Kalifornisches Sommergewitter: Robert Jon & The Wreck rocken die Außenbühne der Kantine Köln

Robert Jon & The Wreck im Juni 2025 in der Kantine Köln FOTO: Dylan Akalin

Mit glühenden instrumentalen Duellen, bittersüßen Songs und einer ordentlichen Portion Southern Rock haben Robert Jon & The Wreck am Montagabend das Publikum auf dem Außengelände der Kölner Kantine begeistert. Bei tropischen Temperaturen und unter freiem Himmel zündete die kalifornische Band ein musikalisches Feuerwerk – intensiv, ehrlich und mit jeder Menge Gefühl.

Von Dylan C. Akalin

Was für ein glühendes Finale an diesem tropisch-warmen Sommerabend auf dem Außengelände der Kantine Köln: Da liefern sich Henry James Schneekluth (Leadgitarre) und Jake Abernathie (Keyboards) ein instrumentales Duell, dass auch beim Publikum der Schweiß läuft. Was für eine Energie, was für eine Musikalität und Spielfreude! 17 Minuten dauert „Cold Night“ als letzte Nummer des Gigs, und es ist alles andere als kalt diese Nacht. 

Henry James Schneekluth: Robert Jon & The Wreck im Juni 2025 in der Kantine Köln FOTO: Dylan Akalin

Und die Instrumente ballen sich geradezu zu einem Sommergewitter zusammen. Die kalifornische Formation Robert Jon & The Wreck die Bühne haben uns an diesem Abend auf einen musikalischen Roadtrip durch den amerikanischen Süden mitgenommen. Southern Rock in Reinform, angereichert mit Blues, Soul, Country und einer Prise kalifornischer Lässigkeit.

Tolle Setlist

Die Setlist ist eine kraftvolle Mischung aus Herz, Whiskeyberauschter Leichtigkeit und Highway-Staub. Schon der Opener „Hold On Trouble“ bringt die Fans, die von Mal zu Mal immer größer wird, in Bewegung, getragen von Robert Jon Burrisons unverwechselbarer Stimme – rau, warm und voller Sehnsucht. 

Robert Jon ist kein klassischer Frontmann, der sich ständig in den Vordergrund drängen muss, dennoch ist seine Präsenz unübersehbar. Mit seinem dichten Bart, der Sonnenbrille und dem leicht abgeklärten Lächeln wirkt er wie ein entspannter Trucker, der mehr erlebt hat, als er je erzählen wird – und irgendwie klingt diese lässige, doch gleichzeitig leicht melancholische Haltung durch in seinen Songs. Der Opener, in dem es um die Strapazen des Tourlebens geht, könnte auch um das Leben eines Truckers auf den weiten Straßen des Westens handeln, dem es schwerfällt, „hold on“ zu bleiben in einem Leben voller Abschiede und Heimweh: „…how long can you hold on to this crazy lifestyle of being on the road, away from loved ones and family“.

Viel Gefühl für Dynamik

„Blame It On The Whiskey“ ist ein früher Höhepunkt: eine bittersüße Hymne auf gescheiterte Nächte und verlorene Liebe. Die Band spielt tight, mit viel Gefühl für Dynamik – mal zurückgenommen und verträumt, dann wieder eruptiv und dreckig. Bereits 2014 als Single veröffentlicht („Glory Bound“-Ära), dreht sich dieser Song – wie der Titel andeutet – um den Alkohol als Ausrede. 

Jake Abernathie am Keyboard: Robert Jon & The Wreck im Juni 2025 in der Kantine Köln FOTO: Dylan Akalin

Mit „Ashes in the Snow“ und „When I Die“ wird es introspektiver. Hier zeigen Robert Jon & The Wreck ihre Stärke als Songwriter. Ihre Texte sind keine Poesie im klassischen Sinne, aber sie transportieren Stimmungen mit einer Direktheit, die ins Mark geht. Es geht um Verlust, Reue, das Gefühl, unterwegs und doch nie wirklich angekommen zu sein. Viele Songs drehen sich um klassische Themen der Americana-/Southern-Rock-Welt: Tourleben und Heimweh (“Hold On”), Herzschmerz (“Ballad Of A Brokenhearted Man”), Whiskey-Alkohol als Ausrede (“Blame It On The Whiskey”), Freiheit (“Highway”) sowie Rückblicke und persönliche Geschichten (“Oh Miss Carolina”, “Do You Remember”). 

Ins Herz treffende Musik

Man muss nicht viel an Erkenntnissen erwarten, doch Musik und Texte sind authentisch, ehrlich gemeinte Gefühle treffen auf handgemachte, ins Herz treffende Musik. Die Fans feiern sie dafür. Für ihren Ausdruck mischt die Band allerlei Stile in ihren Southern Rock, mal ist es etwas mehr Country, dann wieder reiner Rock ‚n‘ Roll.

„Red Moon Rising“ bringt wieder Fahrt auf – ein treibender Southern-Rock-Stampfer, der mit leichten psychedelic-rockigen Licks nach nächtlichen Fahrten unter endlosen Himmeln klingt. 

Mit „Highway“ beginnt das zweite Set

Nach einer kleinen Pause geht es weiter mit „Highway“, und es ist, als würde die ganze Band losfahren: der Bass groovt satt, das Schlagzeug treibt, und über allem liegt das Gitarrenspiel, das zwischen Melancholie und Ekstase pendelt. Gitarrist Henry James glänzt immer wieder mit seinen Soli: Sein Ton ist warm, aber bissig, irgendwo zwischen Duane Allman und Gary Moore, aber stets mit eigener Handschrift. Am Ende kommt sogar etwas Lynyrd Skynyrd-Feeling rüber.

Für echte Überraschungen und aufregende Brüche sorgt immer wieder Keyboarder Jake Abernathie, etwa mit dissonanten, jazzigen Soli wie bei „When I Die“. Und wie er die düstere Grundstimmung bei „Ballad Of A Brokenhearted Man“ aufreißt, ist einfach großartig.

„Cold Night“

Dann „Cold Night“ – der emotionale und instrumentale Höhepunkt des Abends. Hier liefern sich Henry James und Keyboarder Steve Maggiora ein Duell, das mehr ist als technisches Können: Es ist ein Dialog, ein gegenseitiges Hochschaukeln, voller Spielfreude und Spannung. James legt ein bluesgetränktes Solo hin, Maggiora kontert mit orgelgetränkter Wucht – bis beide in einem gemeinsamen Crescendo kulminieren, das das Publikum immer wieder jubeln lässt.

Warren Murrel: Robert Jon & The Wreck im Juni 2025 in der Kantine Köln FOTO: Dylan Akalin

Zum Ende hin geht es mit „Glory Bound“ und „Do You Remember“ in Richtung Heimfahrt. Noch einmal alles geben, noch einmal das Herz aufreißen – und dann verschwinden sie, wie sie gekommen sind: ehrlich, leidenschaftlich, ohne große Showeffekte, aber mit einer Wucht, die bleibt.

Robert Jon & The Wreck liefern in Köln ein Konzert, das sich anfühlt wie ein vertrauter Fremder: rau, nahbar, voller Geschichten. Wer Southern Rock liebt, wer Gitarre und Orgel nicht nur hören, sondern spüren will, der ist hier genau richtig. Und wer einmal erlebt hat, wie sich eine kalifornische Band an einem lauen Kölner Abend den Himmel aufreißt, der wird so schnell nicht vergessen, wie das klingt

Andrew Espantman: Robert Jon & The Wreck im Juni 2025 in der Kantine Köln FOTO: Dylan Akalin

Setlist Robert Jon & The Wreck, 30. Juni 2025, Kantine Köln:

Hold On Trouble
Blame It On The Whiskey 
Sittin‘ Pretty 
Ashes In The Snow
When I Die
Red Moon Bising
Highway
Don’t Let Me Go 
Keep Myself Clean 
Oh Miss Carolina 
Ballad Of A Brokenhearted Man
Cold Night 

Encore:

Glory Bound
Do You Remember

Band:

Robert Jon Burrison (Leadgesang, Gitarre), Andrew Espantman (Schlagzeug, Hintergrundgesang), Henry James Schneekluth (Leadgitarre, Hintergrundgesang), Warren Murrel (Bass) und Jake Abernathie (Keyboards)

Robert Jon Burrison: Robert Jon & The Wreck im Juni 2025 in der Kantine Köln FOTO: Dylan Akalin
Versunken in sein Spiel: Robert Jon & The Wreck im Juni 2025 in der Kantine Köln FOTO: Dylan Akalin
Robert Jon & The Wreck im Juni 2025 in der Kantine Köln FOTO: Dylan Akalin
Robert Jon & The Wreck im Juni 2025 in der Kantine Köln FOTO: Dylan Akalin
Robert Jon & The Wreck im Juni 2025 in der Kantine Köln FOTO: Dylan Akalin
Robert Jon & The Wreck im Juni 2025 in der Kantine Köln FOTO: Dylan Akalin
Robert Jon & The Wreck im Juni 2025 in der Kantine Köln FOTO: Dylan Akalin
Robert Jon & The Wreck im Juni 2025 in der Kantine Köln FOTO: Dylan Akalin
Robert Jon & The Wreck im Juni 2025 in der Kantine Köln FOTO: Dylan Akalin
Robert Jon & The Wreck im Juni 2025 in der Kantine Köln FOTO: Dylan Akalin
Robert Jon & The Wreck im Juni 2025 in der Kantine Köln FOTO: Dylan Akalin
Robert Jon & The Wreck im Juni 2025 in der Kantine Köln FOTO: Dylan Akalin