Rock am Ring 2022: Was für ein erster Festivaltag. Måneskin sind überragend

Måneskin bei Rock am Ring 2022 FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Von Dylan Cem Akalin

Wer der Abräumer des ersten Tags auf Rock am Ring 2022 war? Keine Frage! Måneskin. Damiano David, Thomas Raggi (Gitarre), Victoria De Angelis (Bass) und Drummer Ethan Torchio sind geborene Rockstars. Die Italiener gehören auf die Bühne, und zwar auf die große Bühne. Vielleicht waren sie an diesem ersten Tag des Festivals die einzigen, die diese große Bühne wirklich ausfüllten, die wirklich jeden bis in die letzte Reihe erreichten mit ihrer Musik, mit ihrer Attitüde.

David und De Angelis waren ganz in Rot gekleidet, Gitarrist Raggi in Weiß. Von der ersten Sekunde boten sie ein heißes Gewusel aus Leder, Tattoos, Glitzer, Tanz, Haut. Dass die Gitarre zu Beginn bei „Zitti e Buoni“ aufpeitscht wie einst die von Jimmi Page von Led Zeppelin, dass Damiano David eine Mischung aus David Bowie, Robert Plant, Simon Neil und Marc Bolan verkörpert, mag nicht unbedingt gewollt sein. Aber die Band vereint einfach viele gute Einflüsse zu einem selbstbewussten eigenen Stil.

Måneskin bei Rock am Ring 2022 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Kaum zu fassen, dass diese Band, 2016 in Rom gegründet, sich eine ganze Weile mit Straßenmusik und Auftritte in Kneipen durchschlug, bis sie 2017 erst als Zweitplatzierte aus der italienischen Version von X Factor herausgingen und dann mit ihrem Debütalbum „Il ballo della vita“ 2018 in ihrer Heimat viel Anerkennung erhielten. Der internationale Durchbruch kam Anfang 2021 mit Eurovision, der siegreiche Glam-Rock-Banger „Zitti E Buoni“, der die Geschlechternormen herausfordert, hatte schon zuvor Doppelplatin erreicht und über 45 Millionen Streams verbucht. Seitdem spielen sie nur noch in ausverkauften Hallen.

Ganz stark heute die Four Seasons-Nummer „Begging“, das Gitarrensolo am Rand des Bühnenstegs bei „For Your Love“ und am Ende „I Wanna Be Your Dog“ von Iggy and the Stooges, bei dem David sich auf der Bühne wälzte. Was für ein genialer Auftritt!

You Me at Six

Dagegen wirkte You Me at Six bei ihrem gerade mal 18-minütigen Auftritt geradezu verloren auf der Bühne. Die Stimme von Josh Franceschi war beim Opener „Suckapunch“ viel zu schwach und auch gegen die fetten Riffs und Bässe bei „Adrenaline“ kam er kaum durch an. Das besserte sich dann schon bei „Bite My Tongue“, und er schaffte es immerhin einen Moshpit-Contest zu initiieren. Ein wenig britischer 80s-Postpunk blitzte bei „Underdog“ – dann war auch schon alles vorbei.

Weezer

Positiv überrascht haben Weezer. Die Truppe aus Los Angeles waren schon immer eine Band, mit der sich Fans schwertaten. Das kalifornische Quartett hat immer gemacht, was es wollte. Gründungsmitglied Rivers Cuomo kommt ziemlich lässig in Jeans, einem Rolling-Stones-T-Shirt von der Tour 1994 und einem grünkarierten Hemd drüber. Irgendwie wirkt er, als würde er grad in seiner Garage spielen. Van Halens „Jump“ dröhnt aus dem Off, als sie die Bühne betreten und gleich miut „Hash Pipe“ einen riffbasierten Song präsentieren. „Beverly Hills“ mischt Stadion-Hymne mit Punkrock. Dazu spielt Brian Bell eine sägende Gitarre, unterstützt von der Talk Box. „My Name is Jonas“ geht in Richtung Green Day, nur dass da noch eine harte Mundharmonika einen krassen Bruch herbeispielt.

Weezer FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Das ganze Stadion tanzte und sang zu „Pork and Beans“, „Undone – The Sweater Song“, „Say it Ain’t So“ und „Buddy Holly“. Alles Songs, die vermutlich jeder kennt. Partystimmung kommt auf, als sie Totos „Africa“ spielen. Fantastisch. Das ganze Set war Rock’n’Roll mit gutem Gefühl in entspannter Atmosphäre.

The Offspring

The Offspring präsentieren ein Best-off mit 17 Songs ihrer Laufbahn. Mit „Staring At The Sun“, „Come Out And Play“, „All I Want“ und „Want You Bad“ bringen sie als erstes schon mal die Sing-Alongs. Eine sichere Bank als Start. Es wird klar, wie viele Knaller sie seit ihrer Gründung 1986 herausgebracht haben. Von „Let The Bad Time Rolls“ buntem Ska-Punk bis zum Grunge durchsetzten  „Gotta Get Away“ und den etwas an die Foo Fighters erinnernden „Can’t Get My Head Around You“ haben sie ein wirklich beeindruckendes Repertoire vorgelegt. Einer meiner Höhepunkte: „Hit That“, der erst stockend beginnt und dann abgeht wie eine Motörhead-Nummer. Vor allem der Bass. Ich weiß nicht, ob Lemmy sich jemals auch die Fingernägel rot lackiert hat wie Todd Morse, aber erhätte seinen Bass geliebt.

Dennoch reicht es nicht, vor 90.000 Zuschauern wie festgenagelt am Mikro zu stehen und die Songs zu präsentieren. Dennoch hat die Menge den Auftritt genossen – zumal sie die Stücke wirklich gut arrangiert hatten.

Jan Delay, Broilers und Green Day

Spitzenmäßige Show mit Partystimmung bot gewohnt Jan Delay mit seiner Kapelle und den fantastischen drei Background- und Verstärkungssängerinnen. Es geht los mit den Klassikern „Klar“ und „Spaß“ und „Kinginmeimding“ wird kurzerhand umbenannt in „KinginmeimRING“. Wunderschön die Reggaefassung von Nenas „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“. Abends geben sich noch die Broilers und als Hauptact Green Day die Ehre. Sie kündigen sich mit „Bohemian Rhapsody“ von Queen an und starten ihren starken Auftritt mit dem Hit „American Idiot“. 20 Stücke spielen sie, darunter natürlich „Boulevard of Broken Dreams“, gefolgt von „Longview“, „Welcome to Paradise“, „Hitchin‘ a Ride“ und dem Kiss-Song „Rock and Roll All Nite“. Klar holen sie, wie immer, wieder einen Fan auf die Bühne, diesmal bei „Knowledge“. Was für ein erster Festivaltag – der schon stark mit Donots und den Toten Hosen startete!

Rock am Ring Fans FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Weezer FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Sammy Amara von Broilers FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Jan Delay bei Rock am Ring 2022 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Jan Delay bei Rock am Ring 2022 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Måneskin bei Rock am Ring 2022 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Måneskin bei Rock am Ring 2022 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Måneskin bei Rock am Ring 2022 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Måneskin bei Rock am Ring 2022 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski