Laurence Jones mit Band in der Harmonie Bonn

Laurence Jones FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Was für ein Sound! Laurence Jones weiß eine gute Gitarre zu schätzen, und seine Fender Stratocaster von 1964 im abgewetzten Olympic White spielt bei ihm offenbar die Rolle eines vollwertigen Bandmitglieds. Also wird sie vorgestellt: „May I introduce…?“ Ja, darfst du. Und gerne noch viel länger. Der sympathische 27-jährige Brite stellte am Montagabend mit seiner Band sein neues Album in der Harmonie Bonn vor. Ein tolles Konzert.

Von Dylan Cem Akalin

Mit „I’m Waiting“ beginnt der Abend relativ unspektakulär im Retrobluesrockmodus. Doch schon mit der zweiten Nummer, dem leicht im southerrock groovenden Song „Wipe Those Tears Dry“ zeigt uns Laurence Jones wie gechilled er mit seiner Telecaster für einen recht modernen, luftigen Sound sorgen kann. „Wipe Those Tears Dry“ ist so soulangehaucht, getragen von flötender Gitarre und seelig dahin wummernder Orgel, dass hier Glühwürmchen von Royal Southern Brotherhood erzählen.  Dagegen kommt „Stay“ schon wie ein schrulliger Trip zurück in die Sechziger rüber, auch wenn die Orgel ordentlich pumpt, Jack Alexander Timmis auf seinem fünfsaitigen  Bass ordentlich die Band antreibt und die Backgroundsängerin soulige Harmonien singt.

Laurence Jones‘ 1964er Fender Strat FOTO: Dylan Cem Akalin

Ab „Heart Is On Fire“ kommt dann endlich die Fender zum Einsatz, die er mit ein paar flüchtigen Flageolette-Tönen einweist, um dann ziemlich funky anzugehen.  Ja, 2014 war er mit dem Blues Caravan hier in der Harmonie, erinnert Jones gut gelaunt. Und ich meine, er war an diesem Montag noch besser drauf.  

Der talentierte Mr. Jones

2016 wurde der talentierte Mr. Jones mit gerademal 24 Jahren in die Blues Hall Of Fame aufgenommen. Der Junge aus Liverpool stand schon mit Größen wie Van Morrison, Buddy Guy oder Eric Burdon auf der Bühne. Und da wundert es doch ein wenig, dass die Harmonie an diesem Abend nicht ausverkauft war.

Jack Alexander Timmis FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Wie auch immer. Auch seine Band mit Phil Wilson am Schlagzeug, Bennet Holland und Sängerin Abbi Adigun-Hameed an den Keys war fantastisch aufgelegt, besonders Holland gefiel mir an der Hammond-Orgel. Sein Solo auf „Quite Like You“ war einfach sensationell. Und Jones hat einen ziemlich souveränen Stil an der Gitarre. Er gehört nicht zu den jungen Hengsten, die ihr Pulver mit ein paar lauten Krachern verschießen. Er liebt es, ein Solo sachte aufzubauen, die Töne auszukosten.

Laurence Jones FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

„Mistreated” oder „Long Long Lonely Ride”, das er auf der akustischen Martin-Gitarre spielt, fallen ein wenig aus der Reihe, weil sie, vor allem letzteres Stück, sehr im Blues verhaftet sind. Da scheinen wieder seine Blues-Helden wie Eric Clapton oder Walter Trout durch und einmal klingt es gar, als würde er !Good Morning Little Schoolgirl“ von Ten Years After in sein Solo einflechten. Das Solo auf „Take Me“  ist eine steigende, spannungsgeladene Improvisation, die gegen Ende ein wenig an Mark Knopfler erinnert. „What Woulkd You Do“ passt in die zeitgemäße Bluesrock-Interpretation, wie sie seine Generation von Jonny Lang bis Kenny Wayne Shepherd lieben.

„Thunder In The Sky“

Laurence Jones FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Bob Dylans „All Along The Watchtower“ kommt selbstredend mit der Feuerkraft eines Jimi Hendrix – inklusive eines Psychedelic-Teils und einer funky Rhythmussequenz. „Day Tripper“ von den Beatles hätte ich jetzt nicht vermisst, wenn er’s nicht auf der Setlist gehabt hätte, dafür hat die Band mit „Thunder In The Sky“ einen Glanzpunkt an diesem Abend gesetzt. Die kraftvolle Ruhe, die wie der Mississippi dahinfließt,  muss man erstmal so auf die Bühne bringen. Was für eine sagenhaft satte Orgel! Was für eine bluesige Gitarre! Gegen Ende des Konzerts wird es dann mit „Before You Accuse Me“ und „Fortunate Son“ etwas fröhlicher, dazwischen gibt es mit „Everything’s Gonna Be Alright“ noch etwas Luther Allison-mäßige Ausdrucksfülle. Ein wirklich richtig guter Musikabend!

Laurence Jones FOTO: Dylan Cem Akalin
Laurence Jones FOTO: Dylan Cem Akalin
Tolle Background-Sängerin der Laurence Jones Band: Abbi Adigun-Hameed. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Bennet Holland FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Phil Wilson FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Laurence Jones FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Laurence Jones FOTO: Dylan Cem Akalin
Laurence Jones FOTO: Dylan Cem Akalin
Laurence Jones FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski