Seltsame Klamotten, gute Musik: Boy George & Culture Club mit „LIFE“ auf Tour

Mit ihrem brandneuen Album „LIFE“ melden sich Pop-Magier Boy George und sein legendärer Culture Club zurück, und auch auf Tour geht die bunte Truppe – zum Beispiel zu sehen am 4. Dezember in Köln und am 5. Dezember in Berlin.

Von Julian Falke

Die neue CD „LIFE“ von Boy George und seinem Culture Club gehört vielleicht jetzt schon zu einen der eher unterschätzten Scheiben dieses Jahres. Das liegt sicherlich am dem Versuch, mit einem Comeback am die eigenen Hits der 80er Jahre anknüpfen zu wollen. Denn das ist es, was die Fans von George Alan O’Dowd irgendwie erwarten. Schafft er noch einmal ein Do You Really Want to Hurt Me“ oder „Karma Chameleon“?

Natürlich nicht, die alten Zeiten, dieses Lebensgefühl ist einfach (zum Glück auch) vorbei. Doch sie scheinen ein wenig wie ein Fluch auf dem 57-jährigen Londoner zu lasten, ging doch schon Reunion 1998 nicht so wirklich auf. Seit 2014 gibt es die Band mit Roy Hay (Gitarre), Mikey Craig (Bass) und Jon Moss (Drums) nun wieder und ging seitdem auch auf Tour.

Vielseitiger Pop

Wer sich von den alte Zeiten löst, wird beim neuen Album mit vielseitigem Pop belohnt, der sich neben sanftem Reggae vor allem in Soul und Gospel breit macht und wie bei „Bad Blood“ und „Runaway Train“ auch oft funky daherkommt. Sorgsam instrumentiert mit Bläsern, Streichern und vollem Backgroundchor.

Am interessantesten ist Georges anderes Timbre in der Stimme – dunkler, etwas rauer und tiefer als früher. Vor allem das macht die neuen Songs aus, die mit jedem weiteren Hören mehr Freude machen. Die ganze Platte ist bei weitem nicht so exzentrisch wie die eigene Darstellung des Sängers und Songwriters – gut so. Er posiert mit Krickelkrakel auf langem schwarzem Mantel, der mit einem Reifrock aufgeplustert zu sein scheint. Dazu trägt er eine zu groß geratene Melone, die wie die Hüte der englischen Polizeibeamten aussieht. Anstelle des Wappens hängen seltsame Spinnweben darüber und in Georges Gesicht mit den dunkel geschminkten Augen. Seine Musiker stellen sich da lieber mit abgeklärtem Gesicht und schwarzem Rollkragenpulli mit aufs Foto. Ein etwas seltsamer Haufen.

Das Album verdient Aufmerksamkeit

Der hat es aber drauf: „Let Somebody Love you“ könnte die Folgesingle von Sting und Shaggys „Don’t make me wait“ sein. „Resting Bitch Face“ passt prima mit seiner Wah-Wah-Gitarre und den spitzen Trompeteneinwürfen in die 70er Jahre. Mit dem „Different Man“ danach setzen Culture Club sogar noch einen drauf. „Oil & Water“ ist eine schöne orchestrale Ballade, gefolgt vom hymnischen „More Than Silence“, zu dem dann wenigstens Georges zu den Seiten ausgestreckte Arme passen. Mit dem kraftvollen „Life“ samt Botschaft, dass die Dinge nur besser werden können, endet ein abwechslungsreiches Album, das auf jeden Fall Aufmerksamkeit verdient.

 

Konzert Termine:

04.12.18 Köln, Palladium (58,20 Euro)

05.12.18 Berlin, Verti Music Hall

 

Tracklist „LIFE“

  1. God& Love
  2. Bad Blood
  3. Human Zoo
  4. LetSomebody Love You
  5. WhatDoes Sorry Mean
  6. Runaway Train
  7. Resting Bitch Face
  8. Different Man
  9. Oil&Water
  10. More Than Silence
  11. Life