Rock am Ring 2023: Die Foo Fighters machen 70.000 Fans glücklich

Foo Fighters bei RAR 2023 FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Von Dylan Akalin

Zum ersten Mal live in Deutschland – ohne Taylor Hawkins. Wie würden die Foo Fighters und insbesondere Dave Grohl ihr Konzert bei Rock am Ring nun bestreiten? Ohne das liebevolle Necken, ohne die Sondereinlagen des früheren Drummers, der auch mal einen Queen-Song zum Besten gab?

Zugegeben, diese eingeschobenen Showeinlagen, bei denen insbesondere Dave Grohl und Taylor Hawkins ihre tiefe Freundschaft zelebrierten, hatten bisweilen ihre Längen. Dennoch gehörten sie einfach zu den Foo Fighters. Der liebenswerte und außergewöhnliche Drummer, der im vergangenen Jahr bei der Tour in Kolumbien in seinem Hotelzimmer tot aufgefunden wurde, fehlt. Ja, er wird auch von den Fans schmerzlich vermisst.

„Danke, dass ihr uns bei der Heilung geholfen habt“

Dave Grohl gibt sich Freitagnacht beim Auftritt bei Rock am Ring ungewöhnlich einsilbig. Der neue Drummer Josh Freese bekommt ungewöhnlich viel Raum, um sich und seine Fähigkeiten zu präsentieren. Erst relativ spät, ziemlich am Ende des zweistündigen Auftritts erwähnt Grohl seinen verstorbenen Freund: „Aufstehen und wieder Shows zu spielen war komisch“, sagt er. „Ich weiß nicht, ob ihr das wisst, aber die meisten Leute, mit denen wir zusammenarbeiten, sind schon seit 25, 30 Jahren dabei, es ist also wirklich eine große Familie. Das gilt für alle, die ihr hier oben seht. Es war also schon eine Reise, hierher zurückzukommen und es noch einmal zu tun. Und ich kann ehrlich sagen, dass wir es ohne euch nicht schaffen würden, also vielen Dank, dass ihr uns bei der Heilung geholfen habt“, schloss er. „Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht an ihn denken oder über ihn reden. Das hier ist also für T.“ Dann startete die Band mit „Aurora“, das eines seiner Lieblingsstücke gewesen war.

Foo Fighters FOTO: Dylan Akalin

Um 22.44 Uhr hatte die Band unter lauten Schlagzeugwirbeln und Gitarrengelärm die Bühne betreten, und Grohl startete „All My Live“ wie man es von ihm kennt: mit einem Urschrei. Doch schon beim zweiten Stück, „No Son of Mine“, fällt der erste Aussetzer in der Stimme auf. Es soll nicht der einzige gewesen sein. Immer wieder versagt dem sonst so kraftprotzendem Sänger die Stimme. Doch Gitarrenduelle und ein ekstatisches Schlagzeug können hier noch drüber hinwegspielen.

„The Pretender“

Einer der Höhepunkte des Abends: die etwa 13-minütige Fassung von „The Pretender“. Wieder versagt die Stimme. Als das Stück einen kurzen Break nimmt und die Masse den Song einfach weitersingt („So, who are you?“), ist Grohl sichtlich überrascht: „Darf ich vielleicht mitsingen?“, fragt er belustigt und beeindruckt zugleich. Auch bei der nächsten Wendung des Stückes, ist ein Ende noch nicht abzusehen. „It‘s not over yet“, ruft Grohl, und die Menge tobt.

Foo Fighters bei RAR 2023 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Etwas Entspannung bringt der harmlose Hit „Learning to Fly“. Gänsehautmoment: Das Solo-Intro zu „Times Like These“. Sehr berührend: „Under You“ vom an diesem Freitag erschienen neuen Album, in dem Grohl den Verlust des Freundes besingt.

Josh Freeze und seine Stärken

„Breakout“ ist einer dieser Songs, in dem Josh Freeze seine ganze Stärke ausspielt. Dass der Mann eine Menge Erfahrung auch als Tour-Schlagzeuger mitbringt, steht außer Frage. Sein Stil erinnert tatsächlich dem kraftvollen Spiel von Hawkins und Grohl und doch unterscheidet er sich stark von diesen. Es ist schwer, aber flüssig, mit donnernden Wirbeln, die bisweilen auch an Phil Collins erinnern, und auffälligen, geradezu jazzigen Fills. Es ist beeindruckend, wie er den älteren Songs der Foo Fighters seinen eigenen Stempel aufdrückt, ohne sie zu verändern, wie respektvoll er die Waage zwischen dem Weitertragen eines Staffelstabs und der eigenen Interpretation hält. Ganz groß!

Foo Fighters bei RAR 2023 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Kein Wunder also, dass sich Grohl mehrmals vor das Schlagzeug stellt und mit Freeze instrumental kommuniziert. Mit einem Medley von „Whip It / March of the Pigs“ von Devo und Nine Inch Nails stellt Grohl Freeze nochmal in den Vordergrund, es sind Stücke von Bands, bei denen dieser schon gespielt hat.

Mit Violet Grohl auf der Bühne

„The Sky Is a Neighborhood“ bekommt einen etwas stampfenderen Rhythmus „Wir sind doch nur eine Garagen Rockband, und jetzt spielen wir vor 60.000 Leuten“, sagt Dave Grohl. Tatsächlich hat die Band kurz bei ihrer Anreise aus den USA drei Abende in einem kleinen Club in Grohls Heimatstadt Washington D.C. gespielt. Der Club kommt in Grohls Autobiographie ausführlich vor. Mit einer Kapazität von 450 Leuten hat er etwa die Größe der Bonner Harmonie. Und jetzt also nicht vor 60.000, sondern vor 70.000, wie der Veranstalter meldet.

Das weitere Set ist ein Traum: „My Hero“, wieder mit einem Solo-Intro Grohls, „This Is a Call“, „Nothing at All“, dann der Auftritt mit der 17-jährigen Tochter Violet bei „Shame Shame“, bei dem man Grohls stolze Augen auf der Leinwand sehen kann, „These Days“, „Aurora“, „Monkey Wrench“, „Best of You“ und zum Schluss das wunderschöne „Everlong“. Das ist kaum noch zu toppen – trotz der stimmlichen Aussetzer.

Foo Fighters FOTO: Dylan Akalin
Foo Fighters bei RAR 2023 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Foo Fighters bei RAR 2023 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Foo Fighters bei RAR 2023 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Foo Fighters bei RAR 2023 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Foo Fighters bei RAR 2023 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Foo Fighters FOTO: Dylan Akalin
Foo Fighters FOTO: Dylan Akalin
Foo Fighters bei RAR 2023 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Dave Grohl von den Foo Fighters FOTO: Dylan Akalin
Foo Fighters FOTO: Dylan Akalin
Foo Fighters FOTO: Dylan Akalin
Foo Fighters FOTO: Dylan Akalin
Foo Fighters bei RAR 2023 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski