Ryan McGarvey live in der Bonner Harmonie. Der erste Besuch des US-amerikanischen Gitarristen und Sängers in Bonn wird hoffentlich nicht sein letzter gewesen sein.
Von Cem Akalin
Fast ausverkauftes Haus in der Bonner Harmonie, und das bei einem Bluesrocker, der bislang nur als Geheimtipp gehandelt wird und dessen Alben über ein kleines Label nicht gerade in den CD-Regalen großer Elektroketten stehen. Aber Ryan McGarvey, der 28 Jahre junge Gitarrist und Sänger aus Albuquerque (New Mexico), eilt der Ruf voraus, der nächste Gitarrenheld des Bluesorienten Hardrock zu werden. Vergleiche zu Joe Bonamassa werden zwar nicht unbedingt zu unrecht immer wieder gezogen, und tatsächlich ähnelt sein Stil zumindest Bonamassas‘ aus dessen noch ungezügelter junger Phase.
Und doch. McGarveys Einflüsse liegen sehr viel eindeutiger mehr bei Jimi Hendrix als bei Stevie Ray Vaughan, auch wenn Letzterer natürlich immer wieder bei ihm durchblitzt. Vor allem „Texas Special“ ist natürlich eine Hommage an den großartigen Gitarristen.
McGarvey ist ein Musiker, der von einer gewissen jugendlichen Coolness mit reifer Gelassenheit geprägt ist. Und sein Stil auch. Vor allem der erste Teil des gut zweistündigen Konzerts in Bonn ist von einer Gitarre geprägt, die sich anfühlt wie Hendrix und Eric Clapton auf Dope mit einer gehörigen Portion George Lynch. Da ist eine Wildheit in seinem Spiel, die aber gezügelt wird von der Lust am makellosen Ton. Der Sound wird regelrecht geformt und geknetet, was zu einem außerordentlich flüssigen Duktus führt. Sein Sound ändert sich lediglich durch die gespielten Gitarren: Gibson Firebird, Les Paul oder Fender Strat.
Der 28-Jährige hat auf jeden Fall Sinn für inszenierte Spannungsbögen. Er startet eher zurückhaltend mit der Slideguitar, gefolgt von dem eher balladenhaften Song „All the Little Things“. Auch „Starry Night“ beginnt mit einem clean gespielten Intro, steigert sich dann aber in einen richtig schönen, fetten Rocksong. Seine Rhythmusgruppe ist dabei so effektiv, wie man es sich nur wünscht. Drummer Christopher Antoine Hill aus Texas und die Basslegende Carmine Rojas, der nicht nur als Bassist, sondern auch als Musical Director für Künstler wie David Bowie, Rod Stewart, Tina Turner und vor allem Joe Bonamassa gearbeitet hat, bieten McGarvey immer wieder ein durchgreifendes Fundament.
Ordentlich Hall und WahWah liegt über den Akkorden zu „Blue Eyed Angel Blues“, der Bass lässt die Magengrube flirren, die Becken und Toms knallen: Der langsame Blues bietet McGarvey viel Raum für spielerische und vor allem melodiöse Finesse. Dass er auch anders kann, zeigt er beim epischen „Mystic Dream“, das immer mehr ins Psychedelische, ja ins Stoner Rock kippt. Classicrock-Arpeggien mischen sich mit zerhackten Sounds, Jetdüsen dröhnen, es gibt Anklänge zum Industrial und dann auch noch eine Referenz an Led Zeppelin mit einem kurzen Exkurs nach „Kashmir“. Sehr wild, virtuos, roh und in sich versunken beendet McGarvey sein Konzert.
Und dann kommt sie am Schluss noch eine richtige Verbeugung vor Jimi Hendrix. Mit „Spanish Castle Magic“ wird die Fahrt nicht nur rasanter, McGarvey beweist dann noch einmal, welche Schnelligkeit in seinen Fingern steckt.
Es gibt enthusiastischen Applaus. McGarveys erster Besuch in Bonn wird sicherlich (hoffentlich) nicht sein letzter gewesen sein!