Ein Leben für den Blues: der britische Musiker John Mayall ist im Alter von 90 Jahren gestorben

Was Eric Clapton über John Mayalls Tod sagt

John Mayall Köln 2017 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Von Dylan C. Akalin

Als ich John Mayall das erste Mal live gesehen habe, war ich 20 Jahre alt. Das war 1979 beim Rock-Forum Festival bei der Bundesgartenschau Bonn. Da spielte noch Krokus, Schroeder Roadshow und einige andere Bands. Danach habe ich ihn in langen Abständen immer wieder gesehen – zuletzt auf seiner 85th Anniversary Tour. Und wir haben ihn als ziemlich gut aufgelegten Musiker erlebt, der immer noch eine Menge Feuer und Leidenschaft in sich zu haben schien. Am Montag ist John Mayall im Alter von 90 Jahren in seiner Wahlheimat Kalifornien verstorben. Mit seinem Tod verliert die Musikwelt eine ihrer herausragendsten Persönlichkeiten, einen Mann, der den Blues wie kein anderer in Europa populär gemacht hat.

Das sagt Eric Clapton zum Tod von John Mayall

Eric Clapton veröffentlichte gleich ein Video auf Facebook, auf dem er diese Worte an seinen Freund und die Fans richtete:

„Ich möchte ein paar Worte über meinen Freund John sagen, der, wie ich erfahren habe, letzte Nacht oder irgendwann verstorben ist. Ich möchte Chief Lee danken, der mich aus der Vergessenheit gerettet hat, und Gott weiß wovor noch? Als ich ein junger Mann war, etwa 18 oder 19 Jahre alt, als ich beschloss, mit der Musik aufzuhören, fand er mich und nahm mich bei sich zu Hause auf, bat mich, seiner Band beizutreten, und ich blieb bei ihm, und ich sollte lernen, was ich heute wirklich kann, was Technik und den Wunsch angeht, die Art von Musik zu spielen, die ich gerne spiele. Ich habe all meine Recherchen über den Chicago Blues in seinem Haus und mit seiner Plattensammlung durchgeführt. Aber er war so ein Experte, und ich spielte ein paar Jahre lang mit Hughie [Flint] und John [McVie] in dieser Band.

Und es war eine fantastische Erfahrung, und er sagte mir, dass es in Ordnung sei, einfach zu sein und die Musik zu spielen, die man spielen möchte, ohne sich zu verkleiden oder anderen zu gefallen, egal, ob es ihnen gefällt oder nicht, mir selbst zuzuhören, meine eigenen oder meine eigenen Motivationen auszuprobieren. Und er war mein Mentor und auch ein Ersatzvater, und er hat mir alles beigebracht, was ich wirklich weiß, und er hat mir den Mut und die Begeisterung gegeben, mich ohne Angst und ohne Grenzen auszudrücken.

Ich liebe dich und wir sehen uns demnächst, aber noch nicht so bald

Und alles, was ich ihm im Gegenzug gab, war, wie viel Spaß es machte, zu trinken und Frauen zu erobern, obwohl er schon ein Familienvater war. Und ich möchte das wiedergutmachen. Ich habe das getan, als er noch lebte, und ich habe offensichtlich gelernt, dass das nicht der beste Weg ist, weiterzumachen, aber ich werde ihn vermissen, aber ich hoffe, ihn auf der anderen Seite wiederzusehen.

Also danke, John. Ich liebe dich und wir sehen uns demnächst, aber noch nicht so bald. Noch nicht, wie es im Gladiator-Film heißt, Gott segne dich. Danke.“

Die Bluesbreakers

John Mayall wurde am 29. November 1933 in Macclesfield, England, geboren. Schon in jungen Jahren fand er zur Musik, inspiriert von seinem Vater, einem Jazzgitarristen und Plattensammler. Der junge Mayall lernte zunächst Klavier, bevor er seine Liebe zur Mundharmonika und zur Gitarre entdeckte. Seine musikalische Karriere begann jedoch erst richtig, als er 1963 die Band „John Mayall & the Bluesbreakers“ gründete.

Mit den Bluesbreakers schuf Mayall eine Plattform für einige der talentiertesten Musiker jener Zeit, die später selbst zu Legenden werden sollten. Seine Band diente als Sprungbrett für Eric Clapton, der durch die Zusammenarbeit mit Mayall internationalen Ruhm erlangte. Clapton spielte auf dem bahnbrechenden Album „Blues Breakers with Eric Clapton“, das 1966 veröffentlicht wurde und heute als ein Meilenstein des Blues gilt.

Auch Peter Green und Mick Fleetwood, die später Fleetwood Mac gründeten, sowie Mick Taylor, der zu den Rolling Stones wechselte, begannen ihre Karrieren bei den Bluesbreakers. Dies unterstreicht Mayalls Rolle als Talentförderer und Mentor, der vielen jungen Musikern den Weg ebnete.

Bandleader und Mentor

Mayall war jedoch nicht nur als Bandleader und Mentor bedeutend, sondern auch als innovativer Musiker und Songwriter. Mit einer Vielzahl von Alben experimentierte er mit verschiedenen Stilen und erweiterte die Grenzen des Blues, indem er Elemente aus Rock, Jazz und sogar Weltmusik integrierte. Alben wie „Bare Wires“, „Blues from Laurel Canyon“ und „The Turning Point“ zeigen seine Vielseitigkeit und kreative Energie.

Sein Einfluss reichte weit über die britische Blues-Szene hinaus. Mayall spielte weltweit auf den großen Bühnen und seine Musik inspirierte Generationen von Bluesmusikern und -liebhabern. Sein Engagement für den Blues und seine unermüdliche Energie machten ihn zu einem der wichtigsten Botschafter dieses Musikgenres.

Gitarre, Keyboard und Mundharmonika

John Mayall war ein vielseitiger Musiker, dessen Talent sich auf mehrere Instrumente erstreckte, darunter Gitarre, Keyboard und Mundharmonika. Sein Gitarrenstil war stark von den amerikanischen Bluesgrößen wie B.B. King, Freddie King und T-Bone Walker beeinflusst. Er bevorzugte klare, melodische Linien und legte großen Wert auf Ausdruck und Gefühl in seinem Spiel. Seine Technik war geprägt von einem präzisen Anschlag und einer besonderen Aufmerksamkeit für Nuancen in der Dynamik. Mayall war nicht der virtuoseste Gitarrist, aber seine Fähigkeit, Emotionen durch sein Spiel zu vermitteln, machte ihn zu einem Meister seines Fachs. Er nutzte häufig Bottleneck-Techniken und spielte sowohl akustische als auch elektrische Gitarre mit einer Vorliebe für Fender- und Gibson-Modelle.

Am Keyboard zeigte John Mayall seine Vielseitigkeit und sein tiefes Verständnis für die Harmonik des Blues. Er spielte meist Klavier und Hammond-Orgel, wobei er eine stilistische Brücke zwischen Blues, Jazz und Rock schlug. Sein Spiel war rhythmisch komplex und melodisch einfallsreich, oft angereichert durch improvisierte Passagen, die seine Fähigkeit zur spontanen Kreativität demonstrierten.

Mayalls Talent auf der Mundharmonika war beeindruckend, auch zuletzt noch, vielleicht beeindruckender noch als sein Gitarrenspiel, und zeigte seine tief verwurzelte Verbindung zum traditionellen Blues. Mayall nutzte die Mundharmonika sowohl als Lead- als auch als Rhythmusinstrument.