Cat Stevens begeistert als Yusuf Islam in Düsseldorf mit neuen Liedern und alten Hits.
Von Dylan Cem Akalin
Was für eine Zeitreise! Es hatte was von einem Klassentreffen nach nach vielen, vielen Jahren. Haare und Bart sind weiß, der Mann in der unauffälligen Lederjacke und den bescheidenen Baumwollhosen scheint so gar nichts mehr zu tun zu haben mit dem 28-Jährigen, wie wir ihn noch vor 38 Jahren erlebt haben. Cat Stevens nannte er sich damals, und der Mädchenschwarm mit den dunklen Locken sang verträumt, mit einer geradezu schüchternen Zurückhaltung von Liebe, Sehnsucht und Verlust. Heute nennt er sich Yusuf Islam, und das Bühnenbild in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Hall mit der alten Bahnhofsstation im Westernlook signalisiert die Botschaft des Abends: Ich war eigentlich nie weg, ich befand mich nur auf einer langen Reise, aber ich bin zurück.
Die Stimmung unter den 3400 Fans ist zunächst etwas gedämpft. Da ist die Spannung, die bange Befürchtung, dass da vielleicht mehr Yusuf und weniger Cat Stevens sein könnte. Hat er sich verändert? Und das, obwohl der 66-Jährige gleich mit einem seiner Hits den Abend eröffnet. „Moonshadow“, von dem er mal sagte, es sei eines seiner Lieblingslieder, weil es ein Lied über die unerschütterliche Hoffnung sei. Ist das schon eine Message? Dann geht es ganz weit zurück, in die Zeit, wo der Sohn eines Zyprioten und einer Schwedin in London mit 18, 19 Jahren unsagbaren Erfolg hatte mit Songs wie „Here Comes My Baby“ oder „I Love My Dog“, das er in einer etwas jazzigen Version vortrug.
Und als er nach „Sad Lisa“ „Sitting“ anstimmt, da merkt man plötzlich, dass die Texte des jungen Stevens sich tatsächlich übertragen lassen ins Heute: „Oh I’m on my way, I know I am, somewhere not so far from here“. Und man fragt sich, warum man so manchen Text damals nicht altklug empfand, so wie bei „O Very Young“, in dem es um die Vergänglichkeit der Jugend geht, darum, dass man nur sehr wenig Zeit für seinen Tanz auf dieser Erde hat und die Träume so schnell verblassen wie das Blau der Jeans.
Bei „Where Do Children Play“ scheint der Bann zwischen dem ruhigen, sehr entspannt wirkenden Künstler und den Fans endgültig gebrochen. Ja, seine Stimme ist tiefer und brüchiger geworden. Doch es ist immer noch Cat Stevens, auch bei den Blues- und R ’n B-Nummern, die er einstreut. Es bleibt immer dieser charakteristische sehnsüchtige Sound der „Katze“ in der Stimme. Aus manchen Nummern hat er das Tempo etwas rausgenommen. Und wenn da noch eine Traurigkeit in der Stimme ist, dann ist es nicht mehr die des Verliebten, sondern eher die des Trauernden. „The First Cut Is The Deepest“ singt eben nicht mehr jener 19-Jährige, der die erste unglückliche Liebe hinter sich hat, sondern der Alte, der den Jungen tröstet. „Father and Son“ bekommt so eine neue Authentizität, aber so mancher Song bekommt auch eine züchtige Glättung. Ganz am Schluss lässt er bei „Wild World“ sogar das „böse Mädchen“ weg. Es ist nicht mehr das Lied des Jungen, der sich auch körperlich nach seinem Mädchen sehnt, sondern die mahnenden Worte eines Vaters. Mein Höhepunkt des Abends: „The Foreigner Suite“. Hier ist er ganz Cat Stevens, klar, leidenschaftlich, unverstellt – fast wie vor 38 Jahren. Am Schluss gibt es verdienten begeisterten Applaus.