Zu Bonn hat die New Yorker Prog-Metal-Band Dream Theater ein besonderes Verhältnis. Das hat die Band bei ihrem letzten Auftritt in der Bundesstadt 2007 auf dem Museumsplatz betont (siehe auch DT im Palladium Köln). Bonn war neben Berlin die einzige deutsche Stadt gewesen, in der die Band auf ihrer ersten Welttournee nach dem überraschenden Erfolg des Albums „Images and Words“ 1992 gastiert hatte. An solchen „ausgewählten Orten“, hatte Sänger James LaBrie (siehe Interview) erklärt, spielt die Band traditionell dieses Album und zwar komplett von Anfang bis Ende. Eine Seltenheit, denn einige der Stücke, wie etwa die Ballade „Wait For Sleep“ hatte sie schon viele Jahre lang nicht mehr live gespielt.
Die Band, die zu den erfolgreichsten dieses Rockgenres zählt, ist der Hauptact bei der Classic Rock Nacht auf dem Kunst!Rasen am kommenden Donnerstag, 9. Juli. Die Musik: eine Mischung aus Progressive-Rock der 1970er Jahre, versetzt mit der Energie des Metal vom Schlage Metallica oder Watchtower, virtuose Finesse trifft auf epische Melodien mit hohem Ohrwurmcharakter. Die Bandmitglieder sind bekannt für ihren Enthusiasmus, ihrer Dynamik und geradezu versessenen Liebe zum Spielen. Diese Band ist definitiv ein Liveerlebnis.
Mit über zwei Millionen alleine in den US und weltweit mehr als 10 Millionen verkaufter Einheiten von Meilensteinen wie „Metropolis Pt. 2: Scenes From A Memory“ (1999) und „Systematic Chaos“ (2007) sind Dream Theater längst nicht mehr aus der internationalen Heavy-Landschaft wegzudenken. Und auch durch gefeierte Auftritte mit Formationen wie Deep Purple, Iron Maiden, Porcupine Tree, Megadeth, Emerson, Lake & Palmer und vielen anderen haben sich Dream Theater einen hervorragenden Namen als Live-Größe erarbeitet. Petrucci und Myung haben sich seinerzeit schon lange vor der Highschool kennen gelernt und später mit ihrem Berklee College of Music-Studienkollegen Mike Portnoy das zusammengestellt, was später eine der wohl eindrucksvollsten Metal-Formationen sein sollte. Schon mit ihrem frühen MTV-Hit „Pull Me Under“ vom zweiten Album (dem ersten mit Frontmann LaBrie) sorgte die Band seinerzeit für jede Menge Furore. 2010 wurde die Formation von Mike Mangini komplettiert, der ebenfalls am Berklee College of Music in Boston studierte und nicht weniger als fünf (!) „World`s Fastest Drummer“-Rekordtitel innehat.
Ein Live-Erlebnis sind aber auch die beiden anderen Bands The Devin Townsend Project und Haken. Townsend ist nicht nur ein Gitarrenvirtuose, sondern vor allem ein vielseitiger Rockmusiker, der seine Fans immer wieder mit neuen Projekten überrascht. Seine Musik könnte man etwa so beschreiben: Der Rote Armee Chor trifft auf Happy Metal, italienische Oper auf Fantasy Rock, Symphonisches auf Heavy Rock, virtuoser Rockgitarrist auf Spacefun. Oder wie würde er sich beschreiben? Devon Townsend lacht (Interview / In English)). „Gefällt mir! Ich denke, das einzige, was angemessen erscheint, ist die Dichotomie zwischen zwei widersprüchlichen Dinge. Zucker überzogen Alpträume!“ Wie würde er seine Musik denn beschreiben? „Dynamisch und je nach Veröffentlichung variiert in seiner Abhängigkeit, eine hoch orchestrierte, expansive Musik, die im Hard Rock und Heavy Metal basiert. Dicht und mit einer großen Menge an Ambient-Elementen versetzt. Kraftvoll, wenn man in der richtigen Stimmung dafür ist.“
Ja, den Mann kann man durchaus als versessen und musikverrückt beschreiben. Vier Alben hat er im vergangen Jahr herausgebracht, er spielt auf einigen alle Instrumente selbst und hat manche Stücke auf bis zu 300 Tonspuren aufgenommen. „Ich habe sehr spezifische Vorstellungen“, erzählt er. Seine Vorgehensweise beschreibt er so: „Ich tappe solange im Dunkeln, bis ich eine Form finde, dann richte ich eine Taschenlampe darauf und analysieren es für eine Weile, verlassen dieses Gebiet und bewegen mich weiter. Das Ziel ist es, herauszufinden, wo Licht ist.“ Er gibt zu, dass so manche Phase, vor allem, wenn er mit schier unüberblickbaren Tonspuren arbeitet, ein „Alptraum“ ist. „Aber glaub mir, dass sind die Momente, an denen ich mich sehr sterblich fühle“, sagt er lachend.
Kurze Zeit nach ihrer Gründung im Jahr 2007 galt Haken als eine der besten Liveacts in London. Ihr Debütalbum „Aquarius“ wurde von vielen Magazinen als „Progressve-Album des Jahres“ gefeiert. Die Musik ist von vielen Musikeinflüssen geprägt: Auf „Aquarius“ scheinen noch Dream Theater und Opeth zu dominieren, auch Jazzeinflüsse sind zu hören. (Interview with Diego Tejeida) Das Intro von „Streams“ könnte auch von Genesis sein. Ein Jahr später erschien „Visions“, ein Album mit jeder Menge Genesis-Atmosphäre, „The Mountain“ (2013) greift zwar das Yes-Konzept auf, alles ist indes mit diesem Metal-Sound unterlegt, der einen auch schon mal an Meshuggah erinnert.