von Pink Floyd von „Meddle“ (1971) über „Dark Side of The Moon“ (1973), bis zu „The Wall“ (1979) ein. Einen Tag später kommt die Rockformation Terry Hoax aus Hannover, die einst mit einer Cover-Version des Depeche-Mode-Hits „Policy Of Truth“ einen Achtungserfolg hatte.

Legendär sind die Auftritte des niederländischen Gitarristen Julian Sas in der Harmonie. Jedes Jahr kommt der bekennende Rory Gallagher-Fan in den Bonner Musikclub. Die Auftritte hier gelten als die magischsten, sodass selbst aus den Niederlanden Fangruppen nach Endenich kommen. Am 26. November spielt Sas mit seiner Band nicht nur Stücke aus seinem aktuellen Album „Electracoustic“. Es gibt noch wenige Karten.