Von Cem Akalin
Seine Musik hat wohl jeden gegenwärtigen Modern-Jazzmusiker beeinflusst, seine Kompositionen sind auf den Live-Bühnen allgegenwärtig, und der 80-Jährige räumt immer noch die Preise ab – wie jüngst den Grammy für das beste improvisierte Jazz-Solo. Jetzt kommt Wayne Shorter mit seinem brillanten Quartett nach Bonn: Der Saxophonist und seine Band sind das Highlight im finalen Konzert des Jazzfest Bonn am 1. Juni im Telekom Forum, das bis jetzt ein Geheimnis war. Nun ist es gelüftet: An diesem Abend präsentiert Jazzfest-Macher Peter Materna in Kooperation mit dem Sponsor Telekom Electronic Beats neben dem Wegbereiter des elektrischen Fusion-Jazz auch den Briten Matthew Herbert, der mit seiner Big Band kommt.
Herbert gilt als Koryphäe der elektronischen und experimentellen Musik und hat unter den Pseudonymen Wishmountain, Radio Boy und Doctor Rockit bereits verschiedene elektronische Alben veröffentlicht, die vom Jazz beeinflusst sind.
„Wayne Shorter ist der derzeit größte Musiker, einer, für den die größte Herausforderung darin besteht, immer frisch zu sein, sich immer vorwärts zu bewegen und nicht bei dem zu verweilen, was er sich in der Vergangenheit erarbeitet hat“, sagte Don Was, der Präsident des Jazz-Labels Blue Note, im vergangenen Jahr, als er Shorter erneut unter Vertrag nahm.
Tatsächlich gehört der Saxophonist zu den innovativsten Künstlern, die die Musik derzeit zu bieten hat. Es gibt wohl kaum jemanden, der es mit seiner Risikofreude, seiner unbändigen Schaffenskraft aufnehmen könnte. Sein seit 2001 bestehendes Quartett mit Danilo Perez (Piano), John Patitucci (Bass) und Brian Blade (Schlagzeug) entführt die Hörer in eine neue musikalische Dimension.
Auch wenn seine Musik für jedes Bandmitglied Note für Note durchkomponiert ist, so erwartet Shorter von jedem, sich nicht an die Vorgaben zu halten. „Die Struktur der Kompositionen eröffnen für uns Türen in echte Freiheiten“, erklärte es einmal Patitucci. Und so gibt es in Shorters Vorstellung eines perfekten Bandgefüges auch keine Proben. Der Zuhörer wird Zeuge eines Wagnisses, einer gemeinsamen, spontanen Reise durch die akustische Poetik des Wayne Shorter. „Musik ist ein Prozess“, erklärte es Shorter einmal, es sei wie die Reise der Lachse, die gegen den Strom schwimmen, nur dass er von seinen Musiker und seinen Zuhörern erwarte, dass sie bereit seien, „das nie Gedachte zu denken und offen zu sein, das nie Gehörte zu hören“.
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