Der britische Blues-Rock-Gitarrist/Sänger Kris Barras spielt sich langsam, aber sic her in die erste Liga. Noch vor zwei Jahren spielte der ehemalige Mixed Martial Arts-Profi vor nur 50 Leuten. Innerhalb nur eines Jahres ändert sich das: ausverkaufte Konzerte, und dann ist er seit 2018 auch noch Frontmann der Super Sonic Blues Machine, einer Supergroup, die u.a. mit Billy F. Gibbons (ZZ Top), Steve Lukather (Toto), Warren Haynes (Gov’t Mule), Walter Trout und Eric Gales zusammenarbeitet. Sein neues Album Light It Up strotzt also nur so vor Selbstbewusstsein, ohne ins Prahlerische abzudriften. Das Album wird Erfolg haben – nicht zuletzt, weil Barras eine schöne Balance zwischen Blues-Rock und poppig-rockiger Eingängigkeit hält.
Von Dylan Cem Akalin
Erinnert an was? „What You get“ klingt wie eine raue Version eines Bon Jovi-Songs. Die erste Slide-Schleife auf dem Opener verwandelt sich schnell in ein flüssiges Gitarrenriff. „Broken Teeth“ geht in dieselbe Richtung. Barras lässt seinem Gesang und seiner Gitarre genau den richtigen Raum. Die Musik ist aggressiv genug, um als Bad-Boy-Rock zu gelten, melodiös und subtil genug, dass dieser Stil auch Frauen gefallen dürfte. Denn wir alle kennen doch das Problem, dass viele Shows aus diesem Genre fast reine Männerrunden sind. Das dürfte hier anders sein. Und das ist nicht verwerflich gemeint, sondern durchaus positiv. Denn was ich an diesem Mann klasse finde, ist die Kombination aus rauem Gesang und einer Rockgitarre, die schön abgefedert wie ein alter Cadillac über die Straße rollt. (Mehr über Kris Barras hier)
Tradition von Lynyrd Skynyrd
Bei „Vegas Son“ zeigt Barras, dass er auf seiner Gitarre ordentlich Gas geben kann. Eine echte Perle auf dem Album. Spätestens bei „6AM“ fragt man sich, ob das wirklich ein Brite ist, als das Banjo sich tief in die Deep South Jukebox eingräbt. Ich finde, sein Blues-Rock klingt ziemlich amerikanisch, knüpfen viele Songs doch an die lange Tradition von Lynyrd Skynyrd und Black Oak Arkansas an. „Rain“ hat gar ein paar Country-Zutaten.
Schön ist zudem, wie Barras bei Songs wie „Ignite (Light It Up)“ Josiah J. Mannings Orgelspiel als Dreh- und Angelpunkt einzusetzen, der es den anderen Spielern ermöglicht, sich frei auszudrücken. In „Let The River Run Through You“ gibt es ein Gitarrensolo, das gerne noch etwas länger hätte dauern können. Und der Song ist so tief im Southern Rock, dass man den Bourbon zu den gebackenen Beans zu schmecken meint.