The Brew gehören mittlerweile zu den Bonner Stammgästen. Die britische Bluesrockband zeigt sich gereift – und dabei immer noch so jugendlich wild wie eh und je.
Von Phyllis Akalin
„I’ve seen this place/ I’ve seen this place, baby/ It’s far away“ singt Jason Barwick auf der Bühne in der Harmonie Bonn, dem Ort, den er liebevoll sein „zweites Zuhause“ nennt, obwohl Bonn ziemlich weit entfernt vom nordostenglischen Grimsby liegt, der wahren Heimatstadt der Band. The Brew, die neben Sänger und Gitarrist Jason Barwick aus Drummer Kurtis Smith und dessen Vater und Bassist Tim Smith besteht, hat allerdings allen Grund dazu, die Harmonie so zu betiteln. Schließlich ist dieses Konzert der „Shake The Tree Tour“ anlässlich ihres sechsten Studioalbums bereits das fünfte Konzert der Band in der Endenicher Kultkneipe.
Langweilig oder vorhersehbar wird die Show des Trios trotzdem nicht, im Gegenteil. Die neuen Songs sind etwas psychedelischer und weniger Blues als die der vorherigen Alben, doch an Intensität stehen sie keinesfalls zurück. Trotzdem lassen die Briten es sich nicht nehmen, auch einige ihrer erfolgreichsten Stücke der älteren Alben zu spielen. Fans singen Songs wie „KAM“, „Every Gig has a Neighbour“ oder „Repeat“ begeistert mit, jubeln aber genau so enthusiastisch über neue Songs wie „Johnny Moore“ und „Black Hole Soul“.
Jason Barwick hat sein Spiel der Gitarre hinter dem Kopf perfektioniert, seine Stimme ist immer noch kräftig genug um die Decke der Instrumente zu durchbrechen, und das Solo von Schlagzeuger Kurtis Smith scheint jedes Mal länger und energischer zu werden. Es ist immer wieder ein Erlebnis, Barwick seine Gitarre mit einem Geigenbogen bearbeiten zu sehen und Kurtis Smith sein Schlagzeug mit den bloßen Händen.
Bei all dem Außergewöhnlichen, was die Show von The Brew jedes Mal zu bieten hat, darf man keinesfalls den soliden, kräftigen Bass von Tim Smith vergessen, der die Stücke auf eine geradezu stoische Art zusammenhält. An Aufmerksamkeit lässt er sich nichts einbüßen und kommt dem Publikum immer wieder so nah, dass man sein Bier lieber nicht am Bühnenrand abstellt. Auch Jason Barwick hat sein jugendliches, flummiartiges Hüpfen zur Freude des Publikums beibehalten.
The Brew mag sich musikalisch weiterentwickelt haben, doch auf der Bühne sind sie – zum Glück! – immer noch die Alten. Das Trio ist und bleibt eine Band, die man live gesehen haben muss, um ihre Musik zu verstehen. Die Bandmitglieder scheinen sich durch ihre Musik miteinander zu verständigen, sie improvisieren, jeder bekommt die Chance bei einem ausufernden Solo zu zeigen, was er kann. Es ist Konflikt in der Musik und trotzdem versöhnen die Instrumente sich immer wieder. Das Spannende ist, dass, auch wenn man die Band schon viele Male live gesehen hat, es immer wieder ein bisschen neu ist.
siehe auch The Brew in der Kantine Köln