Trümmer sind zurück und gehen auf Tour

Trümmer FOTO: Tim Erdmann

So muss man nach ein paar Jahren Bandpause zurückkommen. Genau so. Und dieses Lied muss es nach so einem beschissenen Jahr sein. Genau dieses. Trümmer veröffentlichen heute ihre erste Single aus ihrem am 17.09.2021 erscheinenden Album „Früher war gestern“. Das Stück ist zugleich der Album Opener und trägt den schönen Namen „Wann wenn nicht“. Gleichzeitig kündigt die Band eine Tour für den November an.

Wer sich um Trümmer sorgte, weil „Interzone“ ja nun auch schon fünf Jahre zurückliegt und alle Bandmitglieder anderweit gut zu tun hatten, spürt schon bei den ersten Tönen: Der Band geht’s gut. Sie hat Bock. Und sie hat was zu sagen.  Der Sound ist typisch Trümmer – die Sturm-und-Drang-Anfangsphase , nur tighter. Das Personal ist wieder: Paul Pötsch (Gitarre, Gesang), Tammo Kasper (Bass), Maximilian Fenski (Drums), Helge Hasselberg (Gitarre). Letzterer hat das Album auch produziert.
„Es sind alles Live-Aufnahmen. Wir haben uns im März in einem Gutshof in Schleswig-Holstein eingeschlossen und quasi das ganze Haus mikrofoniert. Aber schon beim Schreiben dieser Lieder ist bei mir irgendwann der Groschen gefallen, und ich habe mich gefragt: Was ist die Musik, die mich berührt, bewegt, zum Tanzen bringt und irgendwie wütend macht? Wir wollten also die Musik machen, die uns selber gefällt.“ sagt Paul. Das hört man „Was wenn nicht“ und den übrigen zehn Songs an. Und die Musik, die ihnen gefällt und die sie selbst sehr passend als Referenz heranziehen, wäre: Fontaines D.C., das letzte Strokes-Album, The Yeah Yeah Yeahs, der frühe Punk der 70er – eher die New York-Fraktion. Was dabei auffällt? Klar, keine deutschen Referenzen. „Wir verstehen natürlich, dass die wieder von der Presse kommen werden, aber unsere Vorbilder waren eigentlich nie deutsch.“

Und damit sind wir bei „Wann wenn nicht“, das gerade jetzt viele Menschen abholen dürfte. Mit seiner Stimmung zwischen Wut und Aufbruch, mit der bissigen Resignation der ersten Zeilen: „Ich schau mich um und sehe eine Welt / In der nichts stimmt und mir nichts gefällt / Und ich denk: Es ist alles zu spät / Die Fakten liegen auf dem Tisch / Es ist fünf vor zwölf und es tut sich nix.“ Was trostlos klingt, wird musikalisch und lyrisch im Verlauf des Songs gedreht, um den Grimm in so eine Art positive Wut zu verwandeln. Paul erklärt es so: „Der Song fasst für mich das ganze Album zusammen. Wenn ich Nachrichten lese und mich irgendwie mit dem Zustand der Welt beschäftige, was man zuletzt ja noch intensiver getan hat, denk ich oft: ‚Mein Gott! Es wird immer alles schlimmer!‘ Aber wieso eigentlich? Wir sind doch diejenigen, die das in der Hand haben. Es ist ja kein Naturgesetz, dass alles irgendwie den Abgrund runtergeht, sondern wir sind ja diejenigen, die darüber entscheiden, wie das Leben ist.“

Dieser Spirit zeichnet das gesamte Album aus. Auch Tammo sagt: „Ich glaube, wir hatten noch nie so viel Spaß als Band bei Aufnahmen wie jetzt. Was auch daran liegt, dass wir in den letzten Jahren alle unsere eigenen Dinge gemacht haben und uns eigene Strukturen neben der Band aufgebaut haben.“ Das kann man wohl sagen: Tammo hat mit Henning Mues sein Label und Management Euphorie weiter ausgebaut und betreut Acts wie Leoniden, Ilgen-Nur, Ebow, The Screenshots, Fritzi Ernst und andere. Paul wiederum war produktiver Teil von Ilgen-Nurs Band, machte Theatermusik und spielte mit Carsten Meyer aka Erobique die DDR-Musikrevue „Wir treiben die Liebe auf die Weide“ auf. Drummer Maximilian Fenski arbeitet inzwischen als Arzt in einem Berliner Krankenhaus. Helge Hasselberg ist Teil des musikalischen Duos Heartbeast und hat in den letzten Jahren unter anderem Alben der Leoniden, Trixsi und Lafote produziert. Man kann also sagen, dass Teile von Trümmer in den letzten Jahren in anderen Rollen dafür gesorgt haben, die Euphorie zurück in die heimische Indie-Szene zu bringen. Schön, dass sie jetzt wieder als Band mitmischen. (Quelle: Check Your Head)

Das Album „Früher war gestern“ von Trümmer erscheint am 17. September 2021 via PIAS.

Tourdates:
22.11.2021 Köln, Baumann & Sohn
23.11.2021 München, Milla
24.11.2021 Nürnberg, Club Stereo
25.11.2021 Berlin, Berghain Kantine
26.11.2021 Leipzig, Ilses Erika
27.11.2021 Hamburg, Molotow Club