Fesselnde Improvisationen: Heiner Schmitz und Organic Underground

JF/Heiner Schmitz OU (c) Lutz Voigtlaender

Meine Güte, was für ein Saxofonsound! Was für eine Energie, welch Leidenschaft und Ideenreichtum! Heiner Schmitz faszinierte schon zur Eröffnung des Jazzfest Bonn als Solist bei der Jazzkantine. Am Freitag begeisterte er mit seiner Band Organic Underground in der Bonner Brotfabrik – vor fast ausverkauftem Haus.

Von Cem Akalin

Heiner Schmitz OU (c) Lutz Voigtlaender

Und sympathisch ist er auch noch. Heiner Schmitz führt mit humorvollen Ansagen durch den Abend, der eigentlich noch hätte eine Stunde weitergehen dürfen. Denn die Band, so mein Eindruck, war insbesondere in der zweiten Hälfte des Sets richtig gut eingespielt. Beim Opener „Steam & Soil“ wusste man zunächst noch nicht so recht, wohin die Reise führen sollte. Arrangements für Gitarre und Bläser schienen nicht abgestimmt. „Monday @ Lunch“ startet mit einem ruhigen Einsatz von Saxofon und Posaune (Ludwig Nuss), in das Martin Feske mit einer funkigen Rhythmusgitarre einsteigt. Nuss löst sich dann mit einem zunächst etwas schrägen Cantina Classic-mäßigen Solo, die Hammond von John Hondorp klingt etwas trocken, härter als gewohnt, besonders beim Intro zu „Monday Afterwork“. Dieses Stück geht stark in Richtung Fusion, so wie auch „Friday Jazz Dance“, das stellenweise an Billy Cobhams „Crosswinds“-Arrangements erinnert, obwohl es dem Jazzsaxofonisten Eddie Harris gewidmet war.

Heiner Schmitz OU (c) Lutz Voigtlaender

Spätestens hier war die Truppe glänzend aufgelegt, die Soli von Posaune, Gitarre, Orgel und insbesondere das dynamische, fast rockige Spiel von Schlagzeuger Ralf Gessler bekamen zu recht viel Applaus vom Publikum. Sein bestes Solo spielte Schmitz bei „Sequoia“, mit einer fesselnden Improvisation und einem Sound zwischen Michael Brecker und Gato Barbieri , begleitet von einer knochigen Orgel, zu Beginn swingend wie Paul Desmond, doch dann immer wilder werdend. Grandios!

Und Ludwig Nuss, der seit 2002 die 1. Posaune in der WDR-Big Band spielt und seit 2007 auch Professor für Posaune/ Ensemblebegleitung am Jazz-Institut Berlin ist, muss man eh nicht vorstellen. Nuss ist ein Posaunist, der sich in jede Musik gut einfühlt, die er spielt, der  einen geradezu vokalen Ausdruck hat. Ein wunderbarer Abend.

siehe auch: Christopher Dell