Ein unvergesslicher Abend: Robert Jon & The Wreck in der Harmonie Bonn

Robert Jon & the Wreck in der Harmonie 2024 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Von Dylan Akalin

Diese Band steht für Lebensfreude, für Leidenschaft, für eine Rock-Fusion zwischen Blackberry Smoke und Allman Brothers Band, für instrumentale Ausbrüche, Whiskey rauchigen Gesang – und tolle Live-Stimmung. Das muss erstmal eine Band schaffen, an einem Sonntagabend einen Musikclub wie die Harmonie in Bonn fast ausverkauft zu füllen. Der Auftritt von Robert Jon & The Wreck am Sonntag ist eine stimmungsvolle, musikalische Reise – ein intensives Erlebnis für jeden, der die Kraft des Blues und Country marmorierten Southern Rock liebt. Eine tolle Show mit ein dreiviertel Stunde reiner Spielzeit.

Robert Jon & the Wreck in der Harmonie 2024 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Die Band, bekannt für ihre energiegeladenen Shows und eingängigen Melodien, eröffnet den Abend mit „Pain No More“. Sehr Country mit noch etwas zurückhaltender Slidegitarre. Von der ersten Note an packt Robert Jon Burrisons warme, raue, soulige Stimme das Publikum und lässt keinen Zweifel an der Intensität des bevorstehenden Konzerts. Begleitet von wuchtigen Gitarrenriffs und einer felsenfesten Rhythmus-Sektion, versprüht die Band eine fesselnde Atmosphäre, die an die legendäre Größe des klassischen Southern Rock erinnerte, jedoch modern und ungezähmt.

„Trouble“ und „Hold On“

Mit stampfendem Rhythmus startet „Trouble“, wogegen der Chorus von „Hold On“ schon fast als Country-Pop durchgehen würde, wenn nicht noch diese harten Rockriffs wären. Die rohe Energie, die die Band von Anfang an verströmt, rüttelt das Publikum auf, viele tanzen.

Die Harmonie zwischen Gitarrenlinien und Bassläufen lässt die Songs wie ein kraftvoller Fluss durch den Raum strömen, und insbesondere der Wechsel zwischen dynamischen Höhen und gefühlvollen Tiefen zeigte die Vielseitigkeit und das Gespür der Band für Melodien. Besonders prägnant wirkt „Blame It on the Whiskey“ – den Andrew Espantman mit einem Marsch auf den Drums einleitet, Jake Abernathie hackt ein paar kehlige Piano-Akkorde in die Tasten. Der Song trägt den Herzschmerz auf den Vocals, wobei das Leid aber eine gewisse Lässigkeit in sich trägt. Es ist ein Song, der das Publikum zwar irgendwie zum Tanzen bringt, aber einen leicht bitteren Nachgeschmack zurücklässt. Burrisons unverwechselbare, rauchige Stimme verleiht der Melancholie dabei eine markante Authentizität. Und Henry James (Schneekluth) spielt am Ende ein wunderschönes, sehr Allman Brothers-mäßiges Gitarrensolo. Puh…

„Tired of Drinking Alone“

„Tired of Drinking Alone“ lebt auch von einer epischen Gitarre. James ist echt ein Juwel in dieser Band. Der Song nimmt das Publikum noch einmal emotional mit. Man kann förmlich die Sehnsucht und den Schmerz spüren, die die Band mit jeder Note transportiert. Ein langsamer Aufbau und die eindrucksvolle Gitarrenarbeit verstärken diesen Effekt. „Waiting For Your Man“ rüttelt mit einem wilden Intro auf, die Trommeln treiben die rockige Orgel an. „Rescue Train“ ist cool, sehr bluesy, die Instrumente sind zurückhaltend eingesetzt, die Gitarre unterstützt den abgehobenen Gesang, auf dem Mikrofon ist viel Hall eingestellt, als die Orgel die Führung übernimmt wird das Gesamtbild ausgelassener, James und Abernathie verausgaben sich geradezu mit ihren Soloperformances.

Robert Jon & the Wreck in der Harmonie 2024 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Das Set nach der Pause ist fast noch besser als der erste Teil. Die Band spielt jedenfalls mit unverwechselbarer Energie und Spielfreude weiter. „Red Moon Rising“ bereitet dem Publikum eine besonders emotionale Achterbahnfahrt. Nur Bass und Drums leiten in eine leicht psychedelische Stimmung über, als die Gitarre schreiend die Luft zerteilt. Das Synthi hat beim Solo einen fantastischen Sound. Fast ein wenig jazzig beginnt „When I Die“, eine lässige Ballade, die dann doch mehr in die Country-Richtung geht.

„Oh Miss Carolina“

Mit „Oh Miss Carolina“ gibt es den ersten lauten Singalong des Publikums – eh ein Song wie geschaffen für eine Live-Performance. Er entfaltet seine ganze Magie erst auf der Bühne, wo die Bandmitglieder voll und ganz in ihre Instrumente und die Melodien eintauchen. Wieder etwas Psychedelic Rock scheint durch „Ballad of a Broken Hearted Man“ – mit einem Solo, so stark, so intensiv, dass es einen strammen Baum zu Fall bringen könnte.

„Shine a Light on Me Brother“

Die Intensität erreicht einen weiteren Höhepunkt mit „Shine a Light on Me Brother“, einem Song, der fast hymnisch wirkt. Die kraftvollen, hymnischen Akkorde, das Zusammenspiel von James und Robert Jon erinnern an die besten Momente des Southern Rock, vielleicht sogar ein wenig an Lynyrd Skynyrd. Jeder Ton scheint ein Tribut an die musikalischen Wurzeln der Band zu sein.

Robert Jon & the Wreck in der Harmonie 2024 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Zur Zugabe gibt es dann erneut wahrhaft elektrisierende Momente: „Cold Night“. Die Gitarrenriffs ziehen nach einem funky Intro noch einmal alle Register, dazu passagenweise unisono gespielte Gitarrenlinien, und Robert Jons steht da breitbeinig und stolz wie ein texanischer Rebell und lässt seine Stimme wie einen letzten, leidenschaftlichen Appell erklingen. Die Band spielt mit voller Wucht, als wolle sie die Zuhörer mit einem bleibenden Eindruck entlassen – und das gelingt ihr meisterhaft. Ein unvergesslicher Abend.

Robert Jon & the Wreck in der Harmonie 2024 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Setlist Robert Jon & The Wreck Bonn

Pain No More
Trouble
Hold On
Blame It On The Whiskey
Tired Of Drinking Alone
Waiting For Your Man
Rescue Train

Set 2

Red Moon Rising
When I Die
Oh Miss Carolina
Ballad Of A Broken Hearted Man
Shine A Light On Me Brother

Encore

Cold Night

Robert Jon & the Wreck in der Harmonie 2024 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Robert Jon & the Wreck in der Harmonie 2024 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Robert Jon & the Wreck in der Harmonie 2024 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Robert Jon & the Wreck in der Harmonie 2024 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Robert Jon & the Wreck in der Harmonie 2024 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Robert Jon & the Wreck in der Harmonie 2024 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Robert Jon & the Wreck in der Harmonie 2024 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
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