Tag 2 bei Rock am Ring: Fangen wir mal mit Mastodon, Baroness und Ice Nine Kills an. Eines vorweg: einfach geil!
Von Dylan Cem Akalin
Allein wegen dieser 51 Minuten hat sich der Besuch von Rock am Ring schon gelohnt. Donnernder Lärm kündigt Mastodon an. Und dann legt die Band aus Atlanta gleich mit dem Song „Pain with an Anchor“ vom aktuellen Album „Hushed and Grim“ los, den Schlagzeuger Brann Dailor trotz der komplexen Rhythmen sang. Bei „Crystal Skull“ wehen die weißen Haare und der Bart von Bassist Troy Sanders im Wind, während er voller Wut über die Suche nach dem Kristall im dunklen Loch singt, der das Blut in den Adern zum fließen bringt.
Der Auftritt der Truppe lässt bei den Fans keine Wünsche offen: Der Bass unterstützt kraftvoll die verflochtenen Drums, vor allem der variablen Bassdrums, die wie Geschützfeuer über den Platz donnern. Bill Kelliher sieht entfernt aus wie James Hetfield und seine hämmernde Gitarre, die er voller Posen am Bühnenrand spielt, klingt bei „Megalodon“ auch, als käme sie geradewegs aus dem Metallica-Universum.
Brent Hinds ist dagegen eher der konzentrierte Arbeiter, auch wenn er schon mal einen Tritt in die Luft wagt. Das Posen ist seine Sache nicht, aber die Lust an der Interaktion und an der Improvisation. „Bladecatcher“ startet eh schon mit einer Stunteinlage des Leadgitarristen, der dann auch noch ein paar Hendrix-Schleifen einbaut, während um ihn herum das kalkulierte Chaos herrscht. Das Instrumentalstück zeigt, wie abwechslungsreich, virtuos und überzeugend die Truppe ist.
Mastodon haben den Progressive Metal für die Härte von Math- und Hardcore geöffnet. Zu den anspruchsvollen Rhythmen und Breaks, die Troy Sanders jedes Mal zu genießen scheint, weil er da immer so zufrieden vor sich hinlächelt, und den komplexen Gitarrenstrukturen kommen jede Menge Headbanger-Passagen. Ideal für die Fans bei Rock am Ring, die unglaublich viele Crowdsurfer über ihren Köpfen hinweg nach vorne schieben. Der Auftritt endete mit einem Höhepunkt, als die Gruppe einen Fanfavoriten spielte, „Blood and Thunder“ von ihrem beliebten Album „Leviathan“. Ein super Auftritt der Modern Metal-Meister.
Baroness
Baroness, die Progressive-Metal-Band aus Savannah, Georgia, startet mit „Take My Bones Away“ und dem Powerchords getriebenen „The Sweetest Curse“ und den flanger-verzerrten Gitarrenriffs noch relativ klassischrockig. Von der ersten Minute an treibt sie eine drängende Energie. Progrockig wird es erst bei „A Horse Called Golgotha“. Das Intro kommt vom Synthie, den Bassist Nick Jost bedient, begleitet von den mit dem Volumepedal erzeugten sphärischen Gitarrensounds von Gina Gleason. Bis dann eine unisono von ihr und John Baizley gespielte Gitarrenline das Stück aufbrausen lässt. Hier zeigt Gina Gleason auch, dass sie die Frau für die frickeligen Solos ist. Das ist sensationell, was sie alles an den Saiten zaubert. Nach einem Break explodiert die Nummer gar noch mehr.
Auf der Setlist stehen auch Klassiker wie „Chlorine and Wine“ und „Shock Me“. Einer der Highlights ist „War, Wisdom and Rhyme“ von der Blue-Platte, wo John Baizleys Gesang nochmal eine Spur böser und kraftvoller rüberkommt. Klasse.
Ice Nine Kills
Eine richtig gute Show liefert Ice Nine Kills, die US-amerikanische Metalcore-Band aus Boston. Die Band tritt in feinen Anzügen, in Schlips und Kragen auf – und reißen fast die Bühne ab. „Welcome To Horrorwood“ startet schon völlig abgefahren mit superschnellen Rhythmen und harten Gitarren und dem markerschütternden Gesang von Spencer Charnas. Bei „Würst Vacation“ läuft schon ein Metzger mit blutiger Schürze und Axt quer über die Bühne. Die Band fesselt die Menge sofort mit ihren Horror-inspirierten Texte und der manchmal auch unfreiwilligen komischen Theatralik. Eins ist jetzt schon klar: Ihr Auftritt wird unvergesslich sein.