Crossroads Festival Bonn: D/troit verwandelt die Harmonie in eine Soulspelunke mit Stil

Es funkt, es schmatzen die Gitarren, es schmachten die Backgoundsängerinnen. Die Gemütsart des Detroit Souls fließt wie zähe Lava aus der Orgel, wie Funken aus den blaublütigen Bläsern. Da ist einfach alles so authentisch wie der Schweiß, der sich unter der Mütze von Frontmann und Sänger Toke Bo Nisted sammelt. Heute spricht man wohl von Vintage, wenn man diesen schönen alten Soulsound so originalgetreu hinbekommt. Es ist schwer zu glauben, dass es sich nicht um eine Band aus der Heimat des Soul handelt, sondern um eine Truppe aus dem Norden. Sie nennen sich D/troit und sind eine Sensation. Auf der CD hauen sie einen schon um, aber live? Ein absoluter Highlight der Crossroads Festivals in der Bonner Harmonie, die der WDR Rockpalast an präsentiert hat.

Von Mike H. Claan

Die Dänen verwandeln die Harmonie beim zweiten Crossroads-Abend des WDR-Rockpalast in eine Soulspelunke mit Stil. Toke Bos gefühlvollen und kratzigen Lead Vocals tragen stark zu D/troits Sound voll rauchigem Bourbon bei. Bei Talk about Freedom meint man eine Mischung aus Richie Havens und Joe Cocker zu hören. It’s a Soul Thing demonstriert perfekt, dass er in James Brown auf jeden Fall einen Seelenverwandten hat. Und gerade, als man denkt, das alles erinnert doch an eine weitere Soulsensation, die hier war, da spricht Toke Bo es auch schon aus. This Love is not big enough for the two of us widmet er dem im vergangenen Jahr so früh verstorbenen Charles Bradley. „Ohne ihn würden wir jetzt nicht hier stehen“, meint er.

Dieser knallige runde Bandsound, in den immer wieder lodernd die Orgel einsteigt, der Gesang, die fetzigen Bläser – D/troit ist eine Band, die die beseelte, funkige Vergangenheit respektiert und sie mit Aufrichtigkeit, Herz und Empfindung ins Heute holt. Die Truppe, zu der noch Klaus Højbjerg (Gitarre), Jackie Larsen (Bass), Stefan Cannerslund Andersen (Schlagzeug) sowie last but not least Mads Jensen (Keyboard) gehören, hat sicherlich hart daran gearbeitet, diese Mischung aus klassischem Soul- /Funk-Sound mit einer Mischung aus originalen und modernen Aromen neu zu erschaffen. Und das ist ihr sowas von gelungen. Mann, man kriegt wirklich nicht genug von dieser Truppe, die auch schon mal Johnny „Guitar“ Watson hochleben lässt.

I Believe als vorletzter Song ist so hingebungsvoll gesungen, dass man nur noch mit offenem Mund vor der Bühne stehen kann. „Hurricane“ startet mit dieser so brillanten, nonchalant gespielten Rhythmusgitarre, in das die Bläser Blitze von Fanfaren schicken, dazu die Drums, die Percussions und der aufbauende Gesang. Was für ein fulminanter Schluss!

Und dann gab es sogar noch drei  Zugaben. Nach einem etwas dahinplätschernden Instrumental, sorgte Toke Bo Nisted mit der Ballade Freedom Is Not For Free dafür, dass der Puls mal wieder etwas runterkam. Um dann gleich die Perkussionistin und den Drummer einheizen zu lassen. Die Die ganze Band steigt ein und unterstützt Toke Bo in seiner Message des Abends: „We got Soul“. Auf jeden Fall! Klasse Abend – und bitte mehr davon!