Jasmin Tabatabai eröffnet am Freitag das Jazzfest Bonn

Das Jazzfest Bonn 2017 ist eröffnet. Die deutsch-iranische Sängerin und Schauspielerin Jasmin Tabatabai und das David Klein Quartett stellten am Freitag im Telekom Forum vor rund 1100 Gästen ihr aktuelles Album „Was sagt man zu den Menschen wenn man traurig ist?“ vor. Das Titelstück basiert auf dem wunderbaren Text von Georg Kreisler. Es ist das Eröffnungsstück. Jasmin Tabatabai betritt die Bühne im knallroten Kleid – und gewinnt sofort alle Herzen. Das Piano perlt, der Besen streichelt die Trommeln, der Bass wiegt sich, und das Saxofon begleitet sie flüsternd.

Die Zeit war reif

Nach „Eine Frau“ (2011) ist es Tabatabais zweiter Ausflug in den Jazz, zu der sie der Schweizer Saxofonist und Komponist David Klein verführte. Die Idee dazu habe er schon 2000 gehabt, als Tabatabai die Nachtclub-Sängerin und Kurt-Tucholsky-Muse Billie Sunshine in dem Film „Gripsholm“ gespielt hatte, bei dem Klein am Soundtrack mitarbeitete. Doch erst elf Jahre später fand die heute 49-jährige Schauspielerin die Zeit reif für dieses Projekt – ein „modernes Liederalbum“, wie sie es nennt. Nach dem Erfolg des Albums, wollten die beiden unbedingt weitermachen.

Das Folgealbum, das vor einem Jahr erschien, bewegt sich inhaltlich zwischen DDR-Rock, dem Puhdys-Stück „Wenn ein Menschen lebt“ aus dem Film „Legende von Paul und Paula“, Evergreens von Kurt Tucholsky, Kurt Weill, und Cole Porter und dem harmlosen Klassiker von Reinhard Mey „Aller guten Dinge sind drei“ – das alles sehr zart, zerbrechlich interpretiert. Und natürlich darf auch eine Jazzversion ihres bekannten Stücks „Catch Me“ aus dem Film „Bandits“ nicht fehlen. Begleitet wird sie neben Klein am Tenorsaxophon Olaf Polziehn am Klavier, Ingmar Heller am Bass, Peter Gall am Schlagzeug. Polziehn setzt Akzente bei „Another Sad Song“, die Klein sensibel und virtuos aufgreift. Wunderschönes Stück!

Eine starke Überzeugungskraft erreicht die Sängerin mit „After you kill Mr“ und der Kurt Weill-Komposition Youkali, ein Song über die utopische Insel als Fluchtphantasie, den man ja auch schon in einer eindringlichen Version von Ute Lemper kennt. Hier wird Tabatabai nur von einem reservierten Piano begleitet. Durch Hildegard Knef bekannt wurde das Lied „Nur das und nicht mehr“ von Cole Porter. Der persischen Pop-Song „Gole Sangam“ setzt eine interessante Note. Vom ersten Jazzalbum kommt das eher belanglose „Eine Frau“, bei dem vor allem Pianist Polziehn mit wunderschönen Einlagen glänzt. Beim Text habe er sich an Donald Trump orientiert, scherzt Klein, dessen Mutter Miriam Klein eine bekannte Jazzdiva in der Schweiz war.

Moderator Thomas Heyer begrüßt Telekom-Chef Timotheus Höttges, Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan, die stellvertretende UN-Chefin Amina Mohammed und die UN-Klimasekretärin Patricia Espinoza im Publikum.

Den zweiten Teil des Abends bestritt die Formation Jazzkantine. (Dylan Cem Akalin)