1700 Fans feiern Rea Garvey auf dem Kunst!Rasen Bonn. Und der Ire ist wirklich richtig gut drauf.
Von Dylan Cem Akalin
Rea Garvey ist einfach ein sympathischer Kerl. Und der in Berlin lebende Ire hat das Talent, so locker flockig mit dem Publikum zu kommunizieren, als würde er mit Freunden in seinem Partykeller hocken. Und jetzt wissen wir auch, warum Garvey bei seinem letzten Auftritt in Bonn vor sechs Jahren so aufgedreht war und sogar die Scheinwerferkonstruktion hochkletterte: An jenem 21. Juni 2015 kam sein Sohn zur Welt. Er habe Tränen in den Augen gehabt, als er jetzt wieder nach Bonn gekommen sei, erzählt er. Eigentlich hätte er ja jene zwei Wochen, für die die Niederkunft seiner Frau vorgesehen war, alle Shows abgesagt – nur Bonn ging nicht.
Und so saß er gleichzeitig voller freudiger Erwartung und mit einem unsagbaren Zeitdruck im Nacken bei seiner Frau im Kreißsaal und wartete darauf, dass das Söhnchen sich bequemte, das Licht der Welt zu erblicken. Ein Flugzeug nach dem anderen musste gecancelt werden – bis Garvey junior, dessen Name der Öffentlichkeit nicht bekannt ist, endlich geboren war. Er habe es gerade so zum Konzert in Bonn geschafft. „Ich bin auf der Bühne fast explodiert von Freude und Glücksgefühlen“, erzählt er. Am liebsten willst du es jedem sagen, aber erstmal willst du es für dich genießen, du willst dieses Gefühl nicht weggeben“, erzählt er nach dem zweiten Stück des Abends „Beautiful Life“, sowas wie ein Brief an seinen Sohn. Da ergeben die Zeilen natürlich plötzlich einen Sinn: „When the roads are dark in the trees embrace/Through fields of gold I know that you’ll find your way/We are heaven sent, we are centuries/We are who we are, who you wanna be, who you wanna be, you wanna be?“
„Hey Hey Hey“
Rea Garvey steht für unbekümmerten Pop mit dezenten Rockanklängen. Der Ex-Reamonn hat ein untrügliches Gespür für tanzbare Melodien. „Hey Hey Hey“ sticht mit rhythmischen Vocals heraus. Schön: Am Ende kommt ein wunderbarer Break, das Publikum applaudiert – da setzt der Refrain nochmal ein.
„Ich rede zu viel, aber ich bin einfach gut drauf“, sagt der Mann, der auch Pfiff, Emotionen und Witz als Juror in die Sendung „The Voice of Germany“ bringt. Nur eins bleibt ein Rätsel: Who the Fuck ist Jürgen, den er mitten im Konzert mit Valerie und Pauline auf die Bühne holt?
„Water“ bekommt durch eine Violine einen gewissen Folktouch, hymnisch wird es bei der Shawn Mendes-Bearbeitung von „Wonder“, und dem Avicii-Song „Wake me up“ konnte sich auch niemand von den etwa 1700 Besuchern entziehen. Glen Hansards (The Frames) zartes Trennungslied „Falling Slow“ kommt zerbrechlich wie ein Gebet. Um 20.20 Uhr dann endlich der Superhit „Supergirl“, langsamer, bedächtiger als man es kennt.
Als nach gut anderthalb Stunden die Show beendet schien, kehrt Garvey mit seiner Yello Jacket Summer Session-Band nochmal für drei Zugaben auf die Bühne zurück und schenkt seinen Fans „Tonight“, „Wild Love“ und – wie passend – „Never Giving up“. Wie hatte der Ire zuvor gesagt? „Wir machen weiter bis der Shit vorbei ist.“ Und: „Durch die harte Zeit kommen wir nur zusammen.“ So ist es.