Er war Chef der legendären Band Creedence Clearwater Revival. Welthits wie „Proud Mary“, „Suzi Q“ und „Hey Tonight“ gehen auf sein Konto. An diesem Dienstag (16. Juli 2019) ist der 74-jährige John Fogerty zu Gast auf dem KunstRasen Bonn. Auch produktionstechnischen Gründen wird es keinen Support geben. Das Konzert beginnt pünktlich um 19.30 Uhr. (So war das Konzert auf dem KunstRasen Bonn)
Von Dylan Cem Akalin
Vor fünfzig Sommern stand er auf einer anderen Bühne. Da absolvierte er mit Creedence Clearwater Revival in Woodstock einen nächtlichen Auftritt. Offenbar ein Trauma, wie der legendäre Sänger/Gitarrist/Komponist immer wieder erklärt. „Die Grateful Dead hatten eine halbe Million Menschen zum eingeschlafen gebracht, und das einzige, was wir hörten als wir auf die Bühne kamen war Schnarchen“, frotzelt er gerne. CCR spielte nach dem Debakel der Dead gegen 2 Uhr morgens. Das Ergebnis beider Bands war offensichtlich so schwach, dass sie ihre Auftritte aus dem offiziellen Woodstock-Album und -Film herausschneiden ließen.
Was Fogerty derzeit aber auf der Tour ablegt, ist augenscheinlich so gut, dass sich die Kritiker mit Lob überschlagen. Und die Setlist, die er wohl auch in Bonn spielen wird, lässt CCR-Fans mit der Zunge schnalzen.
John Fogerty hat auch mit Mitte 70 immer noch die Ausstrahlungskraft eines jugendlichen kalifornischen Surfers. Der Mann sieht aus wie das Bildnis des Dorian Gray. Kein Gramm Fett, kaum Falten. Und dieser Mann spielte bereits in den sechziger Jahren eine zentrale Rolle in der amerikanischen Rockmusik?
Sound aus Rock ’n’ Roll, Delta-Blues und britischem Beat
Creedence Clearwater Revival standen für unkomplizierten Sound aus Rock ’n’ Roll, Delta-Blues und britischem Beat – durchaus tanzbar. „Proud Mary“ „Run Through The Jungle“, „Bad Moon Rising“, „Green River“, „Sweet Hitch Hiker“, „Suzi Q“ und „Born On The Bayou“ waren wie gemacht für die Party. Doch so simpel die Kompositionen auch klingen, so raffiniert sind sie in der Machart.
Fogerty ist nicht ohne Grund Mitglied der „Songwriters Hall Of Fame“. er ist überzeugt, dass es feste Kriterien gibt, die einen guten Song auszeichnen. „Zuerst überlege ich mir einen guten Titel, dann suche ich nach dem passenden Sound, und zum Schluss brauchst du noch ein kerniges Thema für die Gitarre, ein griffiges Riff also“, erklärte er einmal in einem Interview. Und die heutigen Hits, meint Fogerty abfällig, erfüllten doch nur die ersten Kriterien. Den meisten Songs fehle einfach „tolle Gitarrenriff“.
CCRs Geheimnis lag in den wiederkehrenden, rhythmisch markanten Tonfolgen, die eine subtile Spannung erzeugten. Ihr Beitrag zur Rockgeschichte ist nicht zu unterschätzen, und die Musik von Creedence Clearwater Revival hat sich bis heute eine zeitlose Frische erhalten.
Für die Stones waren sie die beste Band der USA
Und erfolgreich war sie auch: 100 Millionen Dollar setzte Fogerty allein im Zeitraum von 1968 bis 1972 mit Creedence Clearwater Revival um. Zum Höhepunkt der Karriere zählt der Auftritt beim Woodstock Festival 1969, dem Fogerty seine aktuelle Tour widmet. Bei ihren Live-Konzerten bestach die Band durch starke Improvisationsfähigkeit – der starke Einfluss der kalifornischen Kollegen von The Grateful Dead machte sich bemerkbar. Die Rolling Stones bezeichneten CCR immerhin mal als „beste Band Amerikas“.
Neben Stu Cook (Bass) und Doug Clifford (Schlagzeug) war auch Fogertys Bruder Tom (Gitarre, Gesang) Mitglied im legendären Quartett. Die Musik war ziemlich amerikanisch. Die Songs handelten vom Leben, von den Sorgen und Nöten der einfachen Leute. „Proud Mary“, die wohl bekannteste Nummer, wurde unter anderem von Elvis Presley und Tina Turner gecovert. Fogerty, Hauptgitarrist und Chef-Singer-Songwriter der Band, war für manche Künstler ein Vorreiter. Der Vorort El Cerrito nördlich von Berkeley Fogerty ist stolz auf seinen berühmten Sohn, war eher ein Rockstar der Arbeiter war, nicht wirklich ein Teil der psychedelischen Bewegung. Aber viele der Songs, die Fogerty mit Creedence schrieb und aufzeichnete, waren die Grundpfeiler der Kulturrevolution der 60er Jahre, der Soundtrack für viele amerikanische Soldaten, während sie in Vietnam dienten, und eben auch Welthits wie „Proud Mary“, „Suzi Q“ und „Hey Tonight“.
Start als „Golliwogs“
Obwohl CCR als Undergroundband angefangen hat, waren die Jungs mit der populären Musik der fünfziger Jahre aufgewachsen. Als die Beatles in den 60ern die Jugendkultur umkrempelten, „das wollte ich ihnen unbedingt nacheifern“, erzählte Fogerty. Ihre Idee: eine Mischung aus Jerry Lee Lewis, B.B. King, den Beatles und Led Zeppelin.
1959 hatte er mit den Schulfreunden Doug Clifford (Schlagzeug) und Stu Cook (Bass) ein Rock ’n’ Roll-Trio gegründet. Kurze Zeit später übernimmt Johns Bruder Tom Fogerty das Gesangsmikrofon, und 1964 erscheint unter dem Bandnamen Golliwogs die erste Single „Don’t Tell Me No Lies“ bei Fantasy Records. Doch der Erfolg lässt noch auf sich warten.
1966 nennt sich die Band Creedence Clearwater Revival, und John Fogerty reißt das Steuer an sich. Der Bruderzwist ist programmiert. 1967 kommt die Debütsingle „Porterville auf den Markt“ Ende 1968 steht die Debüt-LP „Creedence Clearwater Revival“ in den Läden – mit den Top-Hits „I Put A Spell On You“ und „Suzi Q“. In den Folgejahren hat das Quartett 15 Single-Hits in den Charts und verdrängt sogar die Beatles von der Spitze der US-Charts.
Knebelverträge mit dem Maneger
1971 verlässt Tom Fogerty die Gruppe. 1972 erfolgt die endgültige Auflösung der Band. Später stellt sich heraus, dass Manager Paul Zaentz mit den Musikern Knebelverträge gemacht hatte. John Fogerty, von Depressionen geplagt, zieht sich enttäuscht aus dem Musikgeschäft zurück. Es begann ein jahrzehntelanger Rechtsstreit um seine Songs. Zeitweise musste er sich sogar mit dem Vorwurf des Plagiats an den eigenen Hits auseinandersetzen. Bis 1990 spielte er deshalb keine CCR-Songs mehr bei seinen Auftritten. Und die wenigen Soloplatten, die er aufnahm, blieben eher bedeutungslos. Nur seine dritte Solo-LP „Centerfield“ (1985) erweist sich überraschend als Millionenseller.
1980 tritt CCR anlässlich der Hochzeit von Tom Fogerty noch einmal auf. 1990 stirbt Tom an den Folgen von Aids.
Mittlerweile ist Fogerty mit dem weithin angesehenen Schlagzeuger Kenny Aronoff (der auch mit John Mellencamp und Smashing Pumpkins gespielt hat) und seinem 28-jährigen Sohn Shane an der zweiten Gitarre unterwegs. Sie spielen den sumpfigen Elektro-Blues, der Gruppen wie die White Stripes und Black Keys direkt beeinflusst hat. Die pure Kraft und Authentizität, sein kraftvoller Gesang und Gitarrenspiel kann nur als zeitlos bezeichnet werden. Freuen wir uns auf ein schönes Konzert.