Ist er ein Chamäleon oder einfach der geborene Entertainer? Letzteres ist er unbestritten. Der Gitarrist und Sänger George Benson versteht es, Fans von Pop, Funk, Rhythm’n’Blues, Soul und Jazz gleichermaßen für sich zu begeistern. Diesen Beweis trat der achtfache Grammy-Preisträger am Samstagabend auf der Museumsmeile mit einem musikalischen Rausch seiner größten Hits an. So wandelbar und vielseitig Bensons musikalische Talente auch sind, so unberechenbar können seine Konzerte schon mal sein. Eindeutig popig und instrumental-jazzig haben seine Fans ihn schon erlebt, aber er ließ auch seine Gitarre öfters unbeachtet links liegen – zum Verdruss derjenigen, die seine unvergleichbaren, eleganten und groovigen Linien lieben.
In Bonn überraschte Benson mit einem fulminanten Auftritt, der nichts zu Wünschen übrig ließ. Zwar als Promotion-Tour für seine aktuelle CD „Irreplaceble“ (Universal/GRP) angekündigt, bleibt es bei einer einzigen Erwähnung der von souligen Balladen bestimmten Veröffentlichung: Sein Gitarrist Michael O’Neil weist vor der Zugabe darauf hin, dass es die CD mit einer attraktiven Afro-Amerikanerin auf dem Cover im Shop zu kaufen gibt. Ansonsten bedient Benson seine Fans zwei Stunden lang vorwiegend mit Stücken aus seinen Erfolgsalben aus den späten 70er und frühen 80er Jahren: Sein Repertoire entnahm er aus Alben von „Breezin'“ (1976) über „In Flight“ (1977) bis hin zu „In Your Eyes“ (1983) und bot als Zugabe eine überlange Version von „On Broadway“ aus dem millionenfach verkauften Album „Live in L.A.“ (1978).
Mit derlei durchaus tanzbarem Material war Benson auf jeden Fall auf der sicheren Seite, ließ es aber zwischendurch auch mal Swingen. Auf seinen beiden halbakustischen Ibanez-Gitarren zeigte sich der 61-Jährige mit immer wieder aufblitzender experimenteller Spielfreude. Dabei konnte er sich voll und ganz auf ein absolut professionelles Sextett im Rücken verlassen: Die von Keyboarder David Garfield geleitete Combo, zu der noch Stanley Banks (seit 28 Jahren für Benson am Bass), Tom Hall (Keyboards), Schlagzeuger Oscar Seaton, sein langjähriger Gitarrist/Sänger Michael O`Neil sowie die Tochter der Soul-Legende Donny Hathaway, Lalah, (Percussion/Gesang) gehören, ließ sich auch dann nicht aus der Ruhe bringen, wenn Benson mal völlig gegen den Strich spielte.
Mit seinem früheren Chef, dem Cool-Jazzer Miles Davis aber verband Benson am Samstag nur noch die Liebe zum Funk – und zu schwarzen Schweiß-Handtüchern, von denen eines ein weiblicher Fan glücklich mit nach Hause nehmen durfte
(Cem Akalin)