Mit Eleganz und melancholischem Witz: Nitai Hershkovits

Nitai Hershkovits. Foto: Barka Fabianova

Wenn Musikkritiker Nitai Hershkovits mit Pianisten wie Hank Jones oder Brad Mehldau vergleichen, dann hat das sicherlich damit zu tun, mit welcher reifen Gelassenheit der erst 26-Jährige sein Instrument beherrscht. Das bewies Hershkovits, der seit etwa vier Jahren zum Trio des bekannten Bassisten Avishai Cohen gehört, am Freitagabend im ausverkauften Kammermusiksaal mit seinem Soloprogramm.

Und wie viele junge Jazzer hat Hershkovits die Standardliteratur absorbiert und sie sich längst zu eigen gemacht. Dabei klassische Themen einzubauen, das haben sicherlich auch andere vor ihm gemacht. Oscar Peterson etwa ließ „My One And Only One“, das der junge Israeli auch im Repertoire hatte, gerne mal mit einem Bach-Thema ausklingen. Hershkovits baute dafür Beethoven und Schubert ein. Dass er sich mit „Ugly Beauty“ ausgerechnet eine untypische Komposition von Thelonious Monk aussuchte und daraus ein echtes Monk-Stück machte, zeigte, was für ein Schalk ihm im Nacken sitzt. Herrlich wie er die zerhackten Linien mit Links hielt und mit Rechts eine feine Melodie darüber spielte, das Ganze mit zurückgenommenem Tempo und mit klugem und humorvollem Spiel der Stile. Hershkovits tänzelt mit der Eleganz eines Fred Astaire und dem melancholischen Witz eines Charlie Chaplin über die Tasten.

In seinen eigenen Kompositionen, wie etwa „Somewhere Between“ oder „Calista“ liebt der junge Israeli die Tempiwechsel und konzentriert sich mehr auf den Ausdruck, das Auskosten einzelner Noten, zart wie hingetupfte Aquarelle, als mit rasanter Fingerakrobatik zu beeindrucken. Dennoch ist ihm auch der temperamentvolle Ausbruch, wie vor allem in „Caliste“, nicht fremd, wenn er die Töne rollen lässt wie eine wilde Meeresbrandung.

Und der Titel „Somewhere between“ ist ja auch nur eine Anspielung auf seinen Stil: Hershkovits macht in seinem Spiel immer wieder deutlich, dass er sich als Grenzgänger versteht, als multikultureller Musiker zwischen Tradition und Moderne, zwischen Kammermusik, Jazz und Blues. Am Ende eines leider nur einstündigen Auftritts gab es verdienten langanhaltenden Applaus.