Der erste Abend des viertägigen Rockpalast-Crossroads Festivals in der Harmonie Bonn startet mit zwei in Deutschland unbekannten Bands, die ziemlich unterschiedlich sind. J.P. Bimeni & The Black Belts präsentieren einen schweißtreibenden, in die Beine und ins Herz gehenden R&B-Soul, Mo Lowda & The Humble sind ein Alternative-Rock-Trio aus Philadelphia, das ihre Musik zwischen King of Leon, The Blessing und Stoner Rock angesiedelt hat. Und beide Gigs waren richtig stark.
Von Lina Macke
Gitarre, ein Keyboard, das vor allem die Basslinien spielt, Schlagzeug, Gesang. Mo Lowda & The Humble brauchen nicht viel, um ihren packenden Alternative-Rock an den Mann zu bringen. Die Musik ist sparsam, aber effektiv aufgebaut. Jordan Caiolas Stimme erinnert an eine Mischung aus Caleb Followill und William Topley. So ein Song wie „Tell Me Where The White Tails Go“ startet lediglich mit kargen Gitarrenbegleitung, steigert sich aber in hymnische Höhen, in psychedelisch angehauchte schier endlose Gitarrenexkursionen – einer der stärksten Songs des Abends. Und mit einem tollen Text dazu: „She said, „Take me where the whitetails go. /I can see it in their eyes; they know something we don’t./Mountains so high, and canyons deep, / Where white snow lies in 6 foot sheets.“
Kraftvoll wie ein Redwood
Als Opener wählt die Band den eingängigen Song „Card Shark“. Verzögerter Rhythmus, schöne Melodie, brauchbar als Mitsingstück. „Why’d It Take So Long“ kündigt dann schon eher an, in welche Richtung es bei dieser Band geht. Songs, die wie aus der Ferne eines Gebirges herüberschallen, voller Emotion und Naturgewalt, aber nicht von der Sorte, wo ein Tornado durch die Halle stürmt, sondern eher von der wachsenden Kraft eines Redwoodbaumes. Verwurzelt, mächtig und irgendwie natürlich.
Beginnend in den Vororten von Philadelphia in Bucks County, Pennsylvania, startete die Alternative Rock-Band Mo Lowda und The Humble erst so richtig durch, als die Jungs an die Temple University gingen. Die Band wurde in der Studentenszene schnell bekannt für ihre intensive Dynamik, die manchmal so klingt, als würde Nirvana mal ganz tief durchatmen und ihre Stücke im Meditationsstatus spielen. Das gilt vor allem bei „Standing In The Place“.
Gefühlvolle Vocals
In der House Party- und die Campus-Bar-Szene der Temple University wurde das Trio jedenfalls begeistert eingesetzt. Nach einer selbstproduzierten EP unterschrieben sie bei Temple’s Bell Tower Records und veröffentlichten im Herbst 2013 ihr erstes Full-Length-Album „Curse The Weather“, aus dem wir an diesem Abend einige Stücke hören, auch das Titelstück, das die Zuhörer engagiert erreicht.
Das Stück unterstreicht Jordan Caiolas gefühlvolle Vocals und Songwriterqualitäten. Die Stücke erleben eine besondere technische wie dynamische Ebene durch die Rhythmus-Sektion: Jeff Lucci bedient sein Keyboards meistens einhändig und unterstützt die Band mit Bassläufen, Shane Woods mit seinen Drums.
Nach der Veröffentlichung von „Curse the Weather“ wurde das Trio (da noch mit Nate Matulis am Bass) in der gesamten Philadelphia-Musikszene populär. Schon bald zog es die Band in die Weiten des Kontinents. Mittlerweile spielt das Trio beeindruckende hundert Gigs im Jahr.
Die Musik ist bestimmt von energiegeladenen Gipfeln und Tälern, sie reichen von lauten überstürzten Klangwänden bis zu sanften, zart luftigen und melodischen Momenten. Zur gleichen Zeit kann sich ein komplizierter funky Rhythmusabschnitt-Groove, der als Grundlage für wortreiche und verspielte Gesangsmelodien dient, schnell zu einem Headbanner entwickeln.
Im vergangenen Jahr ist das dritte Album „Creatures“ erschienen – mit unglaublich eingängigen Hymnen und wiederum großartigen Texten.
Ein klasse Einstieg in den Musikabend in der Harmonie.