The Dawn Brothers beherrschen eine ziemlich  weit gefasste Klaviatur des Ausdrucks

Crossroads Festival Bonn: Angesichts der Masse von 70er Jahre beeinflussten Bands wünscht man sich Eigenes und Tiefgreifendes. Bei den Dawn Brothers aus Rotterdam muss man nicht die Augen verdrehen – auch wenn sie natürlich auch schon mal ins Nostalgische abdriften: Mit Nachbeten von klassischen Hardrock-Riffs haben die Jungs wirklich nichts am Hut.

Von Mike H. Claan

The Dawn Brothers beherrschen eine ziemlich  weit gefasste Klaviatur des Ausdrucks. Ob ganz sparsam, wenn nur ein einsames Schlagzeug den Gesang begleitet, etwas schräg und etwas an Giant Sand erinnernd, oder Songs wie ‚Darling‘, bei dem der Blues und Soul nur so tropft. Der Band geht es um Vielfalt, und dazu gehören auch Zitate, etwa von den Doors. Bisweilen sind die Songs so komplex arrangiert, dass die Stimmung mal von Country in Sixties-Beat kippt. Bas Van Holt (guitar, lead vocals, backing vocals), Levi Vis (bass, lead vocals, backing vocals), Rowan De Vos (keyboards, backing vocals) und Rafael Swiddessen (drums, backing vocals) haben sich für kraftstrotzenden, melodiebetonten Rock entschieden, der von allen möglichen Genres durchkreuzt wird. Und das klingt einfach klasse.

„Milk Truck“ hat Country-/ Folk-Feeling mit einer Melodie, die fast zum Mitsingen animiert. „Stayin ‚Out Late“ beginnt ziemlich ruhig mit einer Kuhglocke im Hintergrund. Das Grooving und der Rhythmus werden vom Bass schön gestützt. Und der Refrain hat so viel Soul. „Pictures“ hat einen hohen Rock’n’Roll-Anteil. „Vampire“ wird von Tempo und dem mehrstimmigen Gesang getragen. „The Hunter“ bringt Psychedelic ins Spiel: lauter, kantige Gitarren und leuchtende Keyboards. „Get Down The Road“ hat sowas von 60er-Feeling mit Anklängen zum Folk. Eine Band, die wirklich an Gruppen aus den 60er und 70er Jahre erinnert, allen voran vielleicht an Creedence Clearwater Revival. Spitze!