Torsten Goods – den Namen sollten sich zumindest Leute merken, die auf perlend-fließenden Gitarrenlinien stehen, die nichts dagegen haben, wenn der Jazz sich im Grenzgebiet von Singer/Songwriter-Qualitäten und Blue Eyed Soul bewegt. Wer den 35-jährigen Vollblutmusiker live erleben möchte, sollte sein Konzert am 15. Dezember, ab 20 Uhr, in der Harmonie in Bonn nicht verpassen.
Von Cem Akalin
Torsten Goods ist ein junger deutscher Jazzmusiker, der mit seinem Gitarrenspiel in der Tradition eines George Benson oder Wes Montgomery steht, der diesen lockeren, aber akkuraten Solostil pflegt, bei dem die Gitarre mit ihrem klaren Klang und den unüberhörbaren Singlenotes dahinsegelt wie eine Möwe im Sommerwind. Wie sein Vorbild setzt Goods auch schon mal einen Unisono Scatgesang drüber.
Aber sein Gesang kommt nicht, wie mancher Kritiker behauptet, aus der Sinatra-Schule, sondern ist vielmehr angelehnt an Leuten wie den großartigen James Taylor, bei denen der Zuhörer das Gefühl hat, der Sänger kostet jeden Vokal und jeden Konsonant aus, als wäre es eine spontane Liebeserklärung.
Auf seinem neuen, mittlerweile sechsten Album „Thank You Baby!“ beschenkt Goods sein Publikum mit ein paar wunderschönen Neuinterpretationen aus der amerikanischen Soul-, Worksong- und Spiritual- Tradition. Der Sohn einer Irin und eines Deutschen ist mit dieser Musik aufgewachsen. Man merkt es den Stücken an, wie er sie zu seinen eigenen macht, so organisch kommen Stücke wie „Work Song“ von Nat Adderley rüber. Oder Lead Bellys „Where Did You Sleep Last Night“, von dem immer noch viele überzeugt sind, dass es sich dabei um einen Nirvana-Song handelt.
„Halleluja I Love Her So“, den Ray Charles in den Sechziger Jahren sang klingt bei Goods so frisch als wäre er für ihn geschrieben. Das gilt auch für den Standard „Afro Blue“ aus der Feder von Mongo Santamaria oder das wunderbar swingende „How Sweet It Is“, den Motown-Klassiker von Marvin Gaye. Aus diesem Titel ist auch der Albumtitel entnommen: „With sweet love and devotion, deeply touching my emotion. I want to stop and thank you baby!“ Und dass Goods seinerseits auch ein ausgezeichneter Songschreiber ist, beweist er mit „Angel“. Ein Wunder, dass dieser Song nicht längst in den Charts ist. Einen glänzenden Abschluss findet das Album mit “Everything Must Change” – eine weitere Verbeugung vor dem wunderbaren George Benson.
Vita:
Als Sohn einer irischen Mutter und eines deutschen Vaters wurde Torsten Gutknecht 1980 in Düsseldorf geboren. Nach dem Umzug der Familie wuchs er in Erlangen auf. Dank der gut bestückten Plattensammlung seiner Mutter – neben Größen von Duke Ellington bis Oscar Peterson war auch viel Irisches vertreten – fand er früh Zugang zum Jazz.
Die ersten Schritte als Gitarrist waren trotzdem altersüblich von Pop und Rock geprägt. Seine ernsthafte Ausbildung begann Gutknecht mit 14 Jahren. In Peter O’Mara fand er den Lehrer, der ihn gezielt in die improvisierte Musik einwies. Da war er 17 Jahre alt und Talent wie Ehrgeiz waren nicht zu übersehen, was ihm schnell zu Meisterkursen mit den Großen der Zunft verhalf. Während der Schulzeit besuchte er in New York Workshops bei Jim Hall und John Scofield und nahm in Straßburg Unterricht beim Virtuosen der „Gypsy Guitar“ Bireli Lagrene, der seine Entwicklung wesentlich beeinflusste.
2001 ging Gutknecht als 20jähriger nach New York, mit einem Stipendium für die renommierte New School University, wo Jack Wilkins und Vic Juris seine Lehrer wurden. Wichtiger war für ihn aber noch, dass er sich eineinhalb Jahre lang ins Geschehen am „Big Apple“ stürzen konnte: Er arbeitete mit Seleno Clarke, Barbara Tucker, Reverend Run (von Run DMC), und traf nicht zuletzt George Benson, einem großen Vorbild, das ihn auch zum Singen inspirierte. Weiterhin durfte er mit Les Paul auftreten, der auch den Künstlernamen Torsten Goods kreierte.
Mit nicht weniger Energie und Zielstrebigkeit hatte Goods schon vor dem Auslands-Aufenthalt im heimatlichen Deutschland weitergearbeitet. Er wurde im Jahr 2000 Mitglied im von Peter Herbolzheimer geleiteten BundesJugendJazzOrchester und spielte bald danach – noch vor dem Abitur – sein erstes eigenes Album ein: mit Tony Lakatos, Davide Petrocca, Dejan Terzic, Guido May, Jan Eschke, Andreas Kurz und Rick Keller entstand 2001 „Manhattan Walls“ (Jardis).
2004 folgte „Steppin“ (Jazz4ever), an dem neben seiner damaligen Band mit Jan Miserre, Marco Kühnl und Christoph Huber die deutschen Cracks Olaf Polziehn, Martin Gjakonovski, Dejan Terzic, Tony Lakatos, Johannes Enders und Lutz Häfner beteiligt waren. Das Album wurde für den „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ nominiert, und die internationale Kritik feierte Goods euphorisch als „emerging new force in the jazz scene“. Bald darauf wurde er 2005 als einziger Europäer von Wayne Shorter und Herbie Hancock in die Finalrunde der „Thelonious Monk Jazz Guitar Competition“ in Washington gewählt.
Seitdem geht Torsten Goods auf ausgedehnte Konzertreisen in ganz Europa, Asien und den USA, wo er unter anderem auf Größen wie Bob James, Chris Potter, James Genus, Terri Lyne Carrington, Barbara Tucker, Dawn Tallman, Marcus Fugate, Jimmy Bruno, John Ruocco, Johannes Faber, Leszek Zadlo oder Patrick Scales traf.
2006 wurde Goods exklusiver ACT-Künstler, sein ACT-Debüt „Irish Heart“ (ACT 9714-2) auf dem er seine irischen Wurzeln musikalisch verarbeitete, markiert einen entscheidenden Durchbruch: Nicht nur bei einer breiteren Öffentlichkeit, sondern vor allem als Sänger rückte er ins Bewusstsein. Denn Goods verfügt nicht nur über ein virtuoses Gitarrenspiel, sondern auch über eine ungemein sensible und ausdrucksstarke Stimme, die im Blues ebenso zuhause ist wie in Swing und Pop.
Die „Irish Heart“-Tour führte ihn nicht nur durch ganz Deutschland, sie brachte ihm auch Einladungen zu den großen Festivals wie dem Paris Jazz Festival, Jazz Baltica, den Leverkusener Jazztagen, den Jazzwochen Burghausen, JazzKaar Estonia, dem Pure Jazzfestival Den Haag, dem Traumzeitfestival und Wettbewerben, unter anderem in Brüssel sowie beim London International Jazz Competition, dem Montreux Jazz Guitar Competiton, und beim European Guitar Award in Dresden ein.
Mit dem zweiten ACT-Album „1980“ (ACT 9719-2) erweitert Goods seine Bandbreite noch einmal erheblich. Mit Adaptionen herausragender Künstler des Jahres 1980 und mit gelungenen eigenen Kompositionen wandelt er nun auf den Spuren der großen Jazzgitarristen und Sänger wie Al Jarreau und Michael Bublé.
Im Juni 2013 erscheint das lang erwartete fünftes Album „Love Comes To Town“ (ACT 9726-2) auf ACT. Produziert wurde die neue CD von Nils Landgren. Neben ihm wirken auch prominente Gäste wie Till Brönner, Wolfgang Haffner, Magnus Lindgren, Ida Sand und Viktoria Tolstoy auf dem Album mit. Auf „Love Comes To Town“ beruft sich Torsten Goods auf seine musikalischen Wurzeln im Blues, Jazz und R&B, gleichzeitig blickt er als gereifter Künstler nach vorn.
Das Album wird begeistert aufgenommen – KULTURNEWS findet: „Smooth, sexy und mit viel Holz der Gitarrenton, leicht an und aufgekratzt der Gesang: So gut hat sich Popjazz seit George Benson nicht mehr angefühlt.“.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG attestiert: „Torsten Goods ist einer, der den großen Groove beherrscht.“ (ACT)