Jazzfest Bonn 2019: Julia Hülsmann Oktett in der Universitätsaula

Julia Hülsmann FOTO: Walter Schnabel/JFB

Das Julia Hülsmann Oktett und die Yellowjackets in der Aula der Universität Bonn zwei Bands: Die Klasse der Yellowjackets kann das Oktett nicht erreichen, und doch hatte der Auftritt der Hülsmann-Band seine beachtenswerten Momente.

Von Dylan Cem Akalin

Nicht durchgängig überzeugen konnte das Julia Hülsmann Oktett, und das lag nicht an der Bandleaderin. Im Gegenteil. Die Bonner Pianistin hat einen Stil, mit dem sie einfach alles veredeln kann. Sie gehört zu den Pianistinnen der Jazzszene, die mit kontemplativer Dynamik durch jeden Song schwingen, das hört sich stark nach Jarrett– und/oder Mehldau-Schule an, leise, klug, elegant, lebhaft.

Das Eröffnungsstück „Coisanio de Imagens“ kommt nicht richtig in Schwung, auch wenn Eva Klesse am Schlagzeug den ganzen Körper einzusetzen scheint. Susanne Pauls Celloeinsatz klingt etwas schief, und Aline Frazãos Gesang gepresst. Die Leichtigkeit fehlt. Die Norwegerin Live Maria Roggen bringt mit ihrem Vokalpart bei „Felicia’s Song“ etwas Ruhe ins Oktett, ein Stück, das bisweilen an Joni Mitchell erinnerte.

Alles fließt…

Ani DiFrancos „Up Up Up Up Up Up“ bekommt durch Michael Schiefels prägnant-scharfen Gesang über das Staccato von Bass und Violine etwas Kantiges. Die Violine schafft mit einem fast Gypsy-Musikartigen Solo ein wohliges Gleichgewicht –  und dann Julia Hülsmann, die so ein tolles Gefühl für Harmonien hat, dass alles bei ihr fließt.

Sehr schön: der Beatles-Klassiker „Come Together“ mit einem fulminanten Duett zwischen den Drums und dem Scatgesang von Michael Schiefel. Begeisterter Applaus war den beiden sicher. Tatsächlich ist Schiefel ein ganz starker Vokalist, der eine große Bandbreite im Ausdruck hat. „Walkside“ mit Live Maria Roggen hat ein paar interessante Momente, wenn die Violine in den Gesang kreuzt.

Albtraumhafter Hexentanz

Julia Hülsmann Oktett FOTO: Walter Schnabel/JFB

Aber wirklich stark ist die Vertonung von Margret Atwoods Gedicht „You Come Back“ – mit einem Folkgrund, der plötzlich immer voluminöser wird und sich in einen albtraumhaften Hexentanz entwickelt – und starken Vokaleinsätzen von Schiefel und Aline Frazão, die später bei „Tanto“ ihre Sternstunde hat, wie sie die Töne wie zarte Wellen in den Raum schickt. „Your Congratulations“, im Original von Alanis Morissette, ist im Gesang eher bieder, das Zusammenspiel von Klavier und Cello und später der Violine machen aus der Interpretation dann doch noch einen Hörgenuss. So wie auch „Hatchet“, das die bitterböse Heiterkeit eines Kinderreims als Begleitung zu einer Hinrichtung hat.

Insgesamt ein netter Programmpunkt mit einigen überraschenden Höhepunkten. Nicht mehr.

Besetzung

Julia Hülsmann – Klavier
Live Maria Roggen – Gesang
Aline Frazão – Gesang
Michael Schiefel – Gesang
Susanne Paul – Cello
Héloïse Lefebvre – Violine
Eva Kruse – Bass
Eva Klesse – Schlagzeug