Stefan Dettl „Soultrain“ (RCA/ Sony Music)
Veröffentlicht: 18. März 2016
Die Cabrio-Saison ist eröffnet. Jedenfalls von LaBrassBanda-Chef Stefan Dettl. Mit seinem dritten Solo-Album bringt der 34-jährige Oberbayer die Sonne in die graue Übergangsjahreszeit: Mit intelligenten Bläserarrangements und hinreißenden Gesängen huldigt der Trompeter und Sänger dem klassischen Soul, der auch mal näselnd wie bei Jan Delay kommt oder cool und funky wie bei Incognito.
Die Schlüsselzeile gibt es in „Lonely Boy“ „I’m gettin’ older and older, nothing to do, now I understand Miles Davis’ ‚Bitches Brew’“, heißt es darin. Nein, nicht, dass „Soultrain“ wie das Erweckungsalbum des Fusion von Miles Davis klingt. Dettl geht es einfach darum, sein bayerisches Herz mit seiner universellen Soulseele zu versöhnen. Da wird innerhalb eines Songs schon mal englisch und bayerisch gesungen oder gerappt („Auf oamoi: Boom, da danzt der ganze Dachbodn, mit olle Nachbarn, I kriag an Dachschadn“).
Aber die Musik, die die tiefe Empfindung für den afroamerikanische Mischung aus Rhythm and Blues und Gospel und Jazzelementen des Chiemgauers überzeugend rüberbringt, funktioniert tatsächlich absolut global. Bei aller Freude, die die Kompositionen wiedergeben, kommt auch die Wohlfühlmelancholie nicht zu kurz. „Baby“ ist solch ein Song, auf dem Dettl ein Trompetensolo spielt, das einem den milden Nachtwind im Cabrio direkt um die Ohren hauchen lässt. „Trachtenbua“ startet mit einer treibenden Orgel, und die Tuba bläst nach dem Trommelwirbel ein stampfendes Rock ‚n‘ Roll-Schema, über den Dettl seinen entbrennenden Soulgesang legt. Ein tolles Album! (Cem Akalin)