Köln. So was sieht man nicht alle Tage, dass ein Gitarrist so völlig ohne Effekte auskommt. Kein Pedal, kein technischer Schickschnack.
Das Rolling Stone Magazine zählt Derek Trucks, das einstige Wunderkind, das schon mit 17 Jahren den Saitenton bei den Allman Brothers angab, zu den „hundert größten Gitarristen aller Zeiten“. Der 34-jährige US-Amerikaner mit dem hüftlangen blonden Haar zaubert auf seiner mahagoniglänzenden Gibson SG Gitarrenläufe von einzigartiger Virtuosität, wobei er auf der Bluesgrundlage Bogen zu Jazz, Funk und allerlei anderen Spielrichtungen des Blues schlägt – und das mit der gelassenen Miene eines Farmers, der sein Feld bestellt.
Da startet er schon mal ein indisch anmutendes Intro („Midnight In Harlem“), lässt Keyboarder Kofi Burbridge bei „I Know“ ein orientalisches Vorspiel auf der Querflöte erklingen, über das er verwirrende Riffs jagt. Die Bläser und zwei Schlagzeuger treiben den wilden Tanz weiter an, und Ehefrau Susan Tedeschi hält sie mit dem musikalischen Thema rhythmisch auf dem Teppich.
Was die Tedeschi Trucks Band da am Mittwoch im Kölner E-Werk zwei Stunden lang bot, war ein intelligenter, vielschichtiger Bluesrock mit ganz viel Gänsehautmomenten. Auch wenn Susan Tedeschi eine tolle Gitarristin und mit ihrer rauen, charismatischen, sehr an Bonnie Raitt erinnernden Stimme die Chefin der elfköpfigen Truppe auf der Bühne ist – die Queen ist und bleibt Trucks Gitarre.