Der Freundeskreis um Max Herre feiern mit Joy Denalane sowie den Rappern Afrob und Megaloh auf dem Kunst!Rasen Bonn ihren alten und neuen Erfolg. 2500 Fans gehen nach fast zweidreiviertel Stunden glücklich und beschwingt nach Hause.
Von Dylan Cem Akalin
Eine Musik, wie geschaffen für einen lauen Sommerabend. Ziemlich gechillt und doch voller Energie, intelligent und voller Emotionen. Der souldurchflutete Hip-Hop des Freundeskreises mit Max Herre als zusammenhaltendes Element lässt Acid Jazz, House, Trip-Hop, Rock und Blues zu einem fließenden Körper werden. Rhythmus als Materie, Sprache als Grundsubstanz. Und dann die großartige Band rund um den Arrangeur Lillo Scrimali, die stets auf den Punkt spielt, immer mit dieser zu zurückhaltenden Dynamik, die zu einem knisternden Flirt gehört.
Apropos Flirt: Joy Denalane und Max Herre verstehen sich darauf äußerst gut. Das verliebte (Ehe)Paar lieferte sich nicht nur einige eindringliche Duette, sondern waren auch ein Augenschmaus, wie sie miteinander umgingen. Tja, „so leicht muss Liebe sein“.
Was für eine Stimme!
Aber Freundeskreis hat’s eh drauf. Und das schon seit gut zwei Dekaden. Tatsächlich erschien 1997 mit „Quadratur des Kreises“ (der Titeltrack war der Opener des Abends) ein Debütalbum, das für Aufsehen sorgte. Als Freundeskreis mixten Max Herre, Philippe A. Kayser alias Don Philippe und Martin Welzer alias DJ Friction Jazz, Reggae und Soul mit deutschsprachigem Hip-Hop und landeten mit der Single „A-N-N-A (immer wenn es regnet)“ gleich einen kommerziellen Erfolg. Klar, dass der auf der Setlist stehen musste.
Nach zwei Studio- und einem Live-Album ging jeder eigene Wege. Auf dem Kunst!Rasen gab’s nun also ein Wiedersehen mit den deutschen „Conscious Rap“-Urahnen und dem gewissermaßen erweiterten Freundeskreis: den Rappern Afrob und Megaloh sowie Deutschlands bester Soulsängerin Joy Denalane. Sie beschenkte das Publikum nicht nur wieder mit sensationellen Einlagen und zusammen mit Rachel als Backgroundsängerin, sondern auch mit einem eigenen Set. Für ihre eigenen Songs „Himmel berühren“, „Alles leuchtet“, „Elli Lou“ und „Was auch immer“ hat sich Joy aus der blauen FK-Uniform geschält und tanzt lebensbejahend im Blümchenkleid auf der Bühne. Meine Fresse, was hat die Frau für eine Stimme! Diese Kraft, der geschmeidige sympathische Belag auf der Reinheit schmiegt sich nicht nur in die Ohren, die Stimme umhüllt die ganze Haut.
Gefeiert wurde an diesem Abend nicht nur das 20-Jährige jenes Albums, sondern die Geschichte des deutschen Raps und Souls. „Du bist kein guter Rapper, wenn du den Soul nicht liebst“, ruft Joy gleich mehrmals ins Publikum. Wie recht sie hat! Der stimmige Mix aus Soul, Funk, Oldschool-Rap, Reggae und Popblüten klingt immer noch so frisch, vielleicht auch, weil er längst zur Stilrichtung geworden ist.
Afrob und Megaloh
Hit reiht sich an Hit an diesem Abend. Nach Denalanes Mittelteil geht es mit dem großartigen „Tabula rasa Pt. II“ und Megalohs Weitsicht-Rap „Dr. Cooper (Ich weiß)“ oder Afrobs Verbeugung vor dem Funk der Siebziger „Get up Frico Skit“ weiter. Anrührend das Duett „Mit dir“, in dem sich das Ehepaar Herre neckisch ansingt.
Nach dem Schlussakkord von „Wenn der Vorhang fällt“ lässt das Publikum aber nicht locker. Man will mehr. Als Zugabe gibt es noch eine Huldigung auf Udo Lindenberg, der, so erzählt Herre, vor vielen Jahren bei einem seiner ersten Konzerte in einem kleinen Club an der Reeperbahn gewesen sein soll. Und auch die Ton Steine Scherben bekommen eine musikalische Verbeugung. Was für ein wunderschöner Abend. Er fühlt sich wie Fliegen an…
Setlist:
Quadratur des Kreises
Esperanto
1ste Liebe Don Skit 1 / Ansage Max
Rap ist
FK10
Erste Schritte
Ruf deine Freunde an
Reimemoster Don Skit 4
A-N-N-A
Regenmacher
Cross The Tracks
JOY SET
Himmel berühren
Alles leuchtet
Elli Lou
Was auch immer
FK SET 2
Tabula Rasa 1&2
1992 / Enfants Terribles
Dr. Cooper
Fliegen / Zu elektrisch Don Skit 5
Mit dir
Pulsschlag / Exklusiviv
Get Up Frico Skit
Kore Bonvenon
Wenn der Vorhang fällt
FK Zugabe
Jeder Tag zuviel
Nebelschwadenbilder
Geschichte
Halt dich fest
