Melody Gardots neues Album „The Absence“ begeistert. Im November kommt sie in die Kölner Philharmonie. Das Album ist die Essenz einer langen Reise, auf die sie sich begeben hatte. Es ging durch die Wüste Marokkos, sie blieb monatelang in Portugal, Frankreich, Buenos Aires, flog nach Hawaii und segelte entlang der Küste Brasiliens.
Die 27-Jährige Melody Gardot hat gerade mit „The Absence“ ihr drittes Album herausgebracht und es an ausgesuchten europäischen Orten vorgestellt, vorwiegend in Frankreich und Portugal, aber auch in München legte sie eine Zwischenstation ein. Ihre eigentliche Tour beginnt im Spätherbst, am 1. November kommt sie in die Kölner Philharmonie.
Die blonde Schöne trägt an diesem Abend einen Turban („Der verändert meinen Sound“) und wie immer eine Sonnenbrille. Aufgrund einer Nervenverletzung ihrer Augen ist sie extrem lichtempfindlich. Und so sitzt sie im Dunkeln hinter dem Klavier. Man nimmt sie fast nur als Schatten war, aber sie ist äußerst aufgeräumt und in Erzähllaune.
Vorwiegend spricht sie in ihrer Lieblingssprache: Französisch. Aber für ihr neues Album lernte sie auch portugiesisch, lebte monatelang in Lissabon, der sie auch ein Stück gewidmet hat. Neben ihr lehnt der Gehstock, den sie aber erst am Ende der Show benutzt, um die Bühne zu verlassen.
Die Dekoration der Bühne deutet schon darauf hin, worum es in ihrem neuen Programm, das fast ausschließlich aus den neuen Kompositionen des aktuellen Albums besteht, gehen würde. Säcke und Kisten, Tücher, Teppiche liegen herum – eine Atmosphäre wie an einem Hafen in der Karibik oder oder in einem märchenhaften Karavanserail.
Man weiß es nicht. Und sie lässt ihr Publikum auch im Ungewissen. Sie spielt mit den Kulturen: spanische Gitarren, orientalische Klarinetten, ein wenig Bossa Nova, etwas Tango, Samba, Jazz, und Fado.
Das Album ist die Essenz einer langen Reise, auf die sie sich begeben hatte. Es ging durch die Wüste Marokkos, sie blieb monatelang in Portugal, Frankreich, Buenos Aires, flog nach Hawaii und segelte entlang der Küste Brasiliens. Das Album ist eine Überraschung, jedenfalls nach zwei sehr ambitionierten und gelungenen Jazz-Alben.
Auf „The Absence“ hat Gardot einen verträumten, lasziv-süßlichen, manchmal zerbrechlich-zarten Gesang mit der Klarheit von Samba- und Bossa-Nova-Traditionen eines Gilberto Gil, Jobim oder Joao Gilberto verwoben. Das Publikum ist begeistert, das Album steht in den Top Ten.
Melody Gardot spricht so leise, als würde sie mit Freunden auf ihrer Veranda sitzen. Seit dem Unfall sei sie sehr geräuschempfindlich, erzählte sie. Lauten Rock mochte und konnte sie nicht mehr hören. Ein Freund schenkt ihr ein Bossa Nova-Album des Jazzsaxofonisten Sten Getz. Ein Schlüsselerlebnis.
Und so ist auch ihr Gesang so zart, so fragil und dennoch von einer unglaublichen Klangbreite und Dynamik. Sie kann singen, keine Frage. Sie moduliert jeden Ton wie es ihr gefällt, und sie weiß das. Ihre Sicherheit ist präsent. Das ist beeindruckend. Nicht umsonst haben sie die Jazz-Kritiker nach einer Umfrage des amerikanischen Magazins DownBeat gerade unter die ersten zehn größten Jazzentdeckungen der letzten Zeit gewählt.
Melody Gardot ist eine Perfektionistin, das gilt für den vollendeten Klang auf dem Album, für ihre wunderbaren, sehr reifen Kompositionen, aber auch für ihre Selbstinszenierung als rätselhafte Diva, wenn sie von Leidenschaft und Liebe, Lust und Leid, von Enttäuschung und Sehnsucht singt. Sie ist schon ein faszinierendes Erlebnis.
CD: Melody Gardot „The Absence“; Konzert: 1. November, Köln, Philharmonie.