Plattenkritik: Till Brönner verwandelt auf seinem neuen Album „Italia“ italienische Popklassiker in jazzige Klangpoesie

Mit Italia legt Till Brönner ein Album vor, das weit über Nostalgie hinausgeht: Italienische Hits von Lucio Battisti bis Celentano erscheinen in raffinierten Jazz-Arrangements, veredelt durch prominente Gäste wie Mario Biondi, Chiara Civello, Giovanni Zarrella und Mandy Capristo. Ein Werk voller Eleganz, Melancholie und mediterraner Leichtigkeit.

Von Dylan Akalin

Till Brönners neues Album „Italia“, das am 5. September erscheint, ist mehr als eine nostalgische Rückschau – es ist ein fein austariertes Klanggemälde, das italienische Popklassiker mit jazziger Eleganz verbindet. Im Zentrum steht Brönners Trompete, die wie ein Erzähler agiert: mal samtig und zurückgenommen, mal strahlend und voller Pathos.

Die Arrangements tragen unverkennbar seine Handschrift: warme Flügelhorn-Phrasen verschmelzen mit subtil eingesetzten Synthesizern von Roberto Di Gioia, während Magnus Lindgren mit Holzbläser-Arrangements für luftige Transparenz sorgt. Nicola Conte und Bruno Müller setzen mit filigranen Gitarrenlinien mediterrane Akzente, während Christian von Kaphengst und Ameen Saleem am Bass den Boden zwischen Jazzclub und Canzone spannen. Teppo Mäkynens Schlagzeug bleibt unaufdringlich, aber präzise – es stützt, ohne zu dominieren.

Viele Gäste

Besonders glänzen die Gäste: Der italienische Soulsänger Mario Biondi verleiht „Via Con Me“ seine unverwechselbar tiefe, rauchige Stimme, die perfekt mit Brönners Trompete harmoniert. Giovanni Zarrella , Moderator der gleichnamigen TV-Schlagershow, überrascht in „Quando, Quando, Quando“ mit einer charmant-leichten Darbietung, die eher zum Tanz als zur Kontemplation einlädt. Die Jazzmusikerin und Singer-Songwriterin Chiara Civello bringt in „Parole Parole“ einen Hauch von Film-noir-Atmosphäre, während Mandy Capristo, bekannt als früherer Teil der Girlgroup Monrose, in „In Alto Mare“ mit klarem Pop-Timbre Brönners jazzige Linien ergänzt. Die in Berlin lebende karibisch-amerikanische Songwriterin Sera Kalo schließlich gibt „L’Unica Chance“ eine moderne, fast soulig-urbane Färbung.

Dass Brönner selbst zum ersten Mal auf Italienisch singt – etwa in „Viva la felicità“ – wirkt keineswegs wie ein Experiment, sondern wie eine stimmige Erweiterung seines Ausdrucks. Sein Gesang fügt sich organisch in den warmen Gesamtklang ein.

Italia lebt von dieser Balance: instrumentale Poesie auf der Trompete, getragen von einer exquisiten Band, und pointierte Gesangsmomente, die jedem Song eine eigene Färbung geben. So entsteht ein Album, das Italien nicht verklärt, sondern in jazziger Raffinesse neu zum Leuchten bringt.

Ein musikalisch detailverliebtes Album, das mit brillanten Gastauftritten und kluger Instrumentierung die italienische Popgeschichte elegant in die Gegenwart übersetzt. (Hier ist das Interview dazu mit TILL BRÖNNER)