Robben Ford: „In meinem Leben passieren grad viele schöne Dinge“

Vor wenigen Tagen ist Robben Fords neues Album „Into The Sun“ erschienen. Über sein neues Album und seinen Gitarrensound sprach er in Köln mit Cem Akalin. Am 10. Mai 2015 ist er in Köln in der Kantine, Neusser Landstraße 2 live zu hören.

Robben, „Into The Sun“ das klingt nach Roadmovie. Auch das Cover sieht aus wie ein Filmplakat aus. Der Held, der am Ende des Films der Sonne entgegen läuft… War das deine Intention? Eine Art Soundtrack?

Robben Ford: (lacht) Nein, es hat sich so ergeben. Die Frage ist die, was zunächst da war: das Huhn oder das Ei? Der Titel des Albums kam zum Beispiel erst aufgrund des Fotos zustande. Wir haben damals eine ganze Reihe Fotos vor der untergehende Sonne gemacht, und als ich die Bilder sah, dachte ich: Das ist der perfekte Titel für ein Album.

„Bringing It Back Home“ (2013) hatte einen sehr eigenen, coolen Sound mit gewissen Jazz-Einflüssen. „Nashville“ (2014) war klares Bekenntnis zum Blues. Welche Überschrift steht über „Into The Sun“?

Ford: „Bringing It Back Home“ war einzigartig für mich. Auf diesem Album wollte ich die Gitarre auf eine ganz bestimmte Art und Weise spielen. Wahrscheinlich ist es das Album, mit dem ich wirklich kein bestimmtes Konzept im Sinn hatte. Ich wollte einfach nur ganz entspannt Gitarre spielen. Ich wollte Musik mit guten Mitspielern machen, eine Musik, die sich einfach gut anfühlt. „Nashville“ dagegen ist ziemlich rasch entstanden. Wir waren eigentlich auf Tour und haben das Album an einem einzigen Tag im Studio eingespielt – live. Die Stücke habe ich in drei Wochen geschrieben, was eine wirklich kurze Zeit ist.

Robben Ford_3 credit Piper Ferguson

„Day Of The Planets“ auf dem neuen Album klingt sehr positiv, knackig, geht direkt ins Ohr. Es hat ein wenig die Stimmung aus „Tiger Walk“. War das vielleicht die Intention?

Ford: Eigentlich will ich immer positiv klingen. Das sollte jedenfalls doch das Anliegen von Musik überhaupt sein: eine positive Message rüberzubringen. Aber es stimmt schon: Bei diesem Album kamen tatsächlich eine ganze Reihe von wunderbaren Dingen zusammen. In meinem Leben passieren grad viele sehr schöne Dinge. Und dieses Album ist eines davon.

Bist du verliebt?

Ford: Nein, es geht nicht um sowas… Der Opener steht sicherlich für diese positiven Dinge in meinem Leben. Weißt du, das Songwriting ist im Moment meine Hauptbeschäftigung, ja, es ist das Wichtigste für mich, und es geht mir darum, wirklich erstklassige Songs zu schreiben und sie dann zu spielen. Dafür steht das Album.

„Howling At The Moon“ – die Gitarre klingt geradeaus, ein ehrlicher Sound, ohne großes Aufhebens, als hättest du sie einfach in den Verstärker eingestöpselt und losgelegt, klingt spontan und locker.

Ford: Die Beschreibung ist korrekt. Die Gitarre spiele ich tatsächlich einfach nur über einen alten Fender Tweed Verstärker. Übrigens auch auf „Cause Of War“. Aber im Grunde ist das so, wie ich mein ganzes Leben lang schon die Gitarren aufgenommen habe. Ich benutze in der Regel nicht viele Effekte. Ich liebe einfach den Sound einer guten Gitarre und eines guten Verstärkers.

Wie viele Gitarren braucht jemand wie du, um den Sound zu bekommen, der ihm vorschwebt?

Ford: Auf diesem Album spiele ich vor allem eine Fender Telecaster von 1950, die ich schon lange habe. Außerdem zwei Gibson SG aus den Jahren 1963 und 64. Ich brauche nicht wirklich viele Gitarren. Eine Menge von dem, was du hörst, hat viel mit der Stimmung des Songs zu tun und damit, wie du dich ihm annäherst und wie du ihn spielst. Was du als erstes brauchst, ist ein guter Song, die unterschiedlichen Charakter bekommst du nur durch dein Spiel auf den Songs – nicht durch Effekte, nicht durch viele Gitarren.

Ich finde, dass „Rainbow Cover“ für den Gitarrensound steht, den man von dir kennt: sehr klar, unverzerrt, sauber und ungemein präsent. Dennoch: Man hört dich auf allen Songs heraus. Das ist genau das, wonach viele Gitarristen streben. Wie machst du das?

Ford: Ich bin vielleicht nicht der Richtige, der das erklären kann. Es ist nichts, was du einstudierst. Ich rate jedenfalls jungen Gitarristen immer, sich andere Instrumente anzuhören. Ich sage: Hört euch nicht immer andere Gitarristen an. Du kannst nur danach klingen, was du auch hörst. Das ist eigentlich eine ganz natürliche Sache. Wenn du immer nur Stephen Ray Vaughan hörst, klingst du auch irgendwann wie er.

Wen hast du dir angehört?

Ford: Immer nur Tenorsaxofonisten! Ich liebe Jazz.

War das Saxofon nicht auch dein erstes Instrument?

Ford: Das stimmt. Aber Saxofonisten haben meinen Gitarrenstil viel mehr beeinflusst als irgendein Gitarrist es tat. Ich habe schon vor sehr langer Zeit aufgehört, anderen Gitarristen zuzuhören.

Lernt man das bei deinen Workshops, die du regelmäßig anbietest?

Ford: Auch.

Warum bietest du solch einen Lehrgang an? Worum geht es dir dabei?

Ford: Ich mag es zu unterrichten. Außerdem bezahlen sie mich dafür! (lacht)

Ford Sun„Justified“ strahlt eine Menge Spaß aus. Die Pedal-Steel-Gitarre von Robert Randolph klingt fantastisch, und der raue, tiefe Gesang von Keb’Mo bildet einen reizvollen Kontrast zu deiner klaren Stimme. Worum ging es dir bei diesem Song?

Ford: Das hat echt lange gedauert, bis der Song stand. Ich hatte den Titel, den Refrain. Aber der Rest kam einfach nicht. Ich schleppte die Idee gut zwei Jahre mit mir auf dem Notebook mit mir herum. Dann habe ich mich hingesetzt und gedacht: Egal was passiert, du schreibst ihn jetzt. Und da war er dann! Im Studio hauchten dann die Musiker dem Song erst so richtig Leben ein. Vor allem Pianist Jim Cox. Er ist ein großartiger Musiker! Diese Art des Pianos…! Als wir diesen Teil eingespielt hatten, überlegten wir, welche Gastmusiker wir dazu nehmen sollten. Keb’Mo war der erste, der mir in den Sinn kam. „Justified“ ist einfach perfekt für ihn. Dann diese Energie von Robert Randolph dazu… Ich liebe das Stück!

Auf „High Heels And Throwing Things“ spielst du mit Warren Haynes. Er gehört auch zu den Gitarristen, die sich nicht in Batterien von Pedalen verlieren. Warum er? Habt Ihr dieselbe Vorstellung vom Gitarre spielen?

Ford: Ich kenne Warren schon ziemlich lange und wir haben schon häufig miteinander gejammt, ob mit seiner Band oder mit den Allman Brothers. Ich dachte, es wäre mal an der Zeit, ihn einzuladen und auf einer meiner Alben zu spielen. Es war alles sehr unkompliziert.

„Breath Of Me“ mit ZZ Ward – Da ist er wieder dieser so einfühlsame, klare Sound. Da ist ein wenig mehr Hall drin, der Sound klingt wehmütiger.

Ford: Erstmal ist die Stimmung auf diesem Song inhärent. ZZ gibt dem Ganzen dazu eine feminine Qualität. Es passiert eigentlich nicht viel bei diesem Song. Es sind vor allem zwei Gitarren, die sehr sparsam eingesetzt sind. Der ganze Song ist sehr reduziert arrangiert. Die Leadgitarre hat einen sogenannte Tunnel Reverb. Das ist ein Hall, den du richtig greifen kannst – auch deshalb, weil der Song dem Sound so viel Raum gibt.

 

Am 27. März 2015 ist Robben Fords Album „Into The Sun“ erschienen (Mascot Label Group/ Rough Trade)

Am 10. Mai 2015 ist er in Köln in der Kantine, Neusser Landstraße 2 live zu hören.

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