John Fogerty bringt Woodstock auf den KunstRasen Bonn

John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Dylan Cem Akalin

Sie war wohl das schönste Weihnachtsgeschenk, das John Fogerty jemals erhielt. Und so hält der 74-jährige ehemalige Kopf der legendären Creedence Clearwater Revival die rote Rickenbacker 325 hoch. Immer noch mit den strahlenden Augen eines aufgeregten Teenagers. „Das ist die Gitarre, die ich bei Wooooodstock gespielt habe“, ruft er, und rund 5.500 Fans jubeln ihm auf dem KunstRasen Bonn zu. Es war ein richtig gutes Konzert mit jeder Menge Gänsehautmomenten, vielen persönlichen Erinnerungen und echter Partystimmung.

Von Dylan Cem Akalin

Wir sehen die Bilder von Woodstock, die einem so vertraut vorkommen, wie die eigenen Kinder- und Jugendbilder. Wir sehen dokumentarische Filmsequenzen von dem berühmtesten Rockfestival aller Zeiten, von der Ed Sullivan Show, wo Creedence Clearwater Revival „Proud Mary“ aufführte. Und immer dabei: diese wunderschöne rote Gitarre, die ein Markenzeichen John Fogertys wurde – und den Sound der Band bestimmte.

John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Nach einem Bericht im Rolling Stone Magazin erhielt Fogerty vor zwei Jahren die wiedergefundene Gitarre als Weihnachtsgeschenk von seiner Frau. „Ich habe angefangen, das Solo in ‚Green River‘ zu spielen, und die Haare in meinem Nacken standen hoch. Es war genau dieser Klang, zu 100 Prozent. Ich wage zu sagen, dass ich diesen Klang seit den Tagen, als ich die Gitarre hatte, nicht mehr gehört habe“, erzählte er.

Seine geliebte Rickenbacker

John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Dylan Cem Akalin

Fogerty hatte die Gitarre 1969 in einem Rickenbacker-Showroom gekauft und, so erzählte er voller Stolz von der Bühne runter, mit Bigsby-Tremolo und Gibson-Humbucker versehen lassen. Mit diesen Änderungen hat Fogerty das Wort „ACME“ auf die Halsstababdeckung gemalt. Und dann war sie weg. Fogerty zufolge hat er sie nach der Auflösung von Creedence Clearwater Revival um 1973 verschenkt. Er habe dieses Kapitel seines Lebens beenden wollen, erinnerte er sich.

Jahre später wurde Fogerty die Gitarre von einem Händler angeboten – für damals 40.000 Dollar. Fogerty lehnte ab, und sie landete bei Gary Dick von Garys Classic Guitars, der sie vor zwei Jahren an Fogertys Frau Julie verkaufte.

Vielleicht ist es immer noch die Freude über diese Wiedervereinigung, vielleicht die unendliche Erleichterung, den jahrzehntelangen Rechtsstreit um Songrechte gewonnen zu haben. Wir wissen es nicht. Jedenfalls war Fogerty am Dienstagabend unglaublich gut gelaunt.

Wie bei Woodstock

John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Dylan Cem Akalin

Und die Geschichte, wie Creedence Clearwater Revival in Woodstock nach einem unglaublich langweiligen Auftritt der Grateful Dead mitten in der Nacht auftritt, hat er auch schon unendliche Male erzählt. Egal. Die alten Geschichten von Woodstock hören wir immer wieder gerne. Und die Songs aus der Zeit noch viel mehr.

Mit „Born On the Bayou“ hatte CCR damals ihr Konzert eröffnet, und das tat Fogerty mit seiner fantastischen Band auch in Bonn. Diese bestand aus Schlagzeuger Kenny Aronoff, der auch mit John Mellencamp und Smashing Pumpkins gespielt hat, Fogertys 28-jährigem Sohn Shane an der zweiten Gitarre, Bassist James Lomenzo mit langer Mähne, Stirnband und Hippiehemd, Bob Malone, der insbesondere auf „I Heard It Through the Grapevine“ ein unglaublich gutes Keyboardsolo spielte, Nathan Collins, der am Tenorsaxofon immer wieder solistische Glanzpunkte setzte, sowie Julian Dessler (Trompete), Adam Miller (Posaune) und den wunderbaren Backgroundsängerinnen Trysette Loosemore und Lavone Barnett-Seetal. Später tritt noch Sohn Nummer zwei Tyler Fogerty im weißen Anzug auf und singt den Little Richard-Song „Good Golly Miss Molly“.

Ein Hit nach dem anderen

John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Dylan Cem Akalin

Und, mein Gott, hat diese Band viele Hits geschrieben! Es geht Schlag auf Schlag. Und das Besondere im Publikum war, dass ziemlich viele junge Leute darunter waren. CCR gehört halt zu den Bands, die zwar nur wenige Jahre unter dem Scheinwerferlicht des Musikbusiness tanzten, dafür aber echte Marken setzten. „Green River“, „Looking Out My Back Door“ und „Suzy Q“ hauen einen doch einfach um, und sie bestimmen die Soundtracks nicht nur unseres Lebens, sondern auch von unendlich vielen Filmen und Serien. Die Geisterjäger von „Supernatural“ etwa werden von dieser Musik begleitet, und das Videospiel „Grand Theft Auto“ bedient sich der Songs ebenso wie die Filme „Stirb langsam 4.0“, „Forrest Gump“, „The Big Chill“, „The Big Lebowski“ und viele andere.

Die pure Kraft, Authentizität und Eingängigkeit, das spielerische Gefühl für Melodien, verpackt mit pulsierender Rockenergie – das machte Fogertys Songwriting aus, dazu sein rauer, souliger Gesang und das von vielen unterschätzte Gitarrenspiel.

Erstaunlich starker Gesang

Trysette Loosemore und Lavone Barnett-Seetal bei John Fogerty FOTO: Dylan Cem Akalin

50 Jahre Woodstock, unter diesem Thema steht seine aktuelle Tour, und so spielte die Band auch Covers, besonders geil: der Beatles-Klassiker „With a little Help From My Friends“ in der Joe-Cocker-Fassung. Hammer-Orgel, Hammergitarre, Hammer-Gesang. Außerdem „Everyday People“ und eine wilde, bunte Version von „Dance to the Music“ von Sly & the Family Stone, wo etliche Tänzer auf die Bühne kommen, eine sehr schöne Version von Lennons „Give Peace a Chance“, zu dem ein Bild des Ex-Beatles im Hintergrund auf der Leinwand erscheint. Verzichtbar war die Hendrix-Adaption des Gitarrenspektakels von „The Star-Spangled Banner“, das Sohn Shane zum Besten gab.

Die Original Setlist von John Fogerty

Fogertys erstaunlich starker Gesang auf „Long as I Can See the Light“ war ein unvergesslicher Moment, aber auch sein Mundharmonika-Solo auf „Run Through the Jungle“. Zu „Fortunate Son“ laufen Dokufilme vom Vietnamkrieg auf der riesigen Leinwand im Hintergrund. Diese Songs wie „Hey Tonight“, „Bad Moon Rising“ und „Who’ll Stop the Rain“, „Down on the Corner“ und „Proud Mary“, das Fogerty als letztes Stück spielt sind einfach wunderbar – und klingen so frisch wie eh und je. Vielleicht, weil wir uns das auch so wünschen…

John Fogerty mit Sohn Tyler mit seiner Band in Bonn FOTO: Dylan Cem Akalin
John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Dylan Cem Akalin
Tyler Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Dylan Cem Akalin
John Fogerty mit James Lomenzo in Bonn FOTO: Dylan Cem Akalin
John Fogertys Bassist James Lomenzo in Bonn FOTO: Dylan Cem Akalin
Schaut mal her: James Lomenzo FOTO: Dylan Cem Akalin
John Fogertys Saxofonist Nathan Collins FOTO: Dylan Cem Akalin
Shane Fogerty FOTO: Dylan Cem Akalin
John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Dylan Cem Akalin
John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Dylan Cem Akalin
John Fogerty mit Sohn Shane FOTO: Dylan Cem Akalin
John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
John Fogerty mit seiner Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski