Nobbis Plattentipps: East Of Eden: “Jig-A-Jig” (1974)

Nobbis stellt heute eine Platte von East of eden vor FOTO: Dylan Cem Akalin

Nobbis Plattentipps: East Of Eden: “Jig-A-Jig” (1974, Label: Deram)

Nobbi Schumacher stellt auf J&R regelmäßig besondere Platten vor oder solche, die er Plattenfans mal wieder in Erinnerung rufen möchte. Nobbi betreibt seit 22 Jahren einen Plattenladen in der Marienstraße 21, 53225 Bonn. Der leidenschaftliche Sammler ist dafür bekannt, Vinylfreaks fast jedes Schätzchen besorgen zu können. Der Laden ist jedenfalls eine echte Fundgrube für Plattenfreunde mit kleinem und großem Portemonnaie. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 10 bis 19 Uhr, samstags: 10 bis 18 Uhr.

Aus heutiger Sicht etwas merkwürdig: Das Album beginnt mit einem flotten Folk-Tanz, und auch das Albumcover lässt einen vermuten, dass es sich um ein Fidel-Album voller Folk handelt. Doch weit gefehlt. Jig-a-jig von East Of Eden ist eine ungewöhnliche Progressive-Rock-Platte mit vielen Jazzbezügen. Manches wirkt heute vielleicht etwas epochal – vor allem eben die eigenartige Art, die Stile zu mischen. Ziemlich jeck jedenfalls.

„Jig-a-Jig“ war jedenfalls der einzige Hit dieser britischen Band, die 1967 in Bristol entstand und ab 1968 in der Londoner Szene zu den bahnbrechendsten Bands zählte. Sie gehörten jedenfalls zu den Gruppen, die den Rock eben „progressiv“ interpretierten. Und gerade dieses Titelstück war ja total untypisch für die Band, die zu den ersten gehörte, die die Geige als Instrument des Rock einsetzte. Denn die Musik pendelt ziemlich heftig zwischen Free Jazz, Folk, orientalischen Moves und eben Rockmusik.

Das zweite Stück mit dem wundersamen Titel „Nymphenburger“ kommt melodisch und folkorientiert mit dominierenden Geige und Querflöte daher.

Das dritte Stück „Ramadhan“ besteht aus mehreren Teilen und beginnt wie ein orientalische Schlangenbeschwörung, geht dann aber in einen Focus-artigen, Hook-lastigen Rock über, um dann ziemlich freejazzig zu werden. Die Kakaphonie der vielen einsetzenden Instrumenten wird nur von der stoisch spielenden Rhythmsection zusammengehalten.

Überhaupt: Der Grundrhythmus und die Rhythmusbegleitung bleiben meistens gelassen, fast ein wenig wie bei Can.

„Northern Hemisphere“  mit einem hardrockigen Riff und dem Querflötenunterlegten Chorus geht in Richtung Folk-Rock, der jazzig wird.  „Isadora“  erinnert an die Tänzerin und Choreografin Isadora Duncan (1877-1927), eine Wegbereiterin des modernen sinfonischen Ausdruckstanzes, die für ein neues Körper- und Bewegungsempfinden warb: „To dance is to live, there is no shame/ Beneath a vine of ivy leaves, Isadora sleeps“. Es ist für mich eines der Highlights mit dem sehr jazzig-psychedelisch angehauchten instrumentalen Mittelteil. „Leaping Beauties For Rudy“ könnte auch Captain Beefheart gefallen. Auf jeden Fall ein Stück Rockgeschichte!

Besetzung:

Dave Arbus: electric violin, flute, saxophone
Ron Caines: saxophone, keyboards, vocals
Geoff Nicholson: guitars, vocals
Andy Sneddon: bass guitar
Geoff Britton: drums