Die Deluxe-Neuauflage von Madeleine Peyroux’ „Careless Love“ umfasst das gefeierte Originalalbum in einer remasterten Version sowie ein bisher unveröffentlichtes Live-Set, das 2005 beim spanischen Festival de Jazz de Vitoria-Gasteiz vollständig aufgenommen wurde. „Careless Love“ gibt es als 2-CD-Set und auf 180-Gramm-Vinyl als 3-LP-Set.
Von Dylan Cem Akalin
1996 veröffentlichte Madeine Peyroux ein Debütalbum mit dem Titel „Dreamland“, das dadurch faszinierte, weil sie mit ihrer Stimme das Anstößige und Verletzbare aus Billie Holiday und das Intellektuelle der französischen Subkultur vereinte. Danach hörte man eine ganze Weile nichts mehr von ihr, weil sie Probleme mit den Stimmbändern hatte. Als ihre Stimme 2004 endlich wieder genesen war, wurde sie von dem Produzenten Larry Klein wiederentdeckt, der sie unter anderem mit allen so wunderbaren Musikern wie Larry Goldings (Keyboards), Dean Parks (Gitarre), David Piltch (Drums) und Scott Amendola (Persussions) zusammenbrachte. Die neue Deluxe-Ausgabe von „Careless Love“ enthält neben dem remasterten Originalalbum, das großartig klingt, und ein zuvor unveröffentlichtes Konzert in Spanien vom Juli 2005 – ein wunderbares Zeit- und Tondokument aus der Zeit, als sie gerade wieder auf die Bühne trat. Eine einzigartige Aufnahme. (Weitere Informationen hier)
Peyroux wurde ja schon immer mit Holiday in Verbindung gebracht, vor allem wegen ihrer Phrasierung, die so an die wunderbare legendäre Jazzsängerin erinnert. Peyroux hat es indes geschafft, sich diesen einzigartigen Sound zu eigen zu machen, insbesondere auf diesem Album mit lakonischen Versionen von „You’re Gonna Make Me Lonesome When You Go“ und „Weary Blues“. Der Opener „Dance Me To The End of Love“ fängt perfekt ihren persönlichen Stil ein, der Chanson, Jazz und Finessen des Blues zu einer eigenen Ausdrucksform verschmilzt – was wohl auch auf ihre ungewöhnliche Biografie zurückzuführen ist: Madeleine Peyroux wurde 1974 in Georgia geboren und wuchs in Brooklyn, Kalifornien und Paris auf.
Zum Repertoire gehören auch ein paar Melodien von ihrem Debüt wie „Walking After Midnight“, eine sehr an Holiday orientierte Version von „I Hear Music“ und „Destination Moon“. Aber sie präsentiert hauptsächlich Songs aus „Careless Love“ – mit viel spontanem Live-Gefühl und in großartiger Form. Darunter auch „Don’t Wait Too Long“, den Madeleine mitgeschrieben hat oder Leonard Cohens „Dance Me to the End of Love“ in einer erstklassigen Bearbeitung. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, der Song sei extra für sie geschrieben worden.
Wir hören eine Sängerin, die aufgrund ihres ganz eigenen Sounds weit über den Durchschnitt hinausragt. Timbre und Biegungen sind sehr speziell und erinnern natürlich ein wenig an Billie Holiday. Sie hat die volle Kontrolle über ihre Stimme und produziert fesselnde Vocals. Und man denkt gleich: Diese Künstlerin verdient Aufmerksamkeit. Selten findet man ein Album, das so rein und unaufdringlich ist, aber gleichzeitig die Essenz dessen berührt, was Musik ausmacht. Dezent und unschuldig und dennoch mit dieser schwülen Note, die an Ella Fitzgerald erinnert. Das gesamte Album ist ein Balsam für die Seele.