Zehn Studioalben mit Platin- und Goldstatus. Fünf Konzert-DVDs und Live-Discs. Fünf PBS-Specials. Ein Juno Award. Ein Gemini Award. Drei kanadische Smooth Jazz Awards. Ein Player’s Choice Silver Award. Elf diverse Nominierungen. Eine Wand voller Auszeichnungen. Tausende von Konzerten in der ganzen Welt. Millionen von YouTube-Clicks und Audio-Streams. Unzählige Fans rund um den Globus. Und eine Karriere, die jetzt ihr 25-jähriges Jubiläum feiert. Kein schlechtes Vermächtnis für einen Mann, der eigentlich nie geplant hatte, ein Album zu veröffentlichen. „Wenn du mich im Alter von 22 Jahren gefragt hättest, hätte ich gesagt, dass ich nie, nie Musik für das Publikum machen würde“, sagt Jesse Cook lachend. „Ich hätte dir gesagt, dass die Öffentlichkeit viel zu launisch ist – sie mögen dich vielleicht in einer Minute lieben, aber in der nächsten wieder vergessen. Nun, es stellte sich heraus, dass ich das getan habe, was ich nie tun wollte, und irgendwie hat es geklappt.“
Das ist, gelinde gesagt, eine Untertreibung. Seit dem Start seiner Karriere mit dem Album „Tempest“ im Jahr 1995 hat Cook einen unglaublichen Weg eingeschlagen. Neben seiner Tätigkeit als globaler Gitarrenvirtuose, hat er seine Fähigkeiten als Komponist, Produzent, Arrangeur, Interpret und in jüngster Zeit auch als Filmemacher und Kulturbotschafter verfeinert. Angefangen hatte dies allerdings bereits, bevor er überhaupt mit der Schule begonnen hatte. Der junge Jesse, der in Paris als Sohn des Fotografen John Cook und der Fernsehproduzentin und Regisseurin Heather Cook geboren wurde, siedelte mit seinen Eltern über nach Barcelona, wo er sich bereits als Kleinkind für Flamenco interessierte. Mit sechs Jahren, nachdem sich seine Eltern scheiden ließen und er mit seiner Mutter nach Toronto zog, besuchte das Wunderkind die renommierte Eli Kassner Guitar Academy.
Die Welt des Flamenco
Während der Sommermonate mit seinem Vater im französischen Arles lernte er noch mehr aus der Welt des Flamenco von Nachbar Nicolas Reyes kennen, dem Anführer der weltberühmten Zigeunerkönige. Trotz seiner musikalischen Neigungen plante Cook zunächst den Besuch der Kunsthochschule, bis eine Freundin es auf den Punkt brachte: „Deine Musik ist wirklich gut, deine Kunst leider nicht so. Also habe ich die Spuren gewechselt und ich bin so froh, dass ich es getan habe.“
Nach dem Besuch des Royal Conservatory, der York University und des Berklee College schien eine komfortable Karriere als Komponist vorgezeichnet – bis ein Kabelfernsehunternehmen aus Ontario seine Musik auf deren Kanal ausstrahlte. „Die Telefonzentrale wurde von Anrufen überflutet“, erinnert er sich. „Die Leute haben sogar irgendwie meine Telefonnummer heraus bekommen und fingen an, mich zu Hause anzurufen und nach einer CD zu fragen. Ich entschuldigte mich, dass ich keine CD hätte. Ich sei lediglich ein Komponist, der im Hintergrund arbeitet, aber keine CDs aufnimmt.
In Eigenregie aufgenommen
Doch schon bald änderte er seine Einstellung. Die günstige Gelegenheit wahrnehmend, produzierte er in Eigenarbeit das erste Album „Tempest“ zu Hause auf einem Acht-Track-Recorder und mit nur einem Mikrofon. Dann lieferte er die Erstauflage von nur 1.000 CDs an die umliegenden Händler mit seinem eigenen Auto aus. Dies war der Beginn einer gewaltigen internationalen Karriere. „Es war verrückt“, sagt der heute 54-Jährige. „Und es ist in jedem Teil der Welt eine andere Geschichte.“ In Kanada begann die Geschichte ins Rollen zu kommen nach Auftritten auf Canada AM und Peter Gzowskis Show Morningside.
In den USA war es der Auftritt beim Catalina Jazz Festival, wo er 10-minütige Standing Ovations erntete “ It was like being The Beatles“, wundert er sich noch heute. Und nur ein Plattenladen bestellte dermaßen viele CDs von Tempest, dass es auf Platz 14 der Billboard-Charts einstieg.
In Polen eroberte sein 2004 erschienenes Live-Album „Montreal“ das Land über Nacht. In Indien wurde er zu einer Berühmtheit, nachdem einer seiner Songs in einem großen Bollywood-Film eingesetzt wurde. Im Irak untermalte seine Instrumentalmusik die nächtlichen Nachrichten. Andernorts haben sie bei den Olympischen Spielen Gymnastik und Skating begleitet.
Klassik, Jazz, Samba oder Zydeco
„In Nagano, der japanische Skater und der russische Skater traten beide mit dem gleichen Song an. Einer von ihnen hat gewonnen. Ich denke, ich hätte Bronze nehmen sollen“, scherzt er. Kein Zweifel, seine Musik hat ihm unverhofft ein aufregendes Leben beschert. Aber in letzter Zeit ist der Umstand, sich international verschiedenen Stilen, wie Klassik, Jazz, Samba oder Zydeco zu öffnen und sie zu verschmelzen, noch aktueller geworden. „Ich habe einfach immer die Musik gemacht, die ich liebe. Aber in den letzten beiden Jahren stieg das Gefühl in mir hoch, das ich auch ein politisches Statement abgeben muss. Die Musik, die ich spiele, das was ich tue, kommt von Orten, gegen die einige Politiker in Nordamerika vorgehen: Lateinamerikanische und mexikanische Musik, arabische Musik und all diese Dinge. Es gibt eine Menge Angstmacherei da draußen, mit Leuten, die versuchen, uns zu trennen. Aber wenn Musik aus der ganzen Welt kommen und sich so hervorragend miteinander verbinden kann, um diesen internationalen Klangteppich zu schaffen, gibt es vielleicht etwas, was die Musik uns lehren kann.“
Und was die nächsten 25 Jahre seiner Karriere betrifft, fühlt er sich, als hätte er gerade erst begonnen: Ich lerne immer noch und verfolge neue Träume und Ziele. Ich bin begierig darauf, die nächste Stufe meiner musikalischen Entwicklung zu entdecken. Meistens will er weiter um die Welt reisen und die Menschen mit seiner Musik und seiner Botschaft der Einheit zusammenbringen. Eigentlich kein schlechtes Vermächtnis.
Jesse Cook kommt im Februar auf Europa-Tournee
13.02.2020 Berlin Quasimodo
15.02.2020 Köln Altes Pfandhaus
17.02.2020 Zürich (CH) Kaufleuten
19.02.2020 München Unterfahrt
21.02.2020 Gleisdorf (A) Forum Kloster
24.02.2020 Wien (A) Porgy & Bess