Echo Jazz gehen unter anderem an Wolfgang Dauner und Kamasi Washington

Wolfgang Dauner beim Jazzfest Bonn. FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Zum siebten Mal wird an diesem Donnerstag in Hamburg der Echo Jazz vergeben. Als Gastgeber führen Götz Alsmann und Gregory Porter im Kulturzentrum Kampnagel durch den Abend. Grammy-Gewinner Porter hatte ja bereits im vergangenen Jahr moderiert – damals an der Seite von Roger Cicero, der im März dieses Jahres im Alter von 45 Jahren gestorben ist.

Roger Ciceros hätte den ECHO Jazz als „Sänger des Jahres national“ für sein 2015 erschienenes Album „The Roger Cicero Jazz Experience“, das er gemeinsam mit Matthias Meusel, Maik Schott und Hervé Jeanne aufgenommen und produziert hat, persönlich entgegennehmen und durch den Abend führen sollen. „Er hinterlässt in der deutschen Jazzszene eine große Lücke – als Musiker und als Mensch“, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI), Florian Drücke.

Viele Künstler, die in diesem Jahr geehrt werden, kennen die Bonner vom Jazzfest Bonn, etwa Wolfgang Dauner, der in diesem Jahr mit seinem Sohn Flo ein bemerkenswertes Konzert im Landesmuseum gab. Der 80-Jährige erhält den Echo Jazz für das Lebenswerk. „Er ist einer der wichtigsten Stilsynoptiker der vergangenen Jahrzehnte, ein famoser Pianist, opulenter Komponist und hintersinniger Humorist, der dem Jazz in Deutschland auf eigensinnige und inspirierende Art neue Wege gewiesen hat“, hieß es in der Begründung der Jury. Seit 1992 vergibt die Deutsche Phono-Akademie den Echo, seit 1994 den Echo Klassik und seit 2010 den Echo Jazz.

Ebenfalls ausgezeichnet wird das Michael Wollny Trio für das Album „Nachtfahrten“. Sein internationales Pendant ist das Jazz-Quartett James Farm um Saxophonist Joshua Redman. Zu den „Instrumentalisten des Jahres national“ gehören nach Angaben der Deutschen Phono-Akademie Rolf Kühn (Saxophon/Woodwinds), Anke Helfrich (Piano/Keyboards) und Nils Wogram (Blechblasinstrumente/Brass). Neben ihnen werden geehrt: Tigran Hamasyan (Piano/Keyboards), Lars Danielsson (Bass/Bassgitarre), der dieses Jahr mit seiner Frau Cæcilie Norby in Bonn war, und Kamasi Washington (Saxophon/Woodwinds). (CD gibt’s bei Mr. Music)

Kamasi Washington gilt zurzeit als der heißeste Jazzer in der Szene.  Die ZEIT schwärmte zu Recht über seine „intergalaktische Energie“. Sein Dreifach-Album „The Epic“ ist sein Debüt als Solist und umfasst unfassbare 17 Stücke, 174 Minuten überwältigende, immer wieder überraschende Musik, die nie langweilig wird und geradezu euphorisch macht. Kamasi Washington scheint sich hier mit seinem Tenorsaxofon und seinem Tentett, einem 32-köpfigen Orchester, zwei Basissten, zwei Schlagzeuger, Perkussionisten, Bläsern und einem Chor mit 20 Stimmen sowas wie einen Traum von der Seele gespielt zu haben. So viel Kraft, bedingungslose Kreativität und unabhängige Energie des Ausdrucks   hat man in den letzten Jahren selten gehört.

Bisher war  Washington eher als Sideman von Hip-Hop-Künstlern wie Snoop Doggy Dogg oder Lauren Hill. Als Erneuerer ist er eigentlich nie in Erscheinung getreten. Und dann kommt er mit „The Epic“! Epischer Jazz wie ein Schrei der Befreiung, ein Gesamtkunstwerk voller Widersprüche zwischen Düsternis und heller Klarheit, von Glut, feuriger Begeisterung, kühler Konzeption und unglaublicher erzählerischer Dichte.  Dass Washington ausgezeichnet wird, ist einfach großartig und wird ihm hoffentlich ein größeres Publikum in Deutschland bringen.

Als Aufsteigerin des Jahres wurde die polnische Jazzsängerin Natalia Mateo ausgewählt. Die kanadische Pianistin und Sängerin Diana Krall ist mit ihrem Album „Wallflower“ erfolgreich und nun Echo-Preisträgerin für den Bestseller des Jahres. Als Big-Band werden Sebastian Sternal und die Sternal Symphonic Society für ihr 2015 erschienenes Album „Sternal Symphonic Society Vol.2“ bedacht.

„Das Line-up auf der Gastgeber- wie auch auf der Seite der Live Acts verspricht einen unterhaltsamen und gleichzeitig anspruchsvollen Abend“, so Drücke. „Wie kaum ein anderes Genre ist der Jazz offen für neue musikalische Einflüsse. Dadurch ist er einerseits immer zeitgemäß und sorgt andererseits für musikalische Kontinuität. Der ECHO JAZZ macht die große musikalische Vielfalt und die besondere Rolle des Jazz, der kulturelle Grenzen hinter sich lässt, jedes Jahr aufs Neue sichtbar.“

Seit 1992 vergibt die Deutsche Phono-Akademie den Echo, seit 1994 den Echo Klassik und seit 2010 den Echo Jazz. In Hamburg werden die Jazz-Preise zum vierten Mal hintereinander überreicht. Über die Preisträger entscheidet eine Jury, die sich nach Veranstalterangaben aus „in der Branche anerkannten Journalisten, Vertretern von Musiklabels, Konzertveranstaltern und weiteren Experten“ zusammensetzt.