Niels Klein Trio und eos chamber orchestra eröffnen das Jazzfest Bonn 2022

eos chamber orchestra mit Susanne Blumethal & Niels Klein Trio am 01.05.2022 im Opernhaus Bonn ©www.heikefischer-fotografie.de

Das Eröffnungskonzert des Jazzfest Bonn 2022 übernahm am Sonntag das eos chamber orchestra & Niels Klein Trio in der Bonner Oper. Das gut einstündige Set hinterließ einen vielschichtigen Eindruck.

Von Dylan Cem Akalin

Der Start des Niels Klein Trios mit dem eos Chamber Orchestra unter Leitung von Susanne Blumenthal hatte noch etwas von einem Herantasten an die Möglichkeiten der beiden Instrumentengruppen. Und bei diesem Eröffnungsstück „It Only Took“ schien sich Saxophonist Niels Klein eher vom Orchester bremsen zu lassen. Bei solchen Verbindungen von klassischer Besetzung und Jazzensembles denkt man unweigerlich an andere ähnliche Abenteuer in der Jazzgeschichte, zu allererst an Charlie Parker With Strings. Da schaffte sich der Bebop-Saxophonist eher ein unterstützendes Volumen als dass er experimentelle Grenzüberschreitungen im Sinn gehabt hätte.

Niels Klein im Opernhaus Bonn ©www.heikefischer-fotografie.de

Dies ist hier anders. Schon der Titel der 42-minütigen, dreiteiligen Komposition deutet ja darauf hin, worum es Klein geht: „Exploring Objects and Shapes“. Die Erforschung von Objekten und Formen im Zusammenspiel von Improvisation und Komposition, zwischen den beiden eigenständigen Klangkörpern ist indes nicht immer sehr klar vermittelt worden. Dafür agierten beide Seiten einfach zu häufig nebeneinander, als dass klare wechselseitige Anregungen offenbar wurden.

Der flotte Einstieg des Trios in das Hauptwerk lebte insbesondere vom lautmalerischen, feinsinnigen Drumspiel von Fabian Arends, zu dem das Orchester empfindsame Akzente setzte und das Saxofon später wie ein Schiffshorn in der Nacht die Kontrolle übernahm. Der erste Teil des Werks ließ nicht so richtig erkennen, wohin die Reise gehen sollte, wenn auch es immer wieder bezaubernde Momente gab. Gegen Ende des Satzes etwa, als Flöte, Oboe, Klarinette und Fagott trunken über melodische Streicher tanzten und ein kurzes Schlagzeugsolo wild zum Spiel des Trios überleitete.

Wie ein Soundtrack zu einem Film noir beginnt der zweite Teil des Stücks, das dann aber immer wieder abrupt die Stimmung wechselt. Da kommt ein wenig karibisches Flair ins Spiel, das kontrastiert mit verflochtenen, erzählerischen Struktur des Orchesters. Sehr schön sind die Parts, wenn Horn und Saxofon einen langsamen Tanz eingehen. Gelungen sind die offenen Horizonte gegen Ende des Satzes, als Flöten Arpeggios spielen, über die Klein mit seinem Saxofon zu schweben scheint.

„Throp“ erinnert an Marlowe’s Theme aus dem Film „ Farewell My Lovely“ (1975), es strahlt eine ähnlich melancholische Einsamkeit aus. Zum Schluss gab es noch ein Exzerpt von „Perpetual Waves“ von Kleins Projekt „Tubes & Wires“, mit dem er übrigens auch schon beim Jazzfest Bonn war – mit etwas überzeugenderem Ergebnis.

Susanne Blumethal im Opernhaus Bonn ©www.heikefischer-fotografie.de
eos chamber orchestra mit Susanne Blumethal & Niels Klein Trio am 01.05.2022 im Opernhaus Bonn ©www.heikefischer-fotografie.de
eos chamber orchestra & Niels Klein Trio in der Bonner Oper FOTO: Dylan Cem Akalin
eos chamber orchestra & Niels Klein Trio in der Bonner Oper FOTO: Dylan Cem Akalin