Fish hat ja bereits angekündigt, dass dies seine letzte Tour sein würde, bevor er sich zur Ruhe setzt und sich nur noch um seinen Garten kümmert. Und seine Stimme sagt ihm, dass er damit richtig liegt. Ähnlich wie Ian Anderson, hat Derek William Dick, wie Fish mit bürgerlichem Namen heißt, am Samstag auf dem KunstRasen Bonn Mühe, die einstige Kraft, die seine Stimme einst ausmachte, zu halten.
Von Dylan Cem Akalin
Der 61-jährige schottische Singer-Songwriter und Schauspieler Fish, dessen Stimme immer mit der von Peter Gabriel verglichen wurde, erlangte von 1981 bis 1988 Bekanntheit als Leadsänger und Texter der neoprogressiven Rockband Marillion, von der er nur ein Lied am Schluss singt: „Lavender“.
Talentierter Songwriter
Aber eins muss man Fish lassen: Der Mann ist ein talentierter Songwriter. So einen Song wie „Credo“ oder „Man With A Stick“ mit den rätselhaften Sounds und Rhythmen muss einer erst mal schreiben. Kein Wunder, dass er Kultstatus hat – und die Fans schon seit zwei Jahren auf sein neues Album „Weltschmerz“ warten, das er angekündigt hat und dann im letzten Jahr doch erstmal die EP „A Parley With Angels“ herausbrachte.
Vielleicht ist der KunstRasen Bonn zu groß für den großartigen Künstler, ich habe ihn schon in der Kölner Kantine gesehen, wo er wesentlich besser rüberkam.
„Brother 52“ glänzt aufgrund der fantastischen Gitarrenarbeit und des Keyboardsolos. Und seine Sängerin Doris Brendel ist der Wahnsinn! Sein langjähriger Bassist und Mit-Produzent Steve Vantsis und Gitarrist Robin Boult schaffen wunderbare Momente.
„Der Brexit ist totale Scheiße“
Und dann schimpft Fish über Boris Johnson und seinen durchgeknallten Plan des No-Deal-Brexits: „Totale Scheiße“, ruft Fish in gebrochenem Deutsch wütend. Der europäische Gedanke sei heute so aktuell wie nie.
Als vorletzten Song spielt er „Internal Exile“ von seinem zweiten Soloalbum, nachdem er Marillion 1988 verlassen hatte. Es ist inspiriert von seiner eigenen Vergangenheit, seinen persönlichen Problemen und seinen schwierigen Erfahrungen mit der Plattenfirma EMI. Die Musik spiegelt Fishs neue Zuwendung in jenen Bereich der Musik wider, die er als Solokünstler erforschen wollte, vor allem der keltischen Musik und Folk-Stile. Insgesamt ein schönes, aber kein perfektes Konzert.
