Die Stray Cats werden 40 – und kein bisschen leiser

STRAY CATS_19_I - Photo by Russ Harrington

The Stray Cats
40
Veröffentlichung: 24. Mai 2019
Label: Surfdog Records Ada

Sie klingen, als wären sie nie weg gewesen. Schon bei den ersten Takten von „Cat Fight (Over a Dog Like Me)“ hat man das Gefühl, als wären wir mitten drin in der Blütezeit der Stray Cats. Und die Cats haben nichts von dem unverwechselbaren Rockabilly-Sound verloren, den die Fans schon Anfang der 80er Jahre an ihnen liebten. Das amerikanische Rock’n’Roll-Trio um Brian Setzer (Gitarre, Gesang), Lee Rocker (Bass, Gesang) und Slim Jim Phantom (Schlagzeug, Gesang) feiern mit „40“ – wie soll es auch anders sein? – ihr 40-jähriges Bestehen.

Von Dylan Cem Akalin

Der Rhythmus ist sofort erkennbar, und Setzers ansteckenden hallversetzten Gitarrenlicks machen Lust auf Tanzen. Dieser Up-Tempo-Track ist zwar nur 2 Minuten und 14 Sekunden kurz, kündigt aber an, wie der Rest der Platte sein wird. Jeder Track auf diesem Album ist von ähnlichem zeitlosen Sound, der das Trio so erfolgreich gemacht hat. Man kann sich richtig vorstellen, dass Rock’n’Roll-Nummern wie „Rock It Off“ und „Ive Got Love If You Want It“ auf einer alten Wurlitzer-Jukebox in einem amerikanischen Diner oder einer Tanzhalle aus den 50er Jahren gespielt werden. In unserem Kopf werden Bilder aus „American Graffiti“ und „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ wach.

Aber der hypnotische Groove von „Cry Danger“ und das instrumentale „Desperado“ bringen wiederum Elemente des Surf-Rocks auf die CD. Vor allem „Desperado“ scheint unter dem Einfluss eines Quentin Tarantino-Films entstanden zu sein. Richtig klasse!

Das erste Album seit 26 Jahren

Und das Gefühl von „When Nothing’s Going Right“ kennen wir ja wohl auch alle: „Wenn nichts recht läuft, geh einfach mal links herum“. Die Truppe hat zu alledem ihren Witz nicht verloren, und sie steigert das Tempo mit rockabilly-aufrührerischen Nummern wie  „Three Times a Charm“ und „Mean Picking Mama“ im unverwechselbaren Stray Cats-Sound. „I´ll Be Looking Out For You“ hat ein paar glühende Gitarreneinsätze, und man fragt sich unweigerlich, wo das Trio die letzten 26 Jahre geblieben ist?

Gitarrist, Sänger und Frontmann Brian Setzer war in dieser Abwesenheit der Band der erfolgreichste  der drei. Auch die beiden anderen hatten ihre Soloprojekte. Dies aber ist tatsächlich das erste Originalalbum des Trios seit 26 Jahren. Es ist so gesehen eher ein Wiedersehen als ein Jubiläum. Es ist jedenfalls vier Jahrzehnte her, dass das Trio aus Massapequa, Long Island, nach Großbritannien flog, um die Welle der aufkeimenden Wiederbelebung des Rockabillys zu surfen, um dann von dort aus den Siegeszug durch die USA und den Rest Europas anzutreten. Es war ein aufstrebender TV-Sender namens MTV, das 1982 die farbenfrohen Videos der Cats um die Welt sendete.

Die Musik musste nicht radikal neu erfunden werden

Sicherlich hatte niemand ernsthaft damit gerechnet, dass die Stray Cats auf ihrem neuen Album ihren krassen, öligen 50er- und 60er-Jahre-Rock radikal neu erfinden würden. Was wir auf „40“ bekommen, ist genau das – zwölf Stücke, die genauso gut auf ihrem Debüt 1981 gewesen sein könnten. Ihre Riffs auf Songs wie „Rock It Off“, „Mean Pickin‘ Mama“ oder „That’s Messed Up“ haben wir zwar schon von Rockabilly-Künstlern wie Gene Vincent, Eddie Cochran, Carl Perkins, Chuck Berry und Elvis gehört… na und? Die Musik ist einfach hinreißend.

Das sagen die Musiker zum neuen Album:

Brian Setzer: „Ihr müsst verstehen wie einzigartig The STRAY CATS sind. Ich spiele eine alte Hollowbody-Gitarre, Slim Jim sitzt am Schlagzeug und Lee Rocker am Kontrabass. Ich hatte neue Songs geschrieben und irgendwie haben wir mit dieser einfachen Idee einen neuen, spannenden Sound erschaffen.“

Lee Rocker: „Dieses Album fühlt sich so an, als wäre es unser erstes. Es ist so natürlich. Während der Aufnahmen taten wir so, als würden wir ein Konzert spielen. Wir standen nebeneinander in einem Raum und nahmen alles live auf. Die Amps waren auf 10 gedreht und wir konnten die Magie und die sprühenden Funken einfangen, die entstehen, wenn eine Band einfach großartig ist.“

Slim Jim Phantom: “Wir waren sehr, sehr fokussiert, als wir ins Studio gingen. Es fühlte sich an, als wäre seit unserem letzten Album kaum Zeit vergangen. Alles war natürlich und vertraut. Wir standen alle in einer Reihe, jeder konnte die anderen wie bei einem Konzert ansehen. Das haben wir für dieses Album aufgegriffen. Die Moderne trifft auf das Traditionelle, das hat uns schon immer inspiriert.“

Tracklisting:

  1. Cat Fight (Over A Dog Like Me)
  2. Rock It Off
  3. I’ve Got Love If You Want It
  4. Cry Danger
  5. I Attract Trouble
  6. Three Time’s A Charm
  7. That’s Messed Up
  8. When Nothing’s Going Right
  9. Desperado
  10. Mean Pickin’ Mama
  11. I’ll Be Looking Out For You
  12. Devil Train

Bonus Tracks (nur auf dem Boxset)
+ Cry Baby (Live in Orange County, CA 2018)
+ Double Talkin’ Baby (Live in Orange County, CA 2018)

The STRAY CATS live:

01.07.19               NL-Amsterdam, AFAS Live
03.07.19               Berlin, Columbiahalle
04.07.19               Köln, Palladium
09.07.19               Stuttgart, Killesberg
11.07.19               München, Zenith