Von Dylan Akalin
Oh je, was ist nur aus den Rockfans geworden? Als Olaf von der Band Die Flippers am Freitag als Überraschungsgast beim Festival am Nürburgring auftritt, brandet Jubel aus. Der Schlagersänger kommt im roten Anzug, wie Elton bei „Blamieren oder Kassieren“. 15 Minuten gehört dem 77-Jährigen die Hauptbühne beim Rock am Ring 2023 zwischen Fever 333 und Yungblud. Und Zehntausende grölen „Wir sagen Dankeschön“ und „Lotusblume“ mit.
Und als Limp Bizkit später „Careless Whisper“ von George Michael anspielt, jubelt die Menge. Ok, „Faith“ gehört schon längst zum Repertoire der Nu-Metal-Kultband – nur, dass der Song jetzt besser zum neuen Erscheinungsbild von Sänger Fred Durst passt. Der Mann überrascht sein Publikum ja immer wieder mal neuem Aussehen, mal mit langem Rauschebart, mal wie Mickey Maus gekleidet präsentiert er die harten Riffs der Band als geborener Entertainer. Diesmal kommt er mit Lockenpracht und getönter Pilotenbrille und sieht aus wie der große Bruder von Atze Schröder. Auch Gitarrist Wes Borland enttäuscht nicht – mit seiner Maskerade. Musikalisch indes hält sich der experimentierfreudige leider etwas zurück. (Limp Bizkit 2018)
Die Dynamik der Band ist auf jeden Fall da. Sie wird indes, zum zweiten Mal an diesem Freitag auf dieser Bühne, von der Technik gebremst. Gut fünf Minuten lang tut sich nichts. Die Lautsprecher bleiben tot. Dasselbe auf der anderen Seite des Geländes bei der Rap-Kombo Mehnersmoos aus Frankfurt. Schon beim ersten Stück bleiben die Mikros stumm. Dafür geht es danach umso kraftvoller weiter. Die Menge steht jedenfalls auf dem etwas einförmigen Rap. Hier branden auch Buh-Rufe aus dem Publikum. Rapperin Juju hat ebenfalls Pech mit der Technik, als sie auf der Mandora-Stage auftritt. Bei ihrem letzten Song geben erneut minutenlang die Mikrofone ihren Geist auf.
Zurück zu Limp Bizkit. Auf der Setlist stehen viele Hits der Band. „My Generation“ kommt schon als viertes Stück. „Livin‘ It Up“ habe ich von der Band schon angriffslustiger gehört. Geblieben sind das stoisch-präsente Bassspielt, die metallenen Arpeggios und die alles aufbrechenden Riffs. Es folgen „My Way“ und der Who-Klassiker „Behind Blue Eyes“, den die Menge lautstark mitsingt. Und auch „Take a Look Around“ mit dem Thema von „Mission Impossible“ darf nicht fehlen. Als Rausschmeißer erklingt dann „Don’t You (Forget About Me)“ von den Simple Minds – vom Band. Nicht schlecht der Auftritt, dennoch wirkte er stellenweise etwas lustlos.
Das hymnische „Savior“ aus dem Album „Appeal to Reason“ kommt erst am Schluss. Die Setlist der amerikanischen Punkrock-Band Rise Against um Tim McIlrath (Gesang, Rhythmusgitarre), Joe Principe (Bass), Zach Blair (Gitarre) und Brandon Barnes (Schlagzeug) war an diesem Tag nicht so ganz meins. „Alive and Well“ fehlte etwa oder „Architects“, „State of the Union“ oder „Dancing For Rain“. Ich weiß, Musikaufführungen sind kein Wunschkonzert. Immerhin gab es „Prayer of the Refugee“ mit einem ganz ordentlichen Solo von Blair. Insgesamt fehlte es mir an vorantreibender Struktur, an Spannungsbögen und zumindest Spuren des rohen Songwritings der frühen Tage der Band. Und auch Emotionen kamen mir zu kurz. Ein Auftritt, der keine nachhaltigen Spuren hinterlassen wird.