MGMT bingen mit „Little Dark Age“ eine klang-ästhetische Verbeugung vor den Achtzigern heraus

MGMT FOTO: Sony

MGMT
Little Dark Age
Erscheinungstermin: 9. Februar 2018
Label: Columbia

 

Oh Mann, die Achtziger werfen ihre klebrigen bunten Candysounds ins Jahr 2018. Nachdem MGMT zwei Alben herausbrachte, mit denen sie geradezu mutwillig ihre Fans vergraulten, kehrt das Duo mit einigen hinreißenden Melodien und einer Spur halluzinogener Extravaganz zurück und zelebriert die Soundästhetik von Scritti Politti und Howard Jones.

Von Dylan Cem Akalin

Ben Goldwasser und Andrew VanWyngarden, besser bekannt als MGMT (für Management), stürmten vor zehn Jahren mit ihrem Debütalbum „Oracular Spectacular“ die Musikszene. Sie erhielten Grammy-Nominierungen, ihre Songs wurden von Katy Perry, The Kooks bis Weezer aufgenommen, ihre Musik wurde von Frank Ocean und Beyoncé gesampelt. Aber der Ruhm schien das Duo nicht zu interessieren. Vielleicht waren sie auch völlig überrascht mit ihrem Erfolg, weil MGMT ursprünglich als Gag gedacht war: Sie waren schlaue College-Kids, die die Band 2002 in New York gründeten, um mit ironischen Songtexten die Rockexzesse zu verspotten: „Ich werde nach Paris ziehen, ein bisschen Heroin drehen und mit den Sternen ficken“, heißt es etwa in „Time to Pretend“. Die beiden hatten sich auf der Wesleyan University in Connecticut beim Studium experimenteller Musik kennengelernt.

Ein Jahrzehnt nach Oracular Spectacular hat MGMT immer noch einen Deal mit einer großen Plattenfirma, und ihr ein viertes Album hat die Aufmachung einer Amateurband, die in den Eighties bei einem kleinen Indie-Label ein Album herausgebracht hat. Aber das ist alles Teil des Konzepts. „Little Dark Age“ ist hörbar stärker im elektronischen Pop der Mitte der 80er Jahre verwurzelt als alles, was MGMT zuvor aufgenommen hat: Verwandtschaft zu den Pet Shop Boys ist durchaus da, und der Titeltrack ist eine geradezu üble Interpretation der super-weichen Synthie-Musik, wie sie in den schrillen TV-Serien und Spielfilmen damals lief. „Me And Michael“ ist wirklich total Pet Shop Boys, und „One Thing Left To Try“ und insbesondere „TSLAMP“ haben diesen fast schon aufdringlich verträumt Romantic-Euro-Pop-Sound, der so synthetisch klingt, dass man die Haarsprayfrisuren jener Zeit geradezu riechen kann.

Natürlich sind die Songs komische, amüsant-launische Parodien des modernen, vom öffentlichen Auftritt besessenen, selbstverliebten Homo sapiens. Es gäbe sicherlich andere Möglichkeiten, die gleiche Botschaft zu verbreiten. Und tatsächlich irritiert das alles – insbesondere einen Zeitgenossen wie mich, der die Achtziger voll erlebt hat. MGMT tun es eben mit einem Augenzwinkern und machen die ironische Distanzierung zu einem absolut akzeptablen Weg, um bei all dem Medienoverkill von Selbstdarstellern nicht völlig durchzuknallen.