„Live in Caracalla – 50 Jahre Azzurro“. Am Freitag erscheint das neue Doppelalbum von Paolo Conte

Paolo Conte FOTO: ELH/Alessandro Menegatti

Live in Caracalla – 50 Years of Azzurro (BMG Rights Management / Warner), das neue Doppelalbum von Paolo Conte wurde in den Thermen von Caracalla in Rom zusammen mit einem Orchester aufgenommen, das seit fünfzig Jahren aus außergewöhnlichen Musikern besteht.  Deshalb der Untertitel  „50 Years of Azzurro“. Es erscheint am Freitag, 9. November. Und am 3. August 2019 kommt  der 81-Jährige zu seinem einzigen Deutschlandkonzert nach Köln.

Von Dylan Cem Akalin

Natürlich ist auch „Azzurro“ auf der Liste, das Stück, das Adriano Celentano weltweit bekannt machte. Zu den 21 Liedern gehört auch  „Lavavetri“ (“Windschutzscheibe”), der neue unveröffentlichte Song des Asti-Singer-Songwriters. Live in Caracalla – 50 Years of Azzurro” enthält die größten Hits von Paolo Conte.

Der Mann ist eine cool Cat, diese Lockerheit, dieser lässige Gesang mit einer fantastischen Jazzband im Rücken, vermittelt Nostalgie, Lebenslust, intelligente Leidenschaft, Liebe. Und dann diese wunderschöne Sprache, Paolo Conte dürfte auch das italienische Steuergesetz vortragen, wir würden dahinschmelzen.

Inszenierte Sprache

Jedenfalls sind wir froh, dass Paolo Conte 1974 seinen Job als Anwalt an den Haken gehängt hat und als Liedermacher eine Weltkarriere startete. Der Komponist, Multiinstrumentalist und Maler ist einer, der Sprache inszeniert, da zischt und brummt und summt er auch mal, so mancher Kritiker sieht in seinem Canto gar keinen, da er hart am Sprechgesang entlang schlendert, so wie schon beim Opener „Rataflà“.

Die Säule seiner Musik ist sicherlich der Jazz. „Sotto Le Stelle Del Jazz“ heißt der Titel des zweiten Stücks, also „Unter den Stars des Jazz“, was wie eine Hommage an Louis Armstrong anmutet.  Bei „Come Di“ glänzt die Band mit hervorragend arrangierter, ausschweifend ausgeschmückter Präsenz. Die Band vereint einige ungewöhnliche Musiker: Nunzio Barbieri, Lucio Caliendo, Claudio Chiara, Daniele Dall’Omo, Daniele Di Gregorio, Luca Enipeo, Massimo Pitzianti, Piergiorgio Rosso, Jino Touche, Luca Velotti, Francesca Gosio, Natalino Ricciardo, James Thompson, Ginger Brew und Julie Brannen.

Abgeklärte Melancholie

Wenn Conte Balladen singt, dann hat das was von einem Lebemann, der schon alles erlebt hat, ohne Reue, ohne Wehmut, sondern mit abgeklärter Melancholie. Der Höhepunkt der ersten CD: Eden – unglaublich fesselnder Gesang, fantastisches Bandspiel. Die erste CD endet mit einem Bekenntnis. Im neuen Song „Lavavetri“  beschreibt sich Conte als leichten Mann, an den zu denken es nicht leicht sei. Zu den kraftvollen Pianoakkorden klingen leicht orientalisch Moods vom Akkordeon. Was für eine poetische Kraft in den Zeilen! „ja, ja, vielleicht kann ich mich verteidigen/und wenn ich aufgeben muss, entscheide ich/Ich lache und lächle, um mich zu bedanken“, singt er und beschreibt die  „lebendige Morgendämmerung zwischen den Platanen“, das „schnelle Licht“. Und: Nein, dieser Mann träumt nicht von schnellen Autos – „Ich träume von süßen Eseln und Schafen…“

Wo verführerische Frauen tanzen

In seinen Songs erschafft Conte eine nostalgische Tanzcafé-Atmosphäre, wo verführerische Frauen zu einem diskreten Orchester tanzen, während er selbst seine alten Lieben im Herzen trägt. Seine Stimme ist grau und ledrig, mit Erinnerungen überzogen, die Musik scheint wie aus der Vorkriegszeit zu wehen. Es ist die Musik seiner Generation, einer Zeit, die er ohne einen Hauch Ironie romantisieren darf. Er ist indes kein verstaubter Bibliothekar, der die moderne Welt auf Abstand hält, sondern ein Mann, der einfach das macht, was er liebt. Er swingt auch mal wie Gershwin, tanzt schleichend zum Tango und wirft Melodien raus, die zu leisen  Hymnen werden.

Liebevolle Erinnerungen

Seine Melodien sind liebevolle, kollektive Erinnerungen. So wie seine Texte. Es sind keine Geschichten, sondern eher Eindrücke, die wie flüchtig hingekritzelte, verblasste Zeichnungen wirken.

Mit „Dancing“ startet die zweite CD mit einer flotten  Jazznummer. Man träumt und schweift mit ihm zusammen von einer Erinnerung zur anderen, bis der ganz große Hit erklingt.  „Azzurro“ klingt bei ihm natürlich völlig anders als bei Celentano. Aber Paolo Conte ist auch kein Schauspieler, er ist ganz er selbst.

Tracklisting
CD 1

01. Ratafià (live)
02. Sotto le stelle del jazz (live)
03. Come di (live)
04. Alle prese con una verde milonga (Live)
05. Messico e nuvole (Live)
06. Languida (Live)
07. Snob (live)
08. Recitando (Live)
09. Eden (live)
10. Sudamerica (live)
11. Lavavetri
CD2
01. Dancing (live)
02. Gioco d’azzardo (Live)
03. Gli impermeabili (live)
04. Madeleine (live)
05. Via con me (Live)
06. Max (live)
07. Diavolo rosso (live)
08. Le chic et le charme (live)
09. Azzurro (live)
10. Bye, music (live) 

Tourdaten:

12-13 November: Teatro Arcimboldi – Milano
22 November: Teatro Regio – Parma
10-11 Dezember: Teatro EuropAuditorium – Bologna
23 Februar 2019: Teatro Carlo Felice – Genova
28 März: KKL Luzern – Lucerna (Ch)
15 April: Teatro Regio – Torino
3 August: Köln, Roncalli Platz