Die Musik ist eine Mischung aus Irish Folk, Kneipenliedern, Fußballfangesängen und De Höhner, und etwas Punk ist auch dabei. Entsprechend ist die Atmosphäre auf dem KunstRasen Bonn: Schunkeln, Moshpits, Tanzen, Grölen und jede Menge Bierduschen – Willkommen bei den Dropkick Murphys.
Gerade hat die amerikanische Folk-Punk-Band in Wacken bewiesen, dass sie auch Hardcore-Metalfans zum Tanzen bringen kann, das sollte ihr bei den 4300 Besuchern in Bonn also mit Leichtigkeit gelingen. Als die Klänge von Sinead O’Connor und The Chieftains mit dem eindringlichen irischen Song „Foggy Dew“ vom Band liefen, taucht die Band unter tosendem Applaus aus der Dunkelheit auf. Das Konzert beginnt mit einem Cover von The Fureys, aber beim zweiten Song „The Boys Are Back“ ließ Ken Casey das Publikum so richtig ausrasten. Man kann ja einiges über die Musik der Murphys sagen, aber ihre Fans sind schon speziell! Die Begeisterung und Feierlaune ist einzigartig.
„This Machine Still Kills Fascists“
Auf dem Set sind einige Songs vom Album „This Machine Still Kills Fascists“, eine Platte voller Akustiktitel mit alten Texten von Woody Guthrie und das erste Album, auf dem Al Barr (der Sänger der Band) nicht zu hören ist. Das Konzert in Bonn ist wohl auch für die Murphys etwas Besonderes: Woody Guthries Tochter Nora lebt zeitweilig in Bonn-Beuel und war als Gast im VIP-Bereich dabei.
So wie ihr sicher größter Hit „I’m Shipping Up to Boston“ basieren die Songs auf diesem Album auf Texten von Woody Guthrie. Und der Albumtitel soll daran erinnern, dass vieles von dem, was die Welt in Guthries Zeit beunruhigte, auch heute wieder ein erschreckendes Thema ist. Guthries Tochter Nora war eng an der Produktion von „This Machine Still Kills Fascists“ beteiligt. Sie beahrt den Nachlass der Folklegende. Das Interessante an der Produktion ist auch, dass das Album im The Church Studio in Tulsa, in Guthries Heimatstaat, aufgenommen wurde.
„Dig a Hole“ ist eine sumpfige keltische Warnung an alle Autokraten. Guthrie sprach den Anstifter dieser fauligen Bewegung direkt an: „Mr. Hitler, Mr. Hitler/Tell me what are you gonna do“. Und der Chorus gibt die einzige richtige Erwiderung: „Dig a hole, dig a hole in the meadow
Dig a hole in the cold, cold ground
Dig a hole, dig a hole in the meadow
We’re gonna lay you fascists down.
Die Dropkick Murphys haben die Guthries Zeilen und seinen glühenden Zorn für ein neues Zeitalter destilliert. Klasse.
Die Band und die Fans hören im gesamten Konzert nicht auf durchzuatmen und spielen einen Hit nach dem anderen, und die Band macht Lust auf mehr, während sie Singalongs wie „State of Massachusetts“ und erklingen lassen. Die Truppe bewegt sich traumwandlerisch sicher auf der Grenze zwischen Spaß und Ernst, Herzlichkeit und Komik, Partystimmung und politischem Statement. 26 Songs später (darunter drei Zugaben) wird das Publikum von Frank Sinatras „My Way“ nach Hause geschickt.