Jason Aldean ist der Jon Bon Jovi der Country-Szene. „9“ gehört in die Charts

Jason-Aldean FOTO: Joseph Llanes

Der Country spielt in unseren Breiten eine musikalische Nebenrolle. Völlig zu Unrecht. Bevor wir anfangen aufzuzählen, was den deutschen Hörerinnen und Hörern (Hörenden?) da alles entgeht: Jason Aldean ist in den USA ein Superstar dieses Genres. Und sein neues Album 9 gehört auch bei uns in die Charts.

Von Dylan Cem Akalin

In der 1980er Jahren erreichte der Country dank seiner Melange mit dem Mainstreamrock a la Bon Jovi eine ungeahnte Popularität. An diese Zeit erinnert mich das neue Album 9 von Jason Aldean. So ein Song wie „Blame It On You“ hat genau das kleine Quäntchen Rock, um es in jede Radiostation zu schaffen. „Champagne Town“ den Schmelz einer guten Poprockcountry-Ballade. Und „Some Things You Don’t Forget“ die Sehnsucht von Marlboro-Country auf rockiger, SUV-tauglicher, staubiger Straße. Seit seinem selbstbetitelten Debüt im Jahr 2005 hat Aldean eine eigene Spur gefunden, die Rock und Country zu einem Sound kombiniert, der ihn immer wieder leicht identifiziert.

Aldeans neuntes Studioalbum folgt „Rearview Town“ (2018) und präsentiert 16 neue Songs, darunter die Lead-Single „We Back“ und mehrere andere zuvor schon veröffentlichte Songs wie „Blame It On You“, „Champagne Town“, „Got What I Got“ und „Keeping It Small Town“, „Camouflage Hat „, „Dirt We Were Raised On“ und „I Don’t Drink Anymore.“ Der Country-Star sagte mal: „Wenn wir jemals neun Alben machen, werde ich es 9 nennen. Das war in meinen Jugendjahren meine Baseball-Nummer, und es war einfach immer meine Glückszahl.“

„Jetzt geht es los“

Das Album startet mit „We Back“, ein Song mit einem kraftvollen Gitarrenriff, während Aldean über seine Rückkehr mit neuem Material singt. Klar werden da Vokabeln aus dem Country benutzt. Es ist ein Mutmacher-Song. In einem Statement erklärte Aldean dazu: „Als ich zur Country-Musik kam und mein Zeichen setzte, war es ein Knaller. Aber wir haben in den letzten Jahren nicht viel davon veröffentlicht. Dieses Lied sagt es einfach aus: ‚Dachten, wir wären weg, aber du liegst falsch – jetzt geht es los.'“

Der Mann, der schon mehr als 18 Millionen Alben verkauft hat und in seiner Heimat überwiegend in den größten Stadien und Arenen spielt, steht für einen modernen Country-Sound, der geprägt ist vom Rock’n‘Roll. Aldean ist sowas wie der Jon Bon Jovi der Country-Szene. Smart, gefühlvoll, der harte-Schale-weicher-Kern-Cowboy, der auch mal härtere Töne anschlägt, aber immer die gehörige Portion Charme in der Stimme trägt. Er öffnet die Grenzen des Country und verziert ihn mit etlichen Stilmitteln anderer Genres, ohne aber den Kern des Country aus dem Auge zu verlieren. Gerade deswegen könnte Jason Aldeans neues Album auch auf dem deutschen Musikmarkt erfolgreich sein.

Songs voller Kraft und Testosteron

So ein stadiontauglicher Song wie “Tattoos & Tequila” strotzt vor Kraft und Testosteron, “Got What I Got” ist beeinflusst vom R’n‘B. Die stärksten Nummern sind aber die schimmernde Rockballade „Blame It On You“ und „Keeping It Small Town“. Das sind Stücke, die ihn aus seiner Komfortzone verholen und mit denen er auch seinen treuen Fans etwas Frischeres bietet.

Interessanterweise gibt es auf 9 mehr Balladen als auf früheren Aldean-Alben, und das sind für mich die stärkeren Momente. Abgesehen von den beiden Songs, die ich erwähnt habe, ist „Got What I Got“ ein weiteres Highlight.