George Ezra: Staying at Tamara’s
VÖ: 23.03.2018
Label: Columbia
Am Freitag erscheint das neue Album von George Ezra: Staying at Tamara’S. Schon nach dem ersten Durchhören muss ich sagen: Meine Befürchtungen wurden nicht bestätigt. Im Gegenteil: Ezra ist tatsächlich sogar besser, als bei seinem Debüt.
Von Dylan Cem Akalin
Vor vier Jahren konnte man das Radio nicht einschalten, ohne dass George Ezra zu hören war. Sein Lied „Budapest“ schien allgegenwärtig, und sein Debütalbum „Wanted On Voyage“ wurde das drittbeste verkaufte Album des Jahres 2014 – nur hinter Ed Sheeran und Sam Smith. Jetzt kommt der 24-Jährige mit seinem Nachfolgealbum „Staying At Tamara’s“ raus: Am Freitag, 23. März 2018, liegt es in den Plattenläden.
Das Album ist positiv. Aus jedem Song strahlt Fröhlichkeit aus – aber auch eine gewisse Reife. Ezra traut sich mehr, experimentiert mit Genres. Wenn der Erfolg seines Debüts einen Effekt hatte, dann ist es Selbstvertrauen. Ich finde, die Songs sind stärker, die Arrangements sind stringenter, die Instrumentierung raffinierter. Und Hitpotenzial haben sie auch. Ein Stück wie „Shotgun“ fließt nur so dahin, es tänzelt auf unbeschwerte Weise. Dieser Paul Simon-ähnliche Song klingt wie eine potenzielle Sommerhymne, und die beschwingte Schönheit von „Sugarcoat“ zeigt die anhaltende Reife des 24-Jährigen als Songwriter und Geschichtenerzähler, wie er eine verträumte Reise nach Johannesburg beschreibt.
In einem Interview sagt Ezra selbst: „Ich werde erwachsen. Ich bin 24 Jahre alt, also bist du kein Junge, aber auch kein Kind und kein Mann. Du bist irgendwo dazwischen.“
Viel verändert habe er indes bei der Produktion nicht, sagt er: dasselbe Studio, selber Produzent (Cam Blackwood), und auch seinen Co-Writer den ehemaligen Athlete-Sänger Joel Pott hat er behalten. Aber er sei keiner, der aus seiner Komfortzone heraus kreativ werden könne. So wie sich „Wanted On Voyage“ von Reisen inspirieren ließ, entschloss sich Ezra zu Beginn seines zweiten Albums zu einer Reise. „Zu Hause gibt es einfach zu viele Ablenkungen. Es ist zu einfach, Ja zu sagen, wenn man in die Kneipe geht, besonders wenn man eine Weile keine Freunde gesehen hat“, sagt er.
Also hat er einen Monat in Barcelona verbracht – nicht in einem Hotel. Er mietete sich ein Zimmer in einer Wohnung, die einer Frau namens Tamara gehörte. Und der Aufenthalt war offensichtlich genau das, was Ezra brauchte, um sein Schreiben neu zu beleben. „Tamara hatte überall Schallplatten, und ihre Freunde waren Künstler, Musiker und Designer. Ihr Freund war in einer Band, und es hätte nicht besser sein können.“
Natürlich ist der der tiefe Bariton das Markante an Ezras Musik, aber auffällig ist, dass er mehr als alles andere ein Geschichtenerzähler. „Staying at Tamara’s“ ist ein Album, das 50er-Jahre-Heiterkeit, stacheligen Afro-Pop und Ed Sheeran-artiger Pop-Folkigkeit zu einer eklektische Mischung zusammenbringt und noch dazu eine interessante Sammlung von Reise-inspirierten Geschichten erzählt. Und doch Ezras verursacht er auch etwas Verwirrung, etwa wenn er beim Opener „Pretty Shining People“ zum Beispiel beim eingängigen Refrain singt „Was für eine schreckliche Zeit / um am Leben zu sein, wenn du anfällig bist / Überdenken“, während er darüber nachdenkt, wie es wäre, im Lotto zu gewinnen. Okay…
Am besten ist der britische Singer/Songwriter, wenn er geradlinig ist, sei es der peppige Call-and-Responsesong „Paradise“, die zeitlose Ballade „All My Love“ oder das rhythmisch, folk- / roots-rock-artige „Saviour“, bei dem er Unterstützung von First Aid Kit erhielt.
Wertung: überzeugend!
Tourdaten:
09.04.2018 Berlin – Huxleys Neue Welt
14.04.2018 Köln – Live Music Hall
22.-24.06.18 Hurricane- & Southside-Festival
11.10.2018 Frankfurt – Jahrhunderthalle
12.10.2018 Leipzig – Haus Auensee
19.10.2018 Berlin – Verti Music Hall
28.10.2018 Köln – Palladium