Albumkritik: Die Jubiläumsausgabe von „Intothe Gap“ – Thompson Twins erscheint an diesem Freitag, 22. November 2024

THOMPSON TWINS FOTO Peter Ashtworth_4_1000

Von Dylan Akalin

Dieses Album war nicht nur ein musikalischer Meilenstein der 1980er-Jahre, sondern auch eine wichtige Entwicklungsphase für die Thompson Twins. Das kommt einem sofort beim Durchhören der Jubiläumsausgabe von „Into the Gap“ in den Sinn. Mit dieser Ausgabe wird der kreative und emotionale Kern des Albums in all seiner Tiefe erlebbar – sowohl durch die remasterte Musik als auch durch den umfangreichen Kontext, der in den Begleittexten gegeben wird. Das 3-CD-Album erscheint an diesem Freitag, 22. November 2024.

Ein Blick zurück: Kreativität und Gemeinschaft

Die Anmerkungen von Tom Bailey, Alannah Currie und Joe Leeway in dem kleinen Booklet ist wirklich lesenswert. Into the Gap markiert eine Zeit intensiver kreativer Zusammenarbeit, schreiben die Autoren. Die Band beschreibt sich in dieser Phase nicht mehr nur als Musiker, sondern als „Designer von Popmusik“, was es ganz gut trifft. Die Balance zwischen elektronischen Klängen und analogen Instrumenten führte zu einem „größeren“ und weniger „zappeligen“ Sound, wie Bailey betont. Diese Freiheit erlaubte es der Band, ein Album zu schaffen, das Emotion und Tanzbarkeit miteinander verbindet – was vielleicht das Grundgesetz des Pop in den 80er Jahre.

Curries Texte stehen im Mittelpunkt und spiegeln oft tiefergehende gesellschaftliche Themen wider. Ein gutes Beispiel dafür ist der Song „Sister of Mercy“, dessen Hintergrund ein feministischer Diskurs über häusliche Gewalt ist. Solche Themen, die in Popmusik selten behandelt wurden, zeigen, wie subversiv und gleichzeitig massentauglich Into the Gap war – eine Seltenheit im Mainstream der 80er.

Der Soundtrack einer Ära

Into the Gap vereint Hits wie „Hold Me Now“, „Doctor! Doctor!“ und „You Take Me Up“, die mit ihrem zeitlosen Synth-Pop-Sound und eingängigen Melodien bis heute begeistern. Besonders bemerkenswert ist die Arbeit von Produzent Alex Sadkin, der den Songs eine Balance zwischen Studio-Perfektion und organischer Energie verlieh. Tracks wie „Hold Me Now“ wurden innerhalb kürzester Zeit geschrieben, aber ihre Qualität und emotionale Tiefe machen sie zu Klassikern, die die Zeit überdauert haben.

Die neue Edition bietet neben den remasterten Originalsongs auch spannende alternative Mixe und erweiterte Versionen, die die Vielseitigkeit und Experimentierfreude der Band darlegen. Fans werden besonders die Extended Mixe von „Hold Me Now“ und „Sister of Mercy“ zu schätzen wissen, die die Tanzbarkeit der Tracks noch weiter in den Vordergrund stellen.

Visuelle und emotionale Tiefe

Die Begleittexte der Jubiläumsausgabe werfen ein Licht auf die persönliche Dynamik der Band. Besonders berührend sind die Erinnerungen von Currie an ihre Zeit in London, getrennt von ihrer Familie in Neuseeland, und wie die Bandmitglieder in dieser Phase zu einer Ersatzfamilie wurden. Joe Leeways Reflexionen über das „Us against the world“-Gefühl der Band zeigen, wie sehr die äußeren Umstände ihre kreative Energie bündelten.

Auch die Herausforderung, tiefgehende Themen in einer Pop-Struktur umzusetzen, wird deutlich. Curries Ansatz, „weird ideas into a three-minute song“ zu packen, zeigt ihren visionären Anspruch, der die Thompson Twins von anderen Bands ihrer Zeit abhob.

Ein Meilenstein, der Bestand hat

Mit dieser Jubiläumsausgabe wird die zeitlose Qualität von Into the Gap erneut unter Beweis gestellt. Die Songs sind mehr als nur Nostalgie; sie sind ein Fenster in eine Ära, die musikalische Grenzen verschob und gesellschaftliche Themen in den Mainstream brachte. Die Mischung aus tanzbaren Beats, emotionaler Tiefe und innovativer Produktion macht dieses Album auch heute noch relevant. Für Fans der Thompson Twins und Liebhaber der 80er-Jahre-Musik ist diese Edition ein absolutes Muss.